Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Was wird aus dem Weihnachtsgeschäft?
Die Corona-Regeln werden im Dezember verschärft – Was das für Händler in Laupheim bedeutet
LAUPHEIM - Es ist nicht das erste Jahr, in dem Jochen Rapp in der Laupheimer Innenstadt einen weihnachtlichen Wald aus 50 Bäumen errichten lässt. Aber es ist ein besonderes Jahr. „Wir wollen mit der Forest Fashion Street etwas Atmosphäre in die Stadt bekommen“, sagt Rapp, der das Geschäft „Eckpunkt – Fashion & Café“betreibt. Auch eine Hütte wurde dort aufgestellt. Coronakonform gibt’s da allerdings keinen Glühwein. Stattdessen dient sie in der Adventszeit als virtuelles Schaufenster.
Rapp und seine Kollegen im Einzelhandel treffen die neuen Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die ab Dezember in Kraft treten. Dann gilt für Geschäfte bis 800 Quadratmeter: nur ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche. Für größere Geschäfte gilt eine Grenze von einem Kunden pro 20 Quadratmeter.
Die Einzelhändler der Werbegemeinschaft
seien von den neuen Regeln zwar betroffen, aber einen großen Unterschied mache das nicht, sagt der Vorsitzende Harry Remane: „Wir sind im Moment nicht so stark frequentiert, dass das wirklich Einschränkungen bedeutet.“Sein Laden beispielsweise habe 600 Quadratmeter, mit den neuen Regeln dürften dann immer noch 60 Menschen gleichzeitig bei ihm einkaufen. „Das passiert im Moment aber nie, so viele Kunden kommen derzeit leider nicht in die Stadt“, sagt er. Auch Läden mit kleineren Flächen hätten durch die neue Regel, nur noch einen Kunden pro zehn Quadratmeter zuzulassen, keine Probleme bekommen.
Die niedrige Frequentierung sorgt allerdings für ein schlechtes Gefühl, was das Weihnachtsgeschäft angeht. „Das hinkt in diesem Jahr eindeutig“, sagt Remane. Bereits seit dem 1. November sei es für die Einzelhändler schwierig, die Kunden überhaupt in die Innenstadt zu locken. „Natürlich haben wir dabei alle ein schlechtes Gefühl. Das wird eine sehr schwierige Zeit werden“, sagt er. Er könne zwar verstehen, dass viele Kunden aufgrund des Infektionsgeschehens lieber zu Hause bleiben. Aber: „Die Hygienekonzepte der Einzelhändler sind so gut ausgearbeitet, dass eigentlich keine Gefahr besteht, sich irgendwo anzustecken“, meint Remane. Die Maskenpflicht werde von jedem eingehalten, Probleme habe es da noch keine gegeben. „Wenn sich jeder an die Vorgaben hält, passiert auch nichts“, ist Remane sich sicher.
Trotzdem versuchen die „Treffpunkt“-Mitglieder, Optimismus zu bewahren. „Mit den Entwicklungen, die der Impfstoff gerade macht, ist
„Treffpunkt Laupheim“
schon ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, glaubt Remane. Die Zeit, bis die Corona-Krise überwunden ist, sei sicher nicht einfach. „Da hoffen wir natürlich auch, dass unsere Kunden uns weiterhin unterstützen.“Online-Käufe bei großen Anbietern würden besonders zurzeit von vielen Menschen zwar vorgezogen, aber auch viele Einzelhändler aus Laupheim hätten einen OnlineShop. Und: „Es ist beispielsweise auch möglich, anzurufen und sich bestimmte Teile zurücklegen zu lassen“, sagt Remane.
Zwar gebe es im Moment kein Geschäft in Laupheims Innenstadt, das aufgrund der derzeitigen Situation massive Schwierigkeiten hätte. Trotzdem gehe die Zeit nicht spurlos an den Einzelhändlern vorüber. „Mein Weihnachtswunsch ist, dass wir alle mit einem blauen Auge davon kommen – und diese Zeit irgendwie überstehen.“
Doch zunächst steht erst noch der Dezember vor der Tür. Laut neustem Beschluss von Ländern und Bund dürfen sich dann nur noch zwei Haushalte mit maximal fünf Personen treffen. An den Weihnachtstagen sollen dann wieder maximal zehn Personen zusammenkommen dürfen. Kinder bis 14 Jahre sind von beiden Regeln ausgenommen.
Das kritisiert Steffen Schweizer, Vorsitzender des
Bundes der Selbständigen (BdS) Laupheim.
