Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Relevanz der Systemrelevanz
Aus gegebenem Anlass wollen wir uns ein wenig mit der Systemrelevanz beschäftigen. Der Begriff entstammt nicht direkt dem Schwäbischen, hat vielmehr einen Migrationshintergrund, ist aber derzeit in aller Munde. Also: In den vergangenen Tagen durften wir zur Kenntnis nehmen, dass beispielsweise ein Heimwerkermarkt viel systemrelevanter ist als ein Gottesdienst. Das hat vermutlich damit zu tun, dass in den Kirchen keine Kassiererinnen tätig sind, während in den Baumärkten der Rubel rollt. Es kann auch sein, dass die Corona-Viren
die Baumärkte meiden, weil sie sich dort durch die vielen Leute in ihrer Arbeit gestört und belästigt fühlen. In den Kirchen hätten sie dagegen weitgehend ihre Ruhe.
Im privaten System wächst synchron mit dem Haarschopf die Relevanz des seit Jahren bewährten Friseurs. Es ist rätselhaft, weshalb er es nicht schafft, sich in seinem Homeoffice eine Schutzmaske überzustülpen und uns einen ordentlichen Schnitt zu übermitteln. Darüber wird nach der Seuche zu reden sein. Nichts geändert hat sich an der minimalen privaten Systemrelevanz von
Kamillentee, Buttermilch und langen Unterhosen. Ihre hohe Relevanz bewahrt haben sich Barolo, Sangiovese, Riesling sowie ein paar artverwandte Arzneimittel. Komplett irrelevant bleiben Gallensteine, Zahnstein, Bauchweh, Zecken sowie asiatische Tigermücken. Dass Letztere seit ein paar Jahren im heimischen Wildtierhandel auftauchen, das hat wohl das Parteilein FDP mit seinem grenzenlosen Liberalismus zu verantworten. Der Nachweis wird bald erbracht sein, aber dann ist es zu spät. (vp)