Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn die Klavierleh­rerin über Videochat ins Haus kommt

Musikschul­e Laupheim hat wegen der Corona-Pandemie auf digitalen Unterricht umgestellt – das funktionie­rt

- Von Helen Belz Von 14 bis 20.30 Uhr sitzt Vassileva-Geiselmann nun an manchen Tagen vor ihrem iPad am Klavier. „Das ist sehr anstrengen­d, ich kann ja nicht zwischendu­rch aufstehen – dann bin ich nicht mehr im Bild“, erzählt sie. Besonders die zeitliche V

GLAUPHEIM - Vesselina VassilevaG­eiselmann unterricht­et Klavier an der städtische­n Musikschul­e Gregorianu­m in Laupheim. In Zeiten der Corona-Krise können die Schüler aber nicht mehr zu ihren Lehrern – deshalb kommen die Lehrer der Musikschul­e nun über Videochat ins Wohnzimmer ihrer Schüler. Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten sieht Vassileva-Geiselmann vor allem die Vorteile daran.

„Es ist nicht einfach, aber nicht unmöglich“, sagt Vassileva-Geiselmann. Für ihren Unterricht hat sich die Klavierleh­rerin extra ein Stativ für ihr iPad gekauft. „So können die Schüler mich sehen und ich kann ihnen auch mal was zeigen“, sagt sie. Es habe ein bisschen gedauert, bis sie ihren Unterricht optimiert habe. Aber inzwischen haben auch ihre Schüler die Handys so ausgericht­et, dass Vassileva-Geiselmann alles sehen kann: Haltung, Noten, die Finger – und natürlich die Schüler selbst. „Sie haben von Anfang an mit Begeisteru­ng mitgemacht“, erzählt die Lehrerin.

Am 17. März hat die Musikschul­e begonnen, ihren Unterricht über Videochats oder über das Telefon zu geben. „Technisch war das natürlich eine Umstellung. Manche Kollegen hatten damit noch gar keine Erfahrung“, sagt Richard Brenner, der Leiter der Musikschul­e Gregorianu­m. Auch er gibt den Unterricht nun digital. „Es ist natürlich nicht vergleichb­ar, aber man sieht die Schüler, man hört sie und sie merken, dass wir Musiklehre­r uns wirklich um sie kümmern“, sagt er. sich vorbildlic­h.

Ein bisschen Stolz schwingt in der Stimme der Klavierleh­rerin mit. „Die Kinder sind eh schon eingesperr­t und können nicht in Vereine gehen oder sich mit Freunden treffen. Der Musikunter­richt ist ein Hobby, das sie jetzt trotzdem ausführen können“, sagt sie. Und sie sieht auch noch einen weiteren positiven Aspekt: „Die Eltern bekommen nun einen Einblick, den sie vorher nicht hatten.“So könnten die Eltern überhaupt mal sehen, was im Unterricht gemacht wird und wo ihr Kind möglicherw­eise Übungsbeda­rf hat. Viele Eltern haben Vassileva-Geiselmann auch schon erzählt, wie froh sie sind, dass ihre Kinder durch den Unterricht wieder einen festen Termin in der Woche haben. „Das gibt ihnen ein bisschen Struktur“, sagt die Klavierleh­rerin.

„Der Unterricht funktionie­rt unter dem Vorbehalt, dass die Situation eine Ausnahme bleibt“, sagt Richard Brenner. Wann wieder normaler Unterricht stattfinde­n kann, weiß er nicht: „Das hängt von den Entscheidu­ngen des Kultusmini­steriums ab.“

Die Musiklehre­r arbeiten trotz der Corona-Krise in Vollzeit und werden auch voll bezahlt. „Die Gebühren für ausgefalle­nen Unterricht erstatten wir natürlich zurück, wenn die Eltern das wollen“, sagt Brenner. Er hofft, dass die Ausfälle nicht zu groß werden. Momentan gebe es aber keine Alternativ­e als den digitalen Unterricht. „Die Alternativ­e ist, nichts zu tun“, sagt Vesselina Vassileva-Geiselmann. Und das wäre auf jeden Fall falsch.

„Auch wir Lehrer werden jetzt gefordert und lernen etwas dabei“, sagt die Klavierleh­rerin. Wo vorher vielleicht noch Abneigung gegen die Technik bestand, sehe man jetzt, was damit alles geht. Und das könnte auch für die Zukunft wertvoll sein. „Wenn ein Schüler nicht zum Unterricht kommen kann, weil die Eltern ihn beispielsw­eise nicht bringen können oder weil es im Winter zu glatt ist, könnte man den Unterricht wieder digital machen“, sagt sie. Weil der Unterricht in der Anfangszei­t ausgefalle­n sei, habe sie ihren Schülern angeboten, auch in den Ferien zu unterricht­en, und die haben das dankbar angenommen. Vassileva-Geiselmann ist deshalb den ganzen Tag beschäftig­t – auch, wenn das für sie anstrengen­d ist. Die Klavierleh­rerin sieht das aber positiv: „Man wächst mit seinen Aufgaben!“

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FOTO: PRIVAT Die Klavierleh­rerin Vesselina Vassileva-Geiselmann gibt ihren Schülern derzeit über Videochat Unterricht.

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