Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Laupheimerin setzt ihre Idee in die Tat um
Ute Schick stellt selbst Cremes und Shampoos her – Was sie dabei inspiriert
LAUPHEIM - „Die Kosmetikbranche verspricht viel, hält es aber nicht,“sagt Ute Schick, Gründerin von „Dr. Ute Schick Kosmetik“. Die promovierte Naturwissenschaftlerin hat lange Zeit Produkte für große Kosmetikunternehmen entwickelt, bevor sie im September 2018 beschloss, mit ihrem eigenen Unternehmen die Konkurrenz zu suchen. Seit Juli dieses Jahres vertreibt sie ihre Gesichtsund Augencremes sowie Haarprodukte vor allem online. Und auch über die Grenzen Laupheims hinaus wird Schick aktiv: Seit Kurzem kümmert sich eine chinesische Investorin um die Zulassung in China.
Das Thema Kosmetik habe sie schon immer fasziniert, erzählt Ute Schick mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Sie sitzt in der Küche von Harry’s Friseur, eingerahmt von den Schränken einer Einbauküche und einem Wäscheständer mit Umhängen darauf. Harry Weber, den Besitzer des Salons, kennt die Laupheimerin schon lange. „Wir waren als Kinder zusammen im Sport“, erklärt Schick. Daraus entstanden ist eine geschäftliche Zusammenarbeit.
Mit der Idee, ein eigenes Kosmetikunternehmen zu gründen, habe sie schon lange gespielt. „Aufgrund meines Berufs haben mich viele gefragt: Was ist eine gute Creme? Ich konnte nie guten Gewissens eine empfehlen“, erklärt Schick. „Weder was die Wirkstoffe, noch was den Preis angeht.“Denn die Kosmetikkonzerne würden die Stoffe in wirkungslosen Mengen einsetzen. Dort hat sie selbst lange als Chemikerin an der Entwicklung von Wirkstoffen gearbeitet. Deshalb wisse sie, welche Menge eines Wirkstoffs benötigt wird, damit er das gewünschte Ergebnis auch wirklich erzielt.
Ihre Produkte besäßen deshalb einen wesentlich höheren Anteil an Wirkstoffen, vermischt mit einer milden Basiscreme, sagt Schick. Viele Stoffe würden auf natürlicher Basis hergestellt, wie zum Beispiel aus Rote Beete-Extrat oder aus der Rinde der Atlaszeder. Letzteres wird vor allem in Cremes gegen Augenringe verwendet. Gegen Falten hingegen setzt Schick unter anderem „Synake“ein. Der Stoff wird im Labor hergestellt und ist dem Gift der Tempelotter nachempfunden.
„Für die Zusammenstellung der Cremes habe ich recherchiert“, sagt Schick. Ihre Ergebnisse leitete sie dann an ein Institut in Hamburg weiter, das zunächst kleine Mengen produzierte. Der anschließende Stabilisierungstest dauerte über sechs Monate. Dabei wurde sichergestellt, dass die Lotionen nicht schlecht werden, gerinnen oder sich in ihre Bestandteile zersetzen. Anschließend bekam eine Firma in Ludwigsstadt den Auftrag zur Produktion.
Ute Schick hat aufgrund ihres Berufs 30 Jahre in Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz und Ruanda verbracht. Doch Verbindungen zu ihrer alten Heimat haben sie wieder nach Laupheim geführt. „Wenn man sich selbstständig macht, braucht man eine gute Basis“, sagt sie. „Viele Startups scheitern nicht am Geld, sondern an der mentalen Gesundheit.“Familie und Freunde seien ihr eine große Hilfe gewesen.Mit Andrea Ege und Petra Knapp waren auch zwei Laupheimerinnen am Design von Verpackung und Website beteiligt. Die Schlagersängerin Marina Marx wird die Produkte in Zukunft bei Hautärzten und Kosmetikern vorstellen.
Diese spielen eine große Rolle in der Marketingstrategie Schicks. „Wir können dort bestehen, wo die Kunden beraten werden“, meint sie. In den Regalen der Drogerieketten sieht sie für ihre Artikel neben den bekannten Marken wenige Chancen. Ein Vorteil gegenüber den Marktgrößen zeichne sich aber ab, sagt die Unternehmerin: „Ich habe das Gefühl, der Trend geht zu individuelleren Produkten. Da können die großen Unternehmen nicht mithalten.“
Die Corona-Pandemie habe sie bis jetzt nur bedingt beeinflusst, erklärt sie. Auf Messen wollte sie zwar ihre Artikel vorstellen. Da die aber momentan nicht stattfinden, bewirbt sie ihre Cremes über die Sozialen Medien und das Internet. Auf große Werbekampagnen möchte Ute Schick verzichten. So solle verhindert werden, dass die Preise von 28 bis 72 Euro für ihre Produkte weiter steigen. Der Großteil der Produkte werde sowieso über ihre Webseite verkauft. In einem anderen Bereich sei die Pandemie jedoch zu spüren: „Ich hätte gerne alle meine Bekannten zu einer Dankesfeier eingeladen. Aber das ist im Moment nicht möglich.“
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