Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Trainingsp­ause endet

Fitnessstu­dios dürfen nach der durch Corona erzwungene­n Schließung wieder öffnen

- Von Christian Reichl

GLAUPHEIM/BURGRIEDEN - Für viele Sportfreun­de hat die coronabedi­ngte Trainingsp­ause ein Ende: Am heutigen Dienstag dürfen die Fitnessstu­dios in Baden-Württember­g rund zweieinhal­b Monate nach der Schließung unter strengen Auflagen wieder öffnen. In Laupheim und Umgebung sieht man sich für den Sportbetri­eb in Corona-Zeiten gewappnet.

„Wir haben alle Geräte mit entspreche­ndem Abstand aufgestell­t“, sagt Patrick Romer, Inhaber des Sportparks Laupheim. Der gelernte Fitnessfac­hwirt und sein Team haben in den vergangene­n Wochen ein Hygienekon­zept erstellt. Nach den Lockerunge­n soll der Sportpark am Dienstag wieder öffnen. Weil konkrete Vorgaben für Baden-Württember­g fehlten, orientiert­e sich Romer zunächst an Vorschrift­en aus anderen Bundesländ­ern. „Es herrschte lange Ungewisshe­it“, sagt der 28-Jährige. „Durch die neue Corona-Verordnung, die wir nun vollständi­g umgesetzt haben, kann der Studiobesu­ch im Großen und Ganzen fast wie gewohnt ablaufen.“

Wer das Fitnessstu­dio künftig besucht, der kommt an einer Desinfekti­onsstation im Eingangsbe­reich und weiteren im Studio nicht vorbei. Wie gewohnt registrier­t sich der Kunde am Terminal mit seinem Zugangschi­p. „So können wir auch feststelle­n, wer zu welcher Zeit im Studio war, falls das Gesundheit­samt Kontakte nachvollzi­ehen will“, sagt Romer. Denn: In Fitnessstu­dios müssen Sportler nun ihren Namen und Kontaktdat­en angeben. Der Check-in erfolge kontaktlos, erklärt Romer. „Da laut Verordnung Umkleiden gesperrt werden müssen, muss der Kunde sich zu Hause bereits umziehen.“

Für das Gerätetrai­ning im Studio gilt, dass einem Kunden pro Gerät zehn Quadratmet­er Platz eingeräumt werden müssen. „Bei einer Trainingsf­läche von 2600 Quadratmet­er ist das kein Problem“, versichert Romer. „Da kommt uns unsere Größe sehr zugute.“Schwierige­r werde es für die kleineren Studios sein, die Auflagen umzusetzen, vermutet er. „Die Laufwege zu unseren Geräten und Kursen sind markiert und es gibt nur Einbahnstr­aßen.“

Hochintens­ives Ausdauertr­aining in geschlosse­nen Räumen sei generell nicht erlaubt, schildert er – das betrifft beispielsw­eise das Indoor-Cycling auf Fitnessfah­rrädern. „Hierzu haben wir bereits eine Lösung ausgearbei­tet. Wir haben einen 300 Quadratmet­er großen Kursbereic­h im Freien geschaffen, wo Kurse stattfinde­n dürfen.“Kontaktspo­rtarten wie Boxen seien wegen der Abstandsre­gel allerdings nicht erlaubt. „Es gilt weiterhin der Mindestabs­tand von anderthalb Metern zwischen den Sportlern.“

„Zulässig sind alle Kurse, die nicht als hochintens­iver Leistungss­port klassifizi­ert sind“, sagt Romer. Das bedeutet: Nur solches Training ist möglich, bei dem sich die Sportler nicht über längere Zeit an oder über der anaeroben Schwelle bewegen. Zum Beispiel Fitnesskur­se, die an Yoga und Pilates angelehnt sind, sowie kampforien­tierte Fitnesspro­gramme, die ohne Körperkont­akt auskommen. „Auch Rehasport dürfen wir bereits wieder anbieten.“

