Schwäbische Zeitung (Laupheim)
6000 Hopfendrähte gestupft
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GUMMENDORF/TETTNANG - Als Bildungseinrichtungen müssen auch Fahrschulen in Zeiten der CoronaPandemie die Arbeit ruhen lassen. Die Fahrlehrer des Maschinenrings Biberach, der junge Menschen vor allem im Bereich Lkw, Traktor und Bus, aber auch Pkw ausbildet, haben ihre Verbindungen zur Landwirtschaft genutzt und sich in der Zwangspause neue Fähigkeiten angeeignet: die Kunst des Hopfenstupfens.
Mit der Idee rannten Marc Böttcher, Michael Kahle, Volker Eisenmann und Marita Waibel bei Wolfgang Staib in Tettnang offene Türen ein. Dem Hopfenbauer fehlten aufgrund der Grenzschließung wegen der Corona-Pandemie Saisonkräfte für die Vorbereitung seiner Hopfengärten.
Dort stecken teils jahrzehntealte Hopfenstöcke im Boden. Im Frühjahr müssen sie „gestupft“werden. Das heißt, mit einem speziellen Hopfenstupfer werden zwei Drähte neben der Pflanze im Boden versenkt. Die Drähte sind auf sieben Meter Höhe mit Querdrähten verbunden. Daraus ergibt sich die Rankhilfe für Hopfenpflanzen.
Zwei Tage haben der verantwortliche Fahrschulleiter Michael Kahle und seine Mitarbeiter beim Hopfenstupfen geholfen. Als die ersten kleinen Anlaufschwierigkeiten überwunden waren, bestückten sie von morgens bis abends nicht weniger als insgesamt 3000 Pflanzen mit insgesamt 6000 Drähten.
Für die Fahrlehrer, die ja grundsätzlich im Sitzen arbeiten, war das eine „tolle Erfahrung“, sagt Michael Kahle. „In der Natur arbeiten, die bäuerliche Gemeinschaft erleben, wo man sich um neun Uhr zur Brotzeit trifft, das war wunderbar – auch wenn uns abends alle Knochen weh getan haben.“
Bis der Hopfen geerntet und zum Bierbrauen verwendet wird, dauert es noch etwas. Nach dem Stupfen, erläutert der neue Hopfenexperte, folgt das „Anweiden“, also das Heranführen der Hopfentriebe an die gespannten Drähte.
Auch hierbei würden die Fahrlehrer gerne in Tettnang helfen. Noch lieber aber, bekennt Michael Kahle, wollen sie, dass nach den Osterferien wieder Normalität einkehrt und sie Fahrstunden geben dürfen.