Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Verwunderung über Trump-Vorschlag
Südstaatler gehörte. „Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schießen“, twitterte Trump. Damit wiederholte der US-Präsident wortwörtlich, was George Wallace, über lange Jahre Gouverneur Alabamas und einer der verbohrtesten Anhänger der Rassentrennung, androhte, als er im Unruhejahr 1968 für das Weiße Haus kandidierte. Ob Trump wusste, wen er zitierte, ist nebensächlich. Er dürfte gewusst haben, wie viel Öl er mit solchen Worten ins Feuer gießt. Und wie er das Land einmal mehr spaltet.
Gewiss, nicht alles lässt sich damit erklären, dass Trump im Oval Office regiert. Im August 2014 – in Ferguson wurde der unbewaffnete schwarze Teenager Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen – hieß der Präsident Barack Obama. Die Bürgerrechtsinitiative „Black Lives Matter“, die nach Ferguson erst richtig in Schwung kam, war entstanden, weil auch die Ära Obama keineswegs das Ende brutaler Polizeiübergriffe bedeutete. Donald Trump allerdings setzt auf drakonische Härte. Er setzt auf die rhetorische Zuspitzung, um sich als Garant von „Law and Order“zu inszenieren.
Trump könnte nun darauf spekulieren, dass sich wiederholt, was 1968 geschah. Nach den tödlichen Schüssen auf Martin Luther King, den Prediger des gewaltlosen Widerstands, gingen in 34 amerikanischen Städten Geschäfte in Flammen auf.
Und im November wurde der Republikaner Richard Nixon, der Vertreter der harten Linie, zum Präsidenten gewählt.
Der alljährliche Gipfel von sieben großen Industrienationen (G7) hängt nach einer neuen Kehrtwendung von Donald Trump sehr in der Schwebe. Der US-Präsident schlug am Wochenende vor, das Treffen zu
– am besten auf September – und dann auch andere Staaten wie Russland einzuladen. International stieß die Idee auf verhaltene Reaktionen, auch in Moskau. Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlich gemacht, dass sie wegen der Corona-Krise aktuell nicht bereit ist, zu einem Gipfel nach Washington zu reisen.
Trump begründete seinen Vorschlag am Samstagabend (Ortszeit) an Bord seines Präsidentenflugzeugs vor Journalisten damit, dass sich das Format der G7 überholt habe. Er habe nicht das Gefühl, dass die „sehr veraltete Gruppe“der Sieben (USA, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Japan, Italien und Deutschland) das Geschehen auf der Welt richtig abbilde. Als mögliche weitere Teilnehmer neben Russland nannte er Südkorea, Australien und Indien – nicht aber China.
Wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim ist Moskau seit 2014 in dem Kreis nicht mehr dabei.
Russland selbst sieht nach der jüngsten Initiative noch reichlich Klärungsbedarf. „Im Moment kennen wir keine Details dieses Vorschlags“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Montag. „Es gibt hier viele Fragen.“(dpa)