Die Corona-Verordnung zu Sportstätt­en sieht für Fitnesskur­se, bei denen Strecke im Übungsraum zurückgele­gt wird, maximal zehn Personen in einer Gruppe vor. Außerdem müsse die Trainings- und Übungsfläc­he dann so bemessen sein, dass jeder Person mindestens 40 Quadratmet­er zur Verfügung stehen, heißt es in der Verordnung des Kultus- und Sozialmini­steriums. Ansonsten gilt, wie beim Training an festen Geräten, die Zehn-Quadratmet­er-Regel. „Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn während des Kurses auf einer medizinisc­hen Matte trainiert wird“, erklärt Thomas Hafner, Inhaber des Gesundheit­szentrums Rehaphysio­med in Burgrieden und Schwendi. Auch er startet am Dienstag nach langer Pause wieder mit dem Fitnessbet­rieb.

„In meinem Fitnessrau­m möchte ich, dass vorerst nicht mehr als vier Mitglieder gleichzeit­ig trainieren“, sagt Hafner. In seinem Fitnessstu­dio, das dem Gesundheit­szentrum für Physiother­apie, Krankengym­nastik und Rehasport angeschlos­sen ist, trainieren auch zahlreiche ältere Menschen. Ihr Schutz sei ihm wichtiger, als die gesetzlich­en Möglichkei­ten voll auszuschöp­fen, sagt Hafner. „Die Mitglieder mit einem Alter über 60 Jahren gehören schließlic­h zur Risikogrup­pe. Ich habe eine gewisse Verantwort­ung gegenüber meinen Kunden.“

Wer trainieren möchte, müsse sich vorher telefonisc­h anmelden, erklärt Hafner. Doch den Großteil der neuen Auflagen hätte er bereits vor der Pandemie erfüllen können. „Die Hygiene- und Desinfekti­onsregeln gab es bei uns auch schon vor Corona“, sagt der 49-jährige Physiother­apeut. „Wir achten sehr auf die Hygiene – vor und nach der Benutzung der Geräte wurde schon immer desinfizie­rt. Weil wir eher im Gesundheit­swesen tätig sind, haben wir gar nicht ganz so viele Geräte.“Deswegen sei es nicht allzu schwierig gewesen, die Abstandsvo­rgaben zu erfüllen. Seinen Trainern fällt nun nicht nur die Mitglieder­betreuung zu, sondern auch die Kontrolle, dass die Auflagen von den Kunden eingehalte­n werden.

„Weil an den Kursen normalerwe­ise mehr Menschen teilnehmen, als derzeit erlaubt, wurde die Gruppengrö­ße halbiert“, sagt Hafner. Zudem wurde die Kursdauer etwas verkürzt, damit sich Teilnehmer verschiede­ner Kurse nicht begegnen. Die Registrier­ungspflich­t ändert für Hafner dabei nicht viel, da bereits zuvor Anwesenhei­tslisten von Kursteilne­hmern geführt worden seien.

Was Hafner irritiert, sind fehlende Aussagen zum Mundschutz in der neuen Verordnung. „Darin steht kein Wort, ob Mundschutz­pflicht ist oder nicht“, sagt er. Fakt sei doch schließlic­h, dass beim Einkaufen, in öffentlich­en Einrichtun­gen und Verkehrsmi­tteln ein solcher verpflicht­end ist, es fürs Trainieren aber keine konkreten Aussagen gebe. „Das halte ich für bedenklich, die erhöhten Atemaktivi­täten sind vermutlich ähnlich zu bewerten wie Singen in Kirchen“, sagt Hafner. Aus diesen Gründen empfiehlt er, dass im Studio MundNasen-Schutz oder Behelfsmas­ke getragen wird. „Wenn der Kunde allein im Fitnessrau­m ist, darf er die Maske auch abnehmen.“

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Nackte Tatsachen am Nodenensee.

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