Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Österreich macht wieder auf
Lockerungen in mehreren Staaten – Heute entscheiden Kanzlerin und Ministerpräsidenten
BERLIN/WIEN (dpa/AFP/epd) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder stehen vor weitreichenden Entscheidungen: An diesem Mittwoch wollen sie entscheiden, wann und in welchem Umfang in Deutschland die Einschränkungen in der Corona-Krise wieder gelockert werden. Mehrere andere Länder Europas sind da schon einen Schritt weiter – vor allem Österreich.
Zusätzlich zu den ohnehin geöffneten Supermärkten, Apotheken und Zeitungskiosks dürfen im Nachbarland nun auch andere kleinere Läden sowie Bau- und Gartenmärkte wieder öffnen. Überall müssen die Kunden Masken tragen und die Abstandsregeln einhalten. Die Ausgangsbeschränkungen in Österreich bleiben jedoch bis Ende April in Kraft. Anfang Mai sollen nach dem Fahrplan der Regierung in Wien dann auch größere Geschäfte wieder öffnen. Hotels und die Gastronomie sollen voraussichtlich Mitte Mai folgen. Die Schulen in Österreich bleiben ebenfalls noch bis Mitte Mai geschlossen, Veranstaltungen bleiben bis Ende Juni verboten.
In Dänemark können ab diesem Mittwoch Zehntausende Kinder wieder in die Krippe, den Kindergarten oder die Schule gehen. Auch in Südeuropa gibt es erste Lockerungen: Nachdem in Spanien alle nicht lebenswichtigen Betriebe wegen des Coronavirus zwei Wochen lang komplett schließen mussten, durften erste Fabriken und Bauunternehmen wieder die Arbeit aufnehmen. Die am 14. März verhängte Ausgangssperre bleibt jedoch weiter bestehen. In Italien durften erste Buchhandlungen und Wäschereien am Dienstag wieder öffnen – zunächst versuchsweise, um zu sehen, ob die Abstandsregeln
eingehalten werden. Die am 12. März verhängte generelle Ausgangssperre gilt jedoch weiter, zunächst bis zum 3. Mai.
In Deutschland geht derweil die Debatte über potenzielle Lockerungen weiter. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte am Dienstag vor einem „Überbietungswettbewerb“und plädierte für einen „besonnenen Weg“. Auch BadenWürttembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach sich für eine Beibehaltung der seit Wochen geltenden Kontaktbeschränkungen
aus. Zugleich wurde bekannt, dass er sich in der Telefonkonferenz mit Kanzlerin Merkel für eine schrittweise und kontrollierte Öffnung von Wirtschaft und Gesellschaft aussprechen wolle. Voraussetzung sei die Einhaltung verbindlicher Hygiene- und Abstandsregeln.
In puncto Ladenöffnung forderte Südwest-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am Dienstag einheitliche Regelungen für einen nicht näher genannten Tag X. Nötig seien, so die CDU-Politikerin, „transparente und nachvollziehbare Kriterien,
um den Firmen Handlungsspielräume zu eröffnen, unter welchen Bedingungen sie wieder ihrem Geschäft nachgehen können, ohne sich und andere zu gefährden“.
„Am Ende geht es darum, die richtige Balance zu finden zwischen Gesundheitsschutz, öffentlichem Leben und der Wirtschaft“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag. Es werde „vorsichtige erste Schritte“in eine neue Normalität geben. „Es geht darum, mit dem Virus zu leben und leben zu lernen.“SEITEN 4 & 8
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