Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Dokumentation über den Weg zum großen Erfolg
Til Schweiger hat den Film über den Fußballer Bastian Schweinsteiger produziert
GMÜNCHEN (dpa) - Vom „kleinen Pummel“zum WM-„Helden“: Die Fußball-Karriere von Bastian Schweinsteiger wird in einem Dokumentarfilm beleuchtet. Löw, Hoeneß oder Kahn, aber auch Papa Fred und Bruder Tobias kommen zu Wort.
Bastian Schweinsteiger weint. Die Stimme versagt. Bedächtige Stille bei den Teamkollegen, die halbnackt oder mit verschwitzten Trikots auf Klappstühlen in der Umkleidekabine hocken. Bastian Schweinsteiger (35) hört auf. Für immer. Das sportlich unbedeutsame 5:2 seiner Chicago Fire bei Orlando City ist das letzte Spiel der großen Karriere des Fußball-Weltstars, die der Dokumentarfilm „Schweinsteiger: Memories – Von Anfang bis Legende“beleuchtet.
Der Film von Regisseur Robert Bohrer beginnt mit einem Blick zurück: Alpenidylle mit Kuhglocken, zu sehen ist ein Schild des FV Oberaudorf mit Eintrittspreisen von 3 Euro (Herren) und 2 Euro (Damen). Hier hatte, das natürlich noch zu DMark-Zeiten, die trophäenreiche Laufbahn des späteren Weltmeisters begonnen.
Ein „kleiner Pummel“sei der junge Basti gewesen, aber „rotzig frech und so selbstbewusst“, erinnert sich Jan Pienta, einst Bayern-Scout. Er ist einer der weniger bekannten Weggefährten, die zu Wort kommen. Ansonsten ist viel Fußball-Prominenz vertreten, die über den „Fußballgott“einer Fan-Generation und dessen Anfänge spricht.
Bei seinem Chef Uli Hoeneß eckte der junge Schweini früh an. Nach dem ersten Tor-Glück für die Bayern-Profis küsste der Mittelfeldspieler im Februar 2003 ein Haarband – was der damalige Manager überhaupt nicht lustig fand.
Der WM-Triumph 2014 war der sportliche Höhepunkt, über den Bundestrainer Joachim Löw im Film ebenso gerne wie über den Protagonisten spricht. „Eigentlich war ich immer schon ein Fan von Basti und das werde ich immer bleiben“, sagt Löw, der drei Weltmeisterschaften mit Schweinsteiger erlebte.
Das Halbfinal-Aus im „Sommermärchen“2006 gegen Italien war für den Schweinsteiger-Freund Til Schweiger tränenreich. Für Schweiger ist es der erste Dokumentarfilm als Produzent. Eine WM später ernannte Löw Schweini zum „emotionalen Leader“, mit einem Handtuch um die Hüfte begrüßte er Kanzlerin Angela Merkel in der Kabine. Vier weitere Jahre danach jubelte die Regierungschefin auf der Tribüne mit, als Schweinsteiger beim 1:0 im Finale gegen Argentinien einen heroischen Kampf lieferte.
Schweinsteiger weinte nach seinem Pfostenschuss gegen Chelsea, Jugendfreund Felix Neureuther litt mit. Tränen sah Neureuther bei Schweinsteiger auch auf dessen Hochzeit mit Tennis-Größe Ana Ivanovic. „Der hat Rotz und Wasser geheult“, sagt Neureuther. „Da hab’ ich gewusst, Basti, das ist die Richtige.“
Übermäßig viel Privates erfährt man in dem Film von dem Sportlerpaar, das mittlerweile zwei Söhne hat, nicht. Aber es sind schöne Bilder der Hochzeit in Venedig zu sehen. Ein eheliches Tennisspielchen der beiden gewinnt die Expertin. Schiedsrichter dabei ist Papa Fred, der wie Bruder Tobias ein paar persönliche Momente der Familienzeit preisgibt.
Der sportliche Weg Schweinsteigers wird mit vielen emotionalen Bildern nachgezeichnet, Fans können nochmal große Sport-Gefühle erleben. Bewegend ist die Abschiedsrede für Schweinsteiger. „Bastian hat es geschafft, und dafür bewundere ich ihn, mit dieser gewissen Unbeschwertheit alles im Fußball zu erreichen, was es gibt – und ist sich dabei immer treu geblieben“, bilanziert der frühere Star-Torwart und heutige Bayern-Vorstand Oliver Kahn. „Mehr kannst du nicht erreichen.“