Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Online spielt die Musik
Musikschulen setzen in der Pandemie auf digitalen Unterricht – Doch ihnen bricht ein wichtiges Standbein weg
die Zahl unserer Schüler einbricht“, sagt Brenner. Zum einen aufgrund der Pandemie, zum anderen weil zum 1. Januar eine schon länger geplante Gebührenerhöhung in Kraft trat. Doch der Schülerschwund blieb aus. Ein möglicher Grund: „Die Eltern haben den Unterricht schon im ersten Lockdown geschätzt“, erzählt der Musikschulleiter. „Alle waren sehr dankbar, dass die Kinder dadurch einigermaßen normale Strukturen hatten.“
Das gilt allerdings nicht für die Chor- und Orchesterarbeit. „Darauf müssen wir noch warten“, sagt Brenner. „Das konnten wir auch im ganzen vergangenen Jahr nicht machen.“Unter Einhaltung der Hygieneregeln sei nur die Arbeit in kleinen Gruppen möglich gewesen.
Auch wenn Präsenzunterricht künftig möglich ist, will die Musikschule weiterhin auch Online-Unterricht anbieten. „Dann können Schüler auch unterrichtet werden, wenn sie sonst etwa wegen eines Beinbruchs zu Hause bleiben würden.“Auch Lehrerkonferenzen will Brenner in Zukunft flexibler als Hybridveranstaltung ausrichten. Auch Dietmar Ruf, Leiter der
setzt auf digital. „Vielleicht ein Prozent lehnen den Online-Unterricht ab“, berichtet Ruf. „Die meisten sind aber froh, dass ihre Musikschule so flexibel ist und das anbietet.“Schließlich fallen derzeit andere Hobbys wie Turnen oder Fußball weg. Eltern seien dankbar, dass ihre
Ruf in Laupheim, Musikschule
Kinder durch den Musikunterricht eine Beschäftigung hätten.
Dennoch gehen in seiner Musikschule die Schülerzahlen teilweise zurück. Einigermaßen stabil seien diese zwar bei Kindern ab sieben oder acht Jahren, die ein Instrument lernen. „Das könnte daran liegen, dass in der Hauptanmeldezeit im September Präsenzunterricht erlaubt war“, vermutet Ruf. Beim Blockflötenuntericht seien die Zahlen etwas zurückgegangen, „aber nicht gravierend“. Dennoch spürt die Musikschule einen starken Einbruch: „Alles was im Vorschulbereich oder in Kindergärten stattfindet, mussten wir auf null setzen“, berichtet Ruf. Zwar habe die Musikschule auch in diesem Bereich online einen Testlauf gewagt: „Das war aber ernüchternd. Alle wichtigen Elemente fallen weg“, erklärt er. Kleine Kinder könne man rein mit Fingerspielen nicht vor dem Bildschirm halten.
Dass dieses Standbein der Musikschule weggebrochen ist, treffe sie. „Auffangen können wir das nicht, wir haben enorme Umsatzeinbrüche“, schildert er. Die überwiegend festangestellten Mitarbeiter würden zwar Kurzarbeitergeld erhalten, Staatshilfen bekomme die Musikschule allerdings keine, da der Umsatz über der nötigen Schwelle liege. Eine Normalisierung der Situation erwartet Ruf erst im September. Für die Zeit nach der Pandemie ist er sich sicher: „Wir gehen komplett zurück in die Präsenz.“Online sei eine Notlösung, weil dort die direkte Verbindung zum Schüler fehle.
Das bemängelt auch Joachim Hayd, der die
leitet. „Online ist ein guter Ersatz, mehr aber auch nicht. Denn dort fehlt die emotionale Komponente, das Persönliche.“Dabei sei es für Kinder wichtig, dass jemand da sei, der ihnen mal auf die Schulter klopfe und sie lobe. „Das funktioniert online nicht.“
Dennoch setzt auch die Musikschule Hayd auf den Online-Unterricht. Für Kleinkindergruppen findet derzeit kein klassischer Unterricht statt. Für sie nehme die Musikschule allerdings Videos auf, die an die Eltern verschickt würden. Die Eltern seien dankbar für die bestehenden Angebote. Hayd ist froh, dass sich das auch in den Zahlen widerspiegelt: Im vergangenen Jahr hätten nur wenige Schüler gekündigt. Und: „Mit den Anmeldungen hatten wir schon Probleme, sind aber einigermaßen voll geworden“, sagt er.
Zwar will Hayd den Online-Unterricht auch zukünftig als Option im Hinterkopf behalten. Sobald es wieder möglich ist, soll die Musikschule aber wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren. Denn beim Musik machen sei das Miteinander wichtig: „Es geht nicht nur ums Musizieren, sondern auch um die menschliche Interaktion.“
Mietingen Musikschule Hayd in
„Es geht nicht nur ums Musizieren, sondern auch um die menschliche Interaktion.“Joachim Hayd, Musikschule Hayd.