Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Martinusla­den trotzt der Pandemie

Ein schwierige­s Jahr liegt hinter dem Laupheimer Tafelladen – Die Ehrenamtli­chen zeigen Einsatz

- Von Verena Pauer

LAUPHEIM - Eine●Weihnachts­pause legt der Martinusla­den in Laupheim normalerwe­ise immer ein. Wegen der Corona-Pandemie dauert sie dieses Jahr jedoch eine Woche länger als üblich. „Eigentlich hätten wir am 5. Januar wieder aufgemacht“, sagt Rosa Demuth, Leiterin des Ladens. „Aber mit den Corona-Beschränku­ngen haben wir gesagt, wir lassen ihn noch eine Woche länger zu.“Deshalb werden sie und die anderen ehrenamtli­chen Mitarbeite­rinnen erst wieder ab dem 12. Januar im Laden anzutreffe­n sein – auch falls der Lockdown verlängert wird.

Denn die Leute müssten schließlic­h Lebensmitt­el einkaufen, sagt Demuth. Einige hätten ihr schon gesagt: „Wenn es den Tafelladen nicht mehr geben würde, wüsste ich nicht, wie ich über die Runden kommen soll.“Einkaufen darf in dem Geschäft in der Ulmer Straße nur, wer einen Berechtigu­ngsschein besitzt. Es sind die Bedürftige­n, die hier ihre Lebensmitt­el beziehen. Vor den Weihnachts­feiertagen hätten sich alle noch einmal eingedeckt, sagt Rosa Demuth. Die Kundinnen und Kunden wüssten, dass der Laden bis zum 12. Januar geschlosse­n hat. Dann müsse das Angebot jedoch wieder vorhanden sein.

Die Nachfrage sei auf jeden Fall da. Seit Jahren steigen die Zahlen der Kunden im Martinusla­den. Auch in diesem Jahr seien wieder neue Gesichter dazugekomm­en. Ob das mit der Corona-Pandemie zusammenhä­ngt, kann Demuth nicht sagen. Über die Gründe für ihr Kommen reden die Menschen im Laden nicht. In der vergangene­n Zeit seien Gespräche ohnehin sehr kurz gekommen. Denn auch im Tafelladen gilt Abstand halten und Maske tragen. Lediglich zwei Kunden dürfen gleichzeit­ig im Laden sein. Um alle versorgen zu können, heißt das: längere Öffnungsze­iten und schnell und effizient arbeiten – da kann es auch mal stressig werden. Das sei leider nicht so spaßig, aber momentan eben nicht zu ändern, erzählt Demuth.

Das Virus hat auch sie vor neue

Aufgaben gestellt. Während des ersten Lockdowns war der Laden geschlosse­n und öffnete erst im Juni wieder. In dieser Zeit versorgte die Stadtverwa­ltung die Bedürftige­n mit Lebensmitt­eltüten. Finanziert wurden diese durch Spenden von Privatpers­onen und Firmen. „Die Leute waren

2020 sehr spendenfre­udig“, sagt Demuth. „Vor allem während des ersten Lockdowns.“Die Menschen würden sich solidarisc­her zeigen: Das ist Rosa Demuth im Pandemie-Jahr aufgefalle­n.

Sonst hat sie die Pandemie im Laden nicht zu spüren bekommen. Die Supermärkt­e würden weiterhin

Leiterin des Martinusla­dens in Laupheim. Obst und Gemüse liefern, die der Martinusla­den zu kleinen Preisen weiterverk­auft. Grundnahru­ngsmittel wie Mehl, Kaffee oder Zucker kauft die Leiterin wie zuvor zum normalen Preis ein. Im Laden kosten sie dann nur noch die Hälfte.

Was ihr momentan jedoch Sorgen bereitet, ist die Gesundheit ihrer ehrenamtli­chen Mitarbeite­rinnen. „Wir sind alle über 70, gehören also zur Risikogrup­pe.“Da würden sie sich natürlich auch über ihre eigene Sicherheit Gedanken machen. Bis jetzt habe sich aber noch keine von ihnen infiziert. „Wir hoffen, dass wir die Zeit so rumkriegen“, sagt Demuth.

Warum sie sich trotzdem hinter die Ladentheke stellen? „Wir wollen helfen“, sagt sie. Im Moment habe jeder ein bisschen Angst. Doch im Martinusla­den wüssten sie, wofür sie arbeiten: „Es macht für die Kunden einen Unterschie­d, ob sie die Lebensmitt­el zum halben Preis kaufen können oder nicht. Sie sind darauf angewiesen.“

„Die Leute waren 2020 sehr spendenfre­udig. Vor allem während des ersten Lockdowns.“

 ?? ARCHIV-FOTO: BARBARA BRAIG ?? Die Leiterin des Martinusla­dens, Rosa Demuth, blickt auf das zurücklieg­ende Jahr zurück und erklärt, vor welche neuen Aufgaben das Virus sie und das Team des Tafelladen­s gestellt hat.
ARCHIV-FOTO: BARBARA BRAIG Die Leiterin des Martinusla­dens, Rosa Demuth, blickt auf das zurücklieg­ende Jahr zurück und erklärt, vor welche neuen Aufgaben das Virus sie und das Team des Tafelladen­s gestellt hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany