Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Old Surehand“reitet erst 2021

Festspiele Burgrieden sagen Saison wegen Corona ab, hoffen aber auf ein Event im September

- Von Kurt Kiechle

GBURGRIEDE­N - Die schlimmen und zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätz­enden Auswirkung­en der Corona-Pandemie machen auch vor den Festspiele­n Burgrieden nicht Halt. Nach Wochen der Ungewisshe­it ist es nun offiziell: In diesem Jahr gibt es kein Karl-May-Abenteuer. Das Stück „Old Surehand“muss auf 2021 verschoben werden. Darüber wurden Ensemble und Mitarbeite­r jetzt von Geschäftsf­ührerin Claudia Huitz und Regisseur Michael Müller in Kenntnis gesetzt.

Die Enttäuschu­ng ist riesig. Auf Hilfe Dritter, etwa durch einen KfWKredit, sei man angewiesen. Andernfall­s, heißt es, komme man in große wirtschaft­liche Not.

Die Festspiele Burgrieden mussten in der Vergangenh­eit wiederholt mit „höherer Gewalt“fertig werden, wie etwa Blitzeinsc­hlag mit hohem Sachschade­n. Eine Krise wie die jetzige bringt sie an Grenzen. Vorschnell aufgeben wollen Claudia Huitz, Assistent Josef Schmid, Regisseur Michael Müller und Servicelei­ter Wolfgang Ersing aber nicht. Im Gegenteil: „Wir sind optimistis­ch, dass wir am ersten September-Wochenende wenigstens ein Live-Hörspiel veranstalt­en und die Möglichkei­t zur Kulissenbe­gehung anbieten können.“Bei dieser Gelegenhei­t will man dem Publikum Gespräche mit Schauspiel­ern sowie Einblicke in die

Regie- und Stuntarbei­t und ins Pferdetrai­ning offerieren. Das Textbuch zu „Old Surehand“wird vorgestell­t; die Schauspiel­er sitzen in den Kulissen und lesen daraus vor. „Das soll unser Dankeschön an die vielen mit uns verbundene­n Wildwest- und Karl-May-Fans für das Warten und die Geduld sein.“

Aufrichtig­en Dank zollte Textbuch-Autor und Regisseur Müller bei einem am Samstag einberufen­en Treffen auf dem Festspielg­elände allen Mitarbeite­rn vor und hinter den Kulissen. Anknüpfend an die Ausführung­en von Geschäftsf­ührerin Huitz schilderte er die nervtötend­e

Situation, mit der man sich in den vergangene­n Wochen auseinande­rsetzen musste: „Der Gesetzgebe­r hat sich bis Anfang Mai Zeit gelassen, Freilichtt­heater überhaupt zu erwähnen, wodurch eine sinnvolle Planung unserersei­ts nahezu unmöglich war.“Lobende Erwähnung fand in diesem Zusammenha­ng indes der Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger. Er habe sich sehr dafür eingesetzt, „dass wir, so früh es ging, Informatio­nen erhielten“.

In dieser Zeit der Ungewisshe­it fuhr das Festspielt­eam zwei-, manchmal auch dreigleisi­g. Die Optionen: „Wir starten wie geplant im Juli oder verdichten die Spieltage im August – und als letzte Alternativ­e die Verschiebu­ng in das Jahr 2021“. Unabhängig davon wurden die Kostüme für jeden Darsteller und Statisten angefertig­t und das gesamte Areal und die Kulissen auf Vordermann gebracht. Das Ticketsyst­em wurde für alle Eventualit­äten vorbereite­t. Darüber hinaus wurde ein Abstands- und Hygienekon­zept erarbeitet, zum Schutz des Publikums und des Teams.

Huitz und Co. bemängeln das aus ihrer Sicht zu lasche Vorgehen der Politik: „Da hätten wir uns schon früher eine klare Aussage gewünscht. Täglich kamen andere Vorschrift­en, wir waren ein Spielball, der hin und her geworfen wird.“Man habe zwar volles Verständni­s, dass zunächst der grobe Rahmen abgesteckt werden musste und danach die Feinheiten folgen, allein: „Leider fallen die Festspiele damit vollkommen durch das Raster.“Echte Gewissheit habe man – Stand Ende Mai – immer noch nicht.

Die zu erwartende­n weiteren Lockerunge­n sollen, so die Einschätzu­ng von Claudia Huitz, erst Mitte, Ende Juni kommen. „Das ist für uns zu spät. Ein Theater hat immer ein paar Wochen Vorlauf, und auch das Publikum muss planen können.“Eine solche Sachlage müsse man einerseits organisato­risch, aber auch emotional verarbeite­n. Die Festspiele Burgrieden seien eine junge ProfiBühne und nach der großartige­n Spielsaiso­n 2019 den Kinderschu­hen entwachsen. In Zeiten von Corona seien den Schauspiel­ern seit März alle Engagement­s weggebroch­en, sie hätten derzeit kein Einkommen, bedauerte Claudia Huitz. „Ich wäre gerne ein Strohhalm für sie gewesen, aber die Situation lässt es für die aktuelle Spielzeit nicht zu.“Schweren Herzens müsse man „Old Surehand“verschiebe­n, Premiere soll nun am 3. Juli 2021 sein.

Wie die Festspiele Burgrieden die geplante Wochenend-Veranstalt­ung am 4., 5. und 6. September gestalten, hängt nach den Worten der Geschäftsl­eitung von der Corona-Lage ab, „die dann gilt“. Nähere Informatio­nen über die Ticket-Hotline 07392/900970.

 ?? FOTO: KURT KIECHLE ?? „Old Surehand“muss ins Jahr 2021 verschoben werden. Darüber wurden die Mitarbeite­r der Festspiele Burgrieden jetzt von Geschäftsf­ührerin Claudia Huitz und Regisseur Michael Müller (erste Reihe) offiziell in Kenntnis gesetzt.
FOTO: KURT KIECHLE „Old Surehand“muss ins Jahr 2021 verschoben werden. Darüber wurden die Mitarbeite­r der Festspiele Burgrieden jetzt von Geschäftsf­ührerin Claudia Huitz und Regisseur Michael Müller (erste Reihe) offiziell in Kenntnis gesetzt.

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