„Für mich ist emotional zwar nachzuvollziehen, dass die Beschränkungen über Weihnachten gelockert werden“, meint er. „Es ist aber ein großer Widerspruch. Denn an Weihnachten wird das Virus nicht anders agieren als sonst.“Um über die Feiertage die Kontaktbeschränkungen lockern zu können, würden sie davor verschärft. „Dieses Auf und Ab passt nicht zusammen“, findet er und argumentiert für weniger scharfe, dafür konstante Maßnahmen.
„Der Handel hatte bereits besondere Einschränkungen, die jetzt nochmals verschärft wurden, sodass pro Quadratmeter weniger Personen zugelassen sind“, bemängelt er. „Die Hygienekonzepte hatten sich im Einzelhandel bewährt. Darum kann ich das nicht nachvollziehen“, sagt der BdSVorsitzende.
Die neuen Regeln würden für manche Geschäfte weitere Umsatzrückgänge bedeuten, ist er überzeugt. „Und das jetzt in den Wochen vor Weihnachten.“Dabei habe der Monat Dezember für das Geschäft des Einzelhandels doppeltes Gewicht. über die Lage der Gastronomen in der Corona-Krise.
Etwa im Spielwarenbereich mache sich das extrem bemerkbar.
Auch abseits der Corona-Pandemie habe es der Einzelhandel schwer. In allen Kanälen werde heute mit Online-Angeboten geworben, etwa zum bevorstehenden Black Friday. Oft seien bei der Bestellung im Netz Versand und Rückversand kostenlos. „Ich frage mich, warum die Politik da nicht reagiert“, sagt Schweizer. Der Versand müsse den Besteller etwas kosten. „Dann würden die Leute genauer überlegen, was sie bestellen oder lieber vor Ort einkaufen.“Denn: „Im Moment ist man beim Onlinekauf oft besser dran, als physisch im Einzelhandel.“
Doch nicht nur die Händler treffen die verschärften Corona-Regeln. „Wir beobachten, dass es weiterhin für die Gastronomie sehr schwierig ist“, berichtet Schweizer. „Die trifft es am härtesten. Man kann da nur bewundern, was das für Überlebenskünstler sind.“Durch die Verlängerung der Corona-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen fielen für Gastronomen größere Einnahmequellen wie etwa Weihnachtsfeiern weg. Hinzu komme, dass die für den November angekündigten staatlichen Hilfen erst jetzt beantragt werden könnten, sagt er. Denn erst jetzt seien die entsprechenden Anträge verfügbar.
Das Land Baden-Württemberg hat bereits angekündigt, dass die Novemberhilfen für Betriebe auch im Dezember fortgesetzt werden.
Doch längst nicht alle der mehr als 120 Mitglieder des Laupheimer BdS leiden unter der Corona-Krise. „Wir haben da eine große Bandbreite“, erklärt Schweizer. „Dadurch, dass die Mehrwertsteuer gesenkt wurde, muss etwa das Handwerk sogar zusehen, dass es mit seiner Arbeit rechtzeitig fertig wird. Auch die Bauwirtschaft läuft nach wie vor.“
Dennoch: Durch die Lockerung der Maßnahmen befürchtet Schweizer, „dass es im Januar dann wieder scharfe Maßnahmen geben muss, um wieder Herr der Lage zu werden“, sagt er. Das könne dann wieder den Einzelhandel treffen.
Zurück bei Händler Jochen Rapp. Bis 6. Januar soll der Weihnachtswald, den er zusammen mit dem Modehaus Hofmann errichtet hat, mit verschiedenen Aktionen Kunden in die Innenstadt locken. „Das ist kein Weihnachtsmarktersatz“, unterstreicht Rapp. „Wir wollen einfach die Innenstadt ein Stück weit attraktiv gestalten, damit die Menschen in der jetzigen Zeit ein bisschen mehr Normalität erleben können.“Auch wenn die Adventszeit anders als sonst sei, könne man sich trotzdem an Kleinigkeiten freuen. Jedes Geschäft hat ein Hygienekonzept. Dennoch merkt auch Rapp, dass in der Innenstadt die Kundenfrequenz zurückgehe. Auch weil die Gastronomie fehle.
„Wir stecken trotzdem den Kopf nicht in den Sand“, meint er und appelliert: „Kommt rein in die Stadt. Hier gibt es ein Stück Normalität. Alle Geschäfte geben sich Mühe.“
„Die trifft es am härtesten. Man kann da nur bewundern, was das für Überlebenskünstler sind.“