Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wenn die Klavierlehrerin über Videochat ins Haus kommt
Musikschule Laupheim hat wegen der Corona-Pandemie auf digitalen Unterricht umgestellt – das funktioniert
GLAUPHEIM - Vesselina VassilevaGeiselmann unterrichtet Klavier an der städtischen Musikschule Gregorianum in Laupheim. In Zeiten der Corona-Krise können die Schüler aber nicht mehr zu ihren Lehrern – deshalb kommen die Lehrer der Musikschule nun über Videochat ins Wohnzimmer ihrer Schüler. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sieht Vassileva-Geiselmann vor allem die Vorteile daran.
„Es ist nicht einfach, aber nicht unmöglich“, sagt Vassileva-Geiselmann. Für ihren Unterricht hat sich die Klavierlehrerin extra ein Stativ für ihr iPad gekauft. „So können die Schüler mich sehen und ich kann ihnen auch mal was zeigen“, sagt sie. Es habe ein bisschen gedauert, bis sie ihren Unterricht optimiert habe. Aber inzwischen haben auch ihre Schüler die Handys so ausgerichtet, dass Vassileva-Geiselmann alles sehen kann: Haltung, Noten, die Finger – und natürlich die Schüler selbst. „Sie haben von Anfang an mit Begeisterung mitgemacht“, erzählt die Lehrerin.
Am 17. März hat die Musikschule begonnen, ihren Unterricht über Videochats oder über das Telefon zu geben. „Technisch war das natürlich eine Umstellung. Manche Kollegen hatten damit noch gar keine Erfahrung“, sagt Richard Brenner, der Leiter der Musikschule Gregorianum. Auch er gibt den Unterricht nun digital. „Es ist natürlich nicht vergleichbar, aber man sieht die Schüler, man hört sie und sie merken, dass wir Musiklehrer uns wirklich um sie kümmern“, sagt er. sich vorbildlich.
Ein bisschen Stolz schwingt in der Stimme der Klavierlehrerin mit. „Die Kinder sind eh schon eingesperrt und können nicht in Vereine gehen oder sich mit Freunden treffen. Der Musikunterricht ist ein Hobby, das sie jetzt trotzdem ausführen können“, sagt sie. Und sie sieht auch noch einen weiteren positiven Aspekt: „Die Eltern bekommen nun einen Einblick, den sie vorher nicht hatten.“So könnten die Eltern überhaupt mal sehen, was im Unterricht gemacht wird und wo ihr Kind möglicherweise Übungsbedarf hat. Viele Eltern haben Vassileva-Geiselmann auch schon erzählt, wie froh sie sind, dass ihre Kinder durch den Unterricht wieder einen festen Termin in der Woche haben. „Das gibt ihnen ein bisschen Struktur“, sagt die Klavierlehrerin.
„Der Unterricht funktioniert unter dem Vorbehalt, dass die Situation eine Ausnahme bleibt“, sagt Richard Brenner. Wann wieder normaler Unterricht stattfinden kann, weiß er nicht: „Das hängt von den Entscheidungen des Kultusministeriums ab.“
Die Musiklehrer arbeiten trotz der Corona-Krise in Vollzeit und werden auch voll bezahlt. „Die Gebühren für ausgefallenen Unterricht erstatten wir natürlich zurück, wenn die Eltern das wollen“, sagt Brenner. Er hofft, dass die Ausfälle nicht zu groß werden. Momentan gebe es aber keine Alternative als den digitalen Unterricht. „Die Alternative ist, nichts zu tun“, sagt Vesselina Vassileva-Geiselmann. Und das wäre auf jeden Fall falsch.
„Auch wir Lehrer werden jetzt gefordert und lernen etwas dabei“, sagt die Klavierlehrerin. Wo vorher vielleicht noch Abneigung gegen die Technik bestand, sehe man jetzt, was damit alles geht. Und das könnte auch für die Zukunft wertvoll sein. „Wenn ein Schüler nicht zum Unterricht kommen kann, weil die Eltern ihn beispielsweise nicht bringen können oder weil es im Winter zu glatt ist, könnte man den Unterricht wieder digital machen“, sagt sie. Weil der Unterricht in der Anfangszeit ausgefallen sei, habe sie ihren Schülern angeboten, auch in den Ferien zu unterrichten, und die haben das dankbar angenommen. Vassileva-Geiselmann ist deshalb den ganzen Tag beschäftigt – auch, wenn das für sie anstrengend ist. Die Klavierlehrerin sieht das aber positiv: „Man wächst mit seinen Aufgaben!“