Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Leuchtturm für die Neu-Ulmer Innenstadt
Das LEW-Gelände wird neu bebaut – Jetzt steht fest, wie das Gebäude aussehen soll
NEU-ULM - Es ist das größte städtische Bauprojekt der nächsten Jahre in Neu-Ulm: Die Neugestaltung des ehemaligen LEW-Areals am HeinerMetzger-Platz, vis-a-vis von GlacisGalerie und Bahnhof. Dazu gab es einen Architektenwettbewerb. Jetzt hat ein Preisgericht in einer digitalen Mammut-Sitzung aus zwölf eingereichten Arbeiten einen Sieger gekürt. „Es ist ein sehr mutiger Entwurf“, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger.
Den ersten Platz hat das Büro Blocher Partners aus Stuttgart belegt. Der Siegerentwurf bietet nach den Worten von Katrin Albsteiger „ein Optimum aus Funktionalität und Optik“. Er stehe für Modernität und Zukunft, füge sich aber zugleich gut in die Umgebung ein. „Das Stadtbild wird ein neues Statement bekommen“, so die Oberbürgermeisterin.
Die Stadtbücherei als Anker des Neubaus werde auch nach außen deutlich sichtbar und erhalte mehr Platz als bislang. Die Arbeit zeige außerdem wie Wohnen in der Innenstadt in Zukunft aussehen könne. Und es werde durch die Bepflanzung der Fassade und des Daches sowie die Holzbauweise in den oberen Stockwerken auch ein klimapolitischer Aspekt deutlich gemacht.
Der Entwurf von Blocher Partners sieht ein bis zu sechsgeschossiges Gebäude am Heiner-MetzgerPlatz vor, der den Mix aus verschiedenen Nutzungen auch nach außen zeigt. Entlang der Bahnhofstraße ist die Bebauung ein Stockwerk niedriger. Im Erdgeschoss gibt es ein großzügiges Foyer. Auf dieser Ebene sollen der Generationentreff Ulm/NeuUlm und ein Veranstaltungsraum untergebracht werden. Im ersten und zweiten Stock erhält die Stadtbibliothek Neu-Ulm auf knapp 1800 Quadratmetern ein neues Zuhause. Dazu kommen etwa 3000 Quadratmeter Büros. Ab dem dritten Stock sind Wohnungen vorgesehen, insgesamt 56. Es sind Wohnungen ganz unterschiedlicher Größen und Zuschnitte geplant.
Die Obergeschosse sollen in Hybridbauweise aus Stahlbeton und Holz gefertigt werden. Auffällig ist die Fassadenbegrünung, die die öffentlich zugänglichen Bereiche und den privaten Bereich der Wohnungen optisch trennt. Ein großer Innenhof und die Dachflächen sollen für Bewohner nutzbar sein. „Das Ganze wird sehr grün sein da oben“, sagte Stadtkämmerer Berthold Stier, der Geschäftsführer der eigens für das LEW-Areal gegründeten Entwicklungsgesellschaft Neu-Ulm GmbH ist.
Insgesamt ist eine Nutzfläche von 11 000 Quadratmeter vorgesehen, davon 4000 Quadratmeter Wohnungen. Auch Gastronomie ist in dem Raum- und Funktionsprogramm enthalten, das bereits vor zwei Jahren erarbeitet wurde. In einer Tiefgarage, die von der Maximilianstraße aus zugänglich sein soll, sind 265 Parkplätze geplant.
Die Preisgerichtssitzung hätte eigentlich bereits voriges Jahr stattfinden sollen, musste wegen des Lockdowns jedoch verschoben werden. „Wir sind etwas im Verzug“, räumte Berthold Stier ein. Im dritten Anlauf tagten die 28 Preisrichter und Berater nun digital – insgesamt an die 15 Stunden lang.
Die Qualität der eingereichten Arbeiten sei insgesamt hoch gewesen, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger. „Das spricht für die Attraktivität der Herausforderung.“Die Rathauschefin spricht von „einem riesigen Meilenstein“, der erreicht worden sei. Die Neugestaltung des LEW-Areals sei das wichtigste
Hochbauprojekt der Stadt in den nächsten Jahren. „Der Standort ist extrem prominent und prägend für unsere Innenstadt.“
Das große Ziel sei es, diesen Bereich der Stadt mit Leben zu erfüllen, sagte Berthold Stier. Bei der Entwicklung des Areals wird die Stadt von der Firma NPS Bauprojektmanagement unterstützt. Insgesamt wurden bei dem Wettbewerb drei Preise vergeben. Der zweite Preis ging an Hascher Jehle Design aus Berlin, der dritte Preis an h4a Gessert + Randecker Architekten aus Stuttgart. Mit den drei Preisträgern werde die Stadt nun in Verhandlungen treten, erläuterte Stier. Wobei es das Ziel der Rathausspitze ist, den Siegerentwurf zu verwirklichen, schließlich fiel die Entscheidung des Preisgerichts einstimmig.
Im Neu-Ulmer Stadtrat soll das Millionen-Projekt am 24. März vorgestellt werden. Der virtuelle Raum mit den Entwürfen soll der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, sodass sich jeder Bürger ein Bild von den unterschiedlichen Herangehensweisen der Architekten machen kann. Bis August soll das bestehende Gebäude leer geräumt sein. Der Abriss kann somit Ende dieses Jahres oder im Laufe des nächsten Jahres erfolgen.
Die Stadtbücherei wird übergangsweise in die alte Fachhochschule (FH) Neu-Ulm an der Steubenstraße ziehen. Baubeginn auf dem LEW-Areal soll im Jahr 2023 sein, die Fertigstellung im Sommer 2025. Der Kostenrahmen beträgt laut Berthold Stier 50 bis 60 Millionen Euro.