Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wir wollen uns auf das Positive konzentrieren“
Der Kulturladen Konstanz hofft in der Corona-Krise auf Unterstützung von Besuchern, Stadt und Land
KONSTANZ - Seit 37 Jahren bereichert der Kulturladen Konstanz das Geschehen am Bodensee. Wie allerorts sind aber auch hier seit Mitte März die Türen geschlossen. Der Kulturladen bittet mittels einer Crowdfunding-Aktion um Unterstützung. Im Austausch für Geldspenden sind Plakate, Aufnäher oder ganze Partys erhältlich. Christiane Wohlhaupter hat Programmleiter Benjamin Kreibich gefragt, wie er die Krise erlebt und worauf er hofft.
Herr Kreibich, wo sind derzeit die Schwierigkeiten für Clubbetreiber?
Für uns als soziokulturelles Zentrum ist es momentan schwierig zu planen: Wir können überhaupt nicht einschätzen, wann und wie es weitergeht. Auch das Haushalten ist mit so vielen Unbekannten eine große Herausforderung. Wir müssen unseren Betrieb ja trotzdem irgendwie am Laufen halten. Ohne Kurzarbeit könnten wir nicht überleben – die Soforthilfe lässt auf sich warten und die geplanten Landeszuschüsse stehen noch in den Sternen. Es gibt eine ganze Menge Administratives zu tun. Viele Formulare, Anträge, viele Zahlen und Kalkulationen. Aber wir wollen trotz allem unseren Kulturauftrag nicht vernachlässigen. Wir wissen, dass der Bedarf nach Kultur auch in diesen Zeiten besteht.
Wie werden Sie dem Kulturauftrag aktuell gerecht?
Wir haben sehr früh angefangen, uns um Alternativen zu kümmern, um weiterhin eine Plattform für Kultur sein zu können. Aber ein Projekt ohne Budget, komplett mit Freiwilligen zu starten, ist schwierig. Eine geplante Kooperation platzte in letzter Minute. Glücklicherweise ist mit Unterstützung doch noch eine professionelle Streaming-Plattform entstanden, auf der wir regelmäßig lokalen Bands eine Auftrittsmöglichkeit bieten können. Natürlich ist es momentan extremst schwer. Trotzdem gibt es immer wieder Gelegenheiten, Unterstützung und Solidarität. Das beflügelt uns weiterzumachen und zu hoffen, dass wir irgendwann in unseren Alltag als Veranstalter zurückkommen werden.
Für die Konzerte auf der Streaming-Plattform werden auch Tickets verkauft. Wie gut klappt das?
Naja, das läuft zugegebenermaßen eher schleppend. Das war uns aber klar. Momentan fehlt es finanziell ja an allen Ecken und Enden – natürlich nicht nur bei uns. Viele Leute sind in Kurzarbeit und unsere Zielgruppe gehört meist nicht zu den Topverdienern. Dennoch erfahren wir sehr viel Zuspruch und Solidarität. Zuschauer bedanken sich für unser Streaming-Programm und schicken uns Bilder, wie sie in ihren Wohnzimmern samstags unser Programm genießen. Das ist auf eine andere Art und Weise ein schöner Lohn für unser Engagement. Fast täglich gehen bei mir auch neue Mitgliedsanträge für unseren Verein ein. Das ist zum einen eine kleine finanzielle Hilfe aber natürlich in erster Linie total rührend, dass es gerade sehr viel Zusammenhalt gibt.
Wie sind Sie auf die Idee zum Crowdfunding gekommen?
Crowdfunding ist ja mittlerweile eine gängige Art Projekte zu finanzieren. Der Vorteil ist, dass es ein Geben und Nehmen ist. Man sammelt nicht einfach Spenden für eine Sache, sondern überlegt sich ein paar Produkte, als Gegenleistung.
Wie haben Sie sich für die Gegenstände, die eure Unterstützer bekommen können, entschieden?
Uns war wichtig, vor allem persönliche Gegenstände anzubieten, die eine gewisse Exklusivität aber auch einen Bezug haben. Beim Crowdfunding geht es ja weniger um einen wirklichen Gegenwert, sondern es soll eine schöne Geste und eine nette
Erinnerung sein. So haben wir unser Archiv durchforstet und Plakate aus den letzten Jahrzehnten Kulturladen zusammengetragen, die nun als Einzelstücke beim Crowdfunding angeboten werden. Auch Demo-CDs sind erhältlich. Definitiv etwas für Musikliebhaber. Aber wir bieten auch Gästelistenplätze oder die Möglichkeit, mal eine eigene Party zu schmeißen, an.
Wie seid ihr mit dem bisherigen Verlauf zufrieden?
Wir sind in den 35 Jahren unseres Bestehens auf einem sehr professionellen Level angekommen, was die Technik, die Infrastruktur und das Programm betrifft. Dementsprechend hoch sind natürlich auch die Betriebskosten. Unser Crowdfundingziel ist noch in weiter Ferne – aber jeder kleine Beitrag hilft. Ich weiß, dass nicht jeder in der Lage ist Geld zu spenden. Man kann unser Projekt aber in den sozialen Medien teilen, unsere Streaming-Plattform besuchen oder auch sonst auf uns aufmerksam machen. Es gibt also auch Wege uns zu unterstützen, ohne den Geldbeutel zücken zu müssen. Wir sind jedem dankbar, der uns auf irgendeine Weise unterstützt. Nachbarn und Stammgäste haben uns schon Briefe mit Bildern oder Masken geschickt. Trotz allem Schlechten gibt es auch sehr viel Positives und darauf wollen wir uns konzentrieren.
Das Crowdfunding auf Startnext läuft bis Ende Juli. Wie wollt ihr bis dahin genug Unterstützer motivieren?
Um unseren Betrieb finanziell durch die Krise zu bringen, hoffen wir weiterhin auf die Unterstützung von Stadt, Politik, aber auch von den Leuten, denen Kultur am Herzen liegt und die uns und unsere Arbeit gerne unterstützen. Wir machen regelmäßig auf unser Crowdfunding aufmerksam und natürlich wollen wir auch ein schönes Programm anbieten. Deshalb sind selbstverständlich alle eingeladen, unsere StreamingPlattform KulaTV zu besuchen und an Live-Konzerten über unseren YouTube-Kanal teilzunehmen. Auch hier freuen wir uns über finanzielle Unterstützung. Wer das nicht kann, ist trotzdem herzlich willkommen. Zusammen schaffen wir es, da sind wir uns sicher!
Videos, Infos zum Crowdfunding und Vieles mehr gibt es unter www.kulturladen.de