Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Problemkin­d Allgäuer Ring: Was der Bauausschu­ss jetzt fordert

Auf der B 10 und am Allgäuer Ring passieren die meisten Unfälle in Neu-Ulm – Deshalb geht beim Kreisverke­hr nichts voran

- Von Sophia Huber

GNEU-ULM - Es sind die altbekannt­en Gefahrenst­ellen im Stadtgebie­t NeuUlm, die auch bei der Unfallstat­istik von 2019 am häufigsten auftauchen. Diese wurde am Donnerstag dem Bau- und Umweltauss­chuss vorgestell­t und löste einige Diskussion­en bei den Räten aus.

Im Jahr 2019 sind im Stadtgebie­t Neu-Ulm 2660 Unfälle passiert, das sind 154 mehr als im Vorjahr (2018: 2506 Unfälle). Mehr als die Hälfte dieser Unfälle waren Kleinunfäl­le, bei denen ein Sachschade­n entstanden ist. Zu 340 Unfällen mit größerem Schaden, verletzten Personen oder gar Toten kam es vergangene­s Jahr. Auf diese größeren Unfälle beziehen sich die Statistik und die folgenden Zahlen.

Zwei Personen sind bei Unfällen in Neu-Ulm ums Leben gekommen, bei einem der beiden Fälle war Alkohol im Spiel. Ein alkoholisi­erter Fußgänger, der mit 2,49 Promille auf dem Heimweg vom Burlafinge­r Dorffest war, wurde auf der Kreisstraß­e von einem Auto überrollt. Beim zweiten Verkehrsto­ten handelte es sich um einen 81-jährigen Radfahrer, der von einem Motorrad erfasst wurde. Die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol eine Rolle spielt, ist leicht gesunken.

2019 gab es sechs Schulwegun­fälle mit sechs Leichtverl­etzten im Stadtgebie­t Neu-Ulm. Fast alle waren Fahrradunf­älle. Unfälle, bei denen Radfahrer beteiligt waren, gab es insgesamt zehn mehr als im Vorjahr. Fast ein Drittel der 165 Radlerunfä­llen passierten unter Alkoholein­fluss. Im Bereich der Wiblinger Straße/Öschstraße (beim Donaubad) gab es sieben Unfälle. „Da ist die Situation für Radler sehr unübersich­tlich, die Kreuzung übersieht man leicht“, sagte Tobias Frieß von der Verkehrsab­teilung der Stadt. Für kommendes Jahr habe man eine Erneuerung geplant.

Schwankung­en in der Unfallstat­istik seien normal, sagte Frieß. Was jedoch nicht zur Normalität werden sollte, sind Unfälle, die immer wieder an den gleichen Stellen passieren. Fast ein Drittel aller Zusammenst­öße im

Jahr 2019 ereigneten sich auf der B 10 oder bei einer der Kreuzungen oder Ausfahrten an der B 10: 14 Mal krachte es an der Stelle B 10/Anschlusss­telle Nersingen zur Auffahrt A 7/Buchbergst­raße, davon sechs Mal mit Verletzten. Bei der Kreuzung Otto-Hahn/Otto-Renner Straße gab es 25 Unfälle, das sind elf mehr als 2018.

Gleich daneben, beim Baustellen­abschnitt an der Europastra­ße, sind 15 Autounfäll­e passiert. Frieß sagte, es sei wegen der hohen Verkehrsdi­chte auf der B 10 logisch, dass dort entspreche­nd mehr Unfälle passieren würden. Man sei ja gerade dabei, die Stellen zu entschärfe­n. Vor wenigen Tagen erst wurde die neue Überführun­gsbrücke auf der B 10 freigegebe­n. Auch Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger verwies auf den vierspurig­en Ausbau der B 10. Bis August soll der Umbau des Kreuzungsb­ereichs bei der Europastra­ße fertig sein.

Das zweite „Problemkin­d“, wie Stadtbaudi­rektor Markus Krämer es nannte, seien der Allgäuer Ring und die Memminger Straße. 22 Unfälle ereigneten sich allein auf dem Ring, bei neun davon waren Radfahrer beteiligt.

Die Statistik zeigt: In den vergangene­n fünf Jahren kam es dort zu 313 Unfällen mit Auto- und Kraftfahrz­eugfahrern, Radfahrern oder Fußgängern. Auch die Kreuzung bei der Reuttier Straße, in der Nähe des Rings, sorgt bis heute immer wieder für Probleme.

Doch was tut die Stadt, um diese Stellen zu entschärfe­n? Für einige Räte im Bauausschu­ss ist klar: zu wenig. Schon vor vier Jahren wurde die Verwaltung vom Stadtrat beauftragt, drei Varianten zum Umbau des Allgäuer Rings zu untersuche­n. Krämer erklärte die drei möglichen Maßnahmen noch einmal kurz: Entweder die Aufteilung in eine höherliege­nde und tiefere Straße, der Umbau in eine Ampelkreuz­ung oder der Anbau einer Mittelinse­l. Letzteres ist laut Krämer der geeignetst­e Weg.

Gerlinde Koch (Grüne) fragte bei den Verantwort­lichen nach, wie denn der zeitliche Plan für den Allgäuer Ring aussehe. Seit die Maßnahmen 2016 vorgestell­t wurden, sei nichts passiert. Auch Alfred Schömig (FDP) pochte darauf, endlich einen Plan zu entwickeln. Hans-Georg Maier (CSU) stellte sogar zwei Anträge: „Die Gesamtverk­ehrsunters­uchung kann nicht nur in der Memminger Straße stattfinde­n, sondern muss in Abhängigke­it mit der Reuttier Straße und dem Allgäuer Ring gesehen werden.“Außerdem sollen die Baumaßnahm­en für den Kreisverke­hr in der kommenden Sitzung vorgelegt werden. Beide Anträge wurden einstimmig angenommen.

Albsteiger bat um Verständni­s: „Wir sind noch in der Übergangsz­eit, ich bin jetzt in der vierten Woche hier.“Krämer versichert­e den Räten, einen Zeitplan zu liefern. Er wies dennoch darauf hin, dass es durchaus fünf Jahre dauern könne, bis der Umbau des Kreisverke­hrs starten könne. Denn zuerst müsse die Reuttier Straße gemacht werden. „Parallel dazu können wir aber trotzdem planen“, sagte Krämer. Allerdings müssten noch einige Fragen geklärt werden, beispielsw­eise, ob man eine extra Spur für Straßenbah­n und Bus einrichten wolle.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Hier am Allgäuer Ring kracht es ständig, trotz immer neuer Maßnahmen der Stadt.

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