Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Filius übergibt Staffelholz und gute Nachricht für die Uniklinik
Die Neurologie soll komplett unters Dach der Klinik wandern – Sein Nachfolger als grüner Landtagskandidat will vor allem die Mobilität verbessern
ULM - Die Grünen im Ulmer Raum haben den Generationenwechsel jetzt „offiziell“vollzogen. Landtagsabgeordneter Jürgen Filius (60) hat das Staffelholz an seinen potenziellen Nachfolger Michael Joukov-Schwelling (39) übergeben. Für den Fall, dass dieser bei der Wahl am 14. März mit einem Mandat in Stuttgart ausgestattet wird, will er sich vor allem um die Verkehrswende kümmern.
Es war keine Floskel, als Michael Joukov-Schwelling in der OnlineKonferenz am Freitag davon sprach, dass er in „riesige Fußstapfen“trete. In der Tat hat Jürgen Filius, der bei der kommenden Wahl nicht mehr antritt und sich nun wieder mehr um seine Kanzlei kümmern möchte, Historisches geschafft. Vor fünf Jahren holte er das Direktmandat im Wahlkreis 64 (Ulm) – als erster Abgeordneter, der nicht der CDU angehört. Wie JoukovSchwelling mit diesem Druck umgeht?
Keinen Zweifel lies der gebürtige Sankt Petersburger, der mit 17 anfing, sich politisch zu engagieren, daran, dass es für ihn nur ein Ziel gebe im März: in den Landtag einzuziehen. Er sei „demütig“, aber auch „zuversichtlich“, dass dies gelingt. Sekundär sei, ob er das Ticket in den Landtag, wie Filius 2016, über das Direktmandant löst, oder über ein Zweitmandat. Ihm breche „kein Zacken aus der Krone“, sagte Joukov-Schwelling, wenn es nicht fürs Erstmandat reiche – dafür benötigt man die meisten Stimmen in einem Wahlkreis. Er könnte es dann aber noch immer so machen, wie sein
Vorgänger. Filius war bei seinem ersten Einzug ins Landesparlament vor zehn Jahren ebenfalls über das Zweitmandant erfolgreich.
Und inhaltlich? Wo positioniert sich der „Neue“(wobei JoukovSchwelling mit seinen 39 Jahren bereits als „alter Hase“durchgeht und ebenfalls schon Beachtliches geschafft hat: 2004 zog er als Jüngster in den Ulmer Stadtrat ein)?
Sein Schwerpunkt sei die „Verkehrspolitik“, sagte der neue grüne Kandidat. Einsetzen wolle er sich für einen weiteren Bahnsteig in Ulm, um den Engpass im Hauptbahnhof zu beseitigen. Auch den Erbachern (die Stadt gehört noch zum Wahlkreis 64) sprach er gut zu und versprach, sich für den herbeigesehnten schnellen Zug nach Stuttgart einzusetzen. Die Schuld, dass der noch nicht aufs Gleis gesetzt wurde, schob er der CDU und der Region zu. „Da wurde gepennt.“Seine Begründung: Die Region habe schon zwei Regionalpläne verabschiedet, in denen der Zug und die benötigte Infrastruktur eben nicht vorgesehen seien.
Joukov-Schwelling sieht sich als pragmatischen Fachpolitiker; sein Credo lautet: „Dafür zu arbeiten, dass die Zukunft besser wird als die Gegenwart.“
Dass er daran gemessen ziemlich erfolgreich gewesen sei, daran ließ Jürgen Filius in einer Rückschau auf das aus seiner Sicht Erreichte keinen Zweifel. Als Meilensteine der vergangenen zwei Legislaturen nannte Filius die Polizeireform (die Ulm das Präsidium gebracht hat), den Bahnhof Merklingen (ursprünglich nicht vorgesehen), den A8-Anschluss des Ulmer Container-Bahnhofes, die Stärkung der Wissenschaftsstand – sowie der Uniklinik. Essentiell sei es gewesen, eine Uniklinik in der Landeshauptstadt Stuttgart abwenden zu können. Denn dies hätte die Ulmer Klinik massiv unter Druck gesetzt.
Filius überbrachte am Freitag noch eine hoffnungsvolle Botschaft für die Ulmer Klinik. Nämlich, dass demnächst eine Einigung vorliege im Ringen der staatlichen Klinik und der privaten Sana-Klinik um die gemeinsam betriebene RKU (Universitäts- und Rehabilitationskliniken). Es sehe danach aus, so Filius, dass die Neurologie der RKU unters Dach der Uniklinik wandere. Dafür habe er sich immer eingesetzt und das sei auch dringend geboten. Denn die hiesige Uniklinik sei bislang die einzige Uniklinik deutschlandweit, die keine Neurologie in eigener Zuständigkeit betreibe.
Am Ende seiner Bilanz angekommen wirkte Filius gelöst. Für Ulm und die Region sei er mit Blick auf das Kommende „mehr als zuversichtlich“. Viel sei erreicht worden – und das werde es auch künftig. JoukovSchwelling und seine Ersatzkandidatin Elena Weber (eine junge Medizinerin aus Erbach, die schon im AlbDonau-Kreistag sitzt) seien ein „wundervolles“Grünen-Paar. Er habe, sagte Filius, ein „sehr gutes Gefühl“.