Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Erst Stau, dann Spaß im Schnee
Erneuter Ansturm auf Ausflugsziele – Erwartetes Chaos bleibt diesmal jedoch aus
DOBEL/STUTTGART (dpa) - Der Winterausflug am Dreikönigstag hat für viele Menschen ein unschönes Ende genommen: Sie standen entweder im Stau oder vor überfüllten Parkplätzen. Dabei hatten Politik und Polizei nach den Erlebnissen am vergangenen Wochenende an die Vernunft appelliert und gebeten, zu Hause zu bleiben.
Doch allen Appellen und Warnungen zum Trotz sind auch am gestrigen Feiertag zahllose Menschen mit ihren Autos in die Ausflugsgebiete vor allem im Schwarzwald geströmt. Erneut standen die Wagen Stoßstange an Stoßstange dicht gedrängt auf der Schwarzwaldhochstraße, die Parkplätze waren ein weiteres Mal sehr gefüllt. Bereits zum Mittag staute sich der Verkehr auf zahlreichen Straßen besonders rund um die Landstraße 500, die sogenannte Schwarzwaldhochstraße. Nach Einschätzung der Polizei in Pforzheim und Offenburg war die Lage aber weniger dramatisch als in den vergangenen Tagen.
Eindringlich hatte die Polizei noch am Morgen über den Kurznachrichtendienst Twitter appelliert: „Meidet überfüllte Ausflugsziele und haltet euch an die Kontaktbeschränkungen! Es geht um unser aller Gesundheit!“. Auch der Calwer Landrat Helmut Riegger rief zur Vernunft auf: „Ich habe großes Verständnis, dass es die Menschen in die Natur zieht“, sagte er. „Dennoch appelliere ich an alle, die Vorgaben der Corona-Verordnung zu beachten und vor allem Rücksicht auf andere zu nehmen.“
Im Nordschwarzwald hatte es zuletzt vielerorts chaotische Szenen auf Parkplätzen und zusätzliche Staus gegeben, etwa weil die Winterausflügler ihre Autos am Straßenrand geparkt hatten. Am Mittwochvormittag blieb es hingegen nach Angaben der Polizei trotz des Andrangs vergleichsweise ruhig. „Die Maßnahmen wirken, es sind sehr viele Kräfte im Einsatz“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. Staus gebe es vor allem an den Sperrungen. Verständnis zeigte ein Polizist in Pforzheim aber nicht: „Man muss halt wissen, was einem wichtiger ist, das Schlittenfahren oder die Gesundheit“, sagte er.
In der besonders stark betroffenen Gemeinde Dobel im Landkreis Calw war der Andrang am Mittwoch auch unter Kontrolle, wie es hieß. Nach Angaben der Polizei in Pforzheim
füllten sich die Parkplätze nach und nach, bis die Zufahrt am Mittag gesperrt wurde. Auch an kleineren Rodelhängen blieb die Lage entspannt. Viele Menschen zog es am Mittwoch auch auf den Kandel bei Freiburg. Dort herrschte erheblicher Betrieb, sagte ein Polizeisprecher.
In den betroffenen Regionen wächst die Wut auf die Ausflügler. „Alle stürmen hier hoch!“, sagte Hans-Jürgen Decker, der Bürgermeister der Gemeinde Ottenhöfen nahe der regelmäßig besonders überfüllten B 500. Er habe viele fremde Nummernschilder gesehen. Die Anwohner kämen angesichts der
Fahrzeugkarawane kaum mehr aus ihren Einfahrten. „Es ist ein Auto nach dem anderen!“Selbst bei „Sauwetter“herrsche Chaos. Punktuelle Straßensperrungen brächten nichts, sagte Decker. Dann wichen die Leute einfach aus. Er forderte, dass vorerst nur noch Anlieger die Straßen Richtung Berge benutzen dürfen.
„Geht schon wieder los“, twitterte am Mittwochmorgen auch eine genervte Anwohnerin in Hörden im Murgtal. „Es strömen schon wieder Massen nach oben. Autos mit Kennzeichen aus KA, BB, S,CW … Das geht schon seit neun Uhr so. Die Leute verstehen es einfach nicht …“
Auch an den Rodelhängen und auf den Loipen der Schwäbischen Alb rechnet die Polizei weiter mit großem Andrang. Die Beamten fahren verstärkt Streife und achten darauf, dass Rettungswege frei bleiben, sagte ein Sprecher des Präsidiums Reutlingen. Die Gemeinde Sonnenbühl auf der Alb hat nach dem großen Ansturm der vergangenen Wochenenden erstmal genug. Tagesgäste sind gebeten, bis zum Ende des Lockdowns nicht mehr anzureisen. Neben überfüllten Parkplätzen seien achtlos weggeworfener Müll und zerstörte Loipen die Folge der vielen Winterausflügler gewesen, heißt es von der Gemeinde.
Doch nicht nur in Ausflugsgebieten, selbst in München ist es nach den Schneefällen in der Nacht am Dreikönigstag zu einem Ansturm auf die Rodelberge der Stadt gekommen. In Pasing musste die Polizei 150 Menschen belehren und nach Hause schicken. Es sei einfach zu viel los gewesen, Abstände konnten nicht eingehalten werden, sagte ein Sprecher der Polizei.
Das Ausbleiben eines erneuten Ausflugschaos ist auch den Maßnahmen geschuldet, die einige Wintersportorte ergriffen haben. Wie im Schwarzwald oder in Bayern wurden bundesweit in vielen Wintersportorten Ski- und Rodelpisten sowie Parkplätze gesperrt.