Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Das rote Teufelchen aus dem Kinderkopf
Buchvorstellung: Die Geschichte „Das Zörnchen“erzählt von einem borstigen Wesen
ELCHINGEN - 70 Jahre ist es her, dass Mathilde Meng-Köhler in Basel eine Geschichte für ihre Enkelinnen Monika und Claudia schrieb. Erst im vergangenen Jahr erhielten die Enkelinnen den Text „Das Zörnchen“aus dem Nachlass der Großmutter, von dem sie nichts gewusst hatten. Protagonistin der Geschichte ist die damals vierjährige Claudia, die das „Zörnchen“öfter überkam.
Monika Fahrenkamp, bis 2008 Leiterin der Kinder- und Kulturwerkstatt Kontiki und ältere Schwester der damals noch kleinen Claudia, machte nun aus der Geschichte ein Kinder- und Mehrgenerationenbuch, das von der Kunststudentin Lisa Moll illustriert wurde. Lisa Moll hat inzwischen ihr Staatsexamen an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart bestanden.
Das „Zörnchen“wurde in Lisa Molls Händen zu einem sicht- und greifbaren Wesen, eigentlich ein niedliches rotes Teufelchen. Ein bisschen ähnelt es einer Schmetterlingsraupe mit borstigen Haaren, aber das verkniffen-zornige Gesicht zeigt natürlich den Charakter des Zörnchens. Setzt es sich auf Claudias Scheitel, platzt aus dem Kind der Trotz nur so heraus. Dann stampft Claudia und schreit, und Puppe Lilli fliegt in die Ecke.
Bis Claudias Mutter eine Idee hat und das Zörnchen aus dem Kopf ihres Töchterchens herausdreht und aus dem Fenster wirft. Der Verblüffungseffekt der mütterlichen Aktionen scheint bei der kleinen Tochter fast immer besänftigend gewirkt zu haben. An dieser Stelle aber setzt die
Fantasie von Mathilde Meng-Köhler ein und schlüpft ein Stück weit in Zörnchens Körper und Seele.
Wo immer Zörnchen nach den mütterlichen Würfen landet, im Blumenbeet, in der Besenkammer, in der Kaffeekanne oder auf dem Kopf einer harmlosen Passantin – es richtet jede Menge Bösartiges an, während Claudia dann befreit und friedlich spielt. Bis das Zörnchen Claudia eines Tages erzählt, dass es eigentlich gar keine Lust mehr habe, böse zu sein. Für den Leser der Geschichte gibt es ein Happy End, und auch für das Zörnchen selbst.
„Das Zörnchen“ist im Helmut Schlaiß-Verlag erschienen und kostet 15,80 Euro.