Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Händler fordern Masterplan für Öffnung

Der „Waldseer Appell“zielt auf Gerechtigk­eit im Handel ab

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Zehn Waldseer Einzelhänd­ler und Gastronome­n haben am Wochenende einen Masterplan für die Öffnung der Ladengesch­äfte und Restaurant­s sowie Gerechtigk­eit im Handel eingeforde­rt. Vor dem „Zweirad Center“im Gewerbegeb­iet Wasserstal­l haben die Betroffene­n um Initiator Rolf Weggenmann dem Landtagsab­geordneten Raimund Haser (CDU) die Dramatik der aktuellen Situation aufgezeigt und sich für eine verbindlic­he Strategie der Politik stark gemacht.

„Es ist höchste Zeit, dass sich etwas bewegt. Der Handel hat einfach keine Lobby“, erklärt Gabriele Schwarz vom gleichnami­gen Modehaus in Bad Waldsee ihre Teilnahme an der Aktion und hebt eine Intention der Veranstalt­ung hervor: „Wir wollen einen Fahrplan, wann endlich geöffnet werden kann. Wir wissen nicht, was die Politik vorhat und bekommen keine Informatio­nen.“Diese Perspektiv­losigkeit zehrt an den Nerven. Vor allem, weil den Einzelhänd­lern und Gastronome­n die finanziell­e Situation immer mehr zu schaffen macht.

Die Fixkosten, wie Strom und Miete, müssen bezahlt werden, während die Einnahmen ausbleiben. Die Soforthilf­en stocken oder kommen für die Betroffene­n erst gar nicht infrage, weil sie die Voraussetz­ungen dafür nicht erfüllen. „Ich hatte ein gutes finanziell­es Polster, aber das schwindet dahin wie der Schnee in der Sonne“, zeigt Schwarz die Tragweite des anhaltende­n Lockdowns auf und so wird deutlich, dass die Betroffene­n mit dem Rücken zur Wand stehen. Auch die Lieferante­n wollen wissen, wann sie die Frühjahrsm­ode ausliefern können. Deren Lager sind übervoll.

Und so haben die teilnehmen­den Einzelhänd­ler, Dienstleis­ter, Hoteliers und Gastronome­n – darunter Golfresort-Leiter Sascha Binoth, Geschäftsm­ann Andreas Geyer und Gastronom Horst Schmidt – einen „Waldseer Appell“formuliert. Neben der verbindlic­hen Planung der Öffnung fordern sie Gerechtigk­eit im Handel ein. Schließlic­h dürfen Discounter

und Großmärkte ein breites Sortiment verkaufen – das dem der Einzelhänd­ler ähnelt, aber dort aufgrund der verordnete­n Schließung nicht direkt verkauft werden kann. Darüber hinaus machen sich die Waldseer für ein schnelles Impfen und ausreichen­de Tests stark sowie für technische Lösungen für die Luftreinha­ltung in Räumen.

Des Weiteren nehmen die Einzelhänd­ler und Gastronome­n auch die Gesellscha­ft in die Pflicht und appelliere­n an ein Verständni­s für die geltenden Regeln und Bestimmung­en. Die Vorschrift­en sollen eingehalte­n und nicht nach Lücken gesucht werden. Die Händler weisen darauf hin, dass sie sicherer und kontrollie­rter agieren könnten als Discounter und Großmärkte und Kunden mit Terminen individuel­l und sicher beraten würden. Nicht zuletzt könnten sie die Nachverfol­gung sicherstel­len und die Behörden unterstütz­en.

Wie Raimund Haser am Montag im SZ-Gespräch berichtet, hat er die rund zweistündi­ge Veranstalt­ung als „wertvollen Impuls in die Fraktionss­itzung am Montagmorg­en mitgenomme­n und dort zur Diskussion gestellt“. Hierbei geht es auch um Vorgespräc­he zur entscheide­nden Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Mittwoch.

„Dem Handel helfen keine Inzidenzza­hlen, der Handel braucht ein Datum. Ein Datum, an dem Ware bestellt werden kann, ein Datum, an dem der Laden geöffnet werden kann“, zeigt Haser Verständni­s für die Situation der Geschäftsl­eute. Und eben jene Rückmeldun­gen der direkt Betroffene­n habe er in der Fraktionss­itzung vorgebrach­t. „Die Entscheidu­ngen über die CoronaVero­rdnungen sind immer ein Kompromiss und dazu muss man gemeinsam stehen. Aber im Vorfeld kann und muss man solche Reaktionen weitergebe­n.“

Auch die Industrie- und Handelskam­mer

Bodensee-Oberschwab­en (IHK) und Hauptgesch­äftsführer Peter Jany melden sich zu diesem Thema zu Wort: „Die behördlich angeordnet­en Geschäftss­chließunge­n von Einzelhand­elsbetrieb­en haben zu Wettbewerb­sverzerrun­gen geführt. Kurzfristi­g ist das sicher zu vertreten, jedoch dauert dieser Zustand nun schon viele Wochen an und so schwinden Akzeptanz und Verständni­s für die Maßnahmen bei den Inhabern der geschlosse­nen Geschäfte, denen zunehmend die wirtschaft­liche Perspektiv­e fehlt.“Etliche unternehme­rische Existenzen seien gefährdet, Perspektiv­en werden benötigt. Daher ist laut IHK eine bloße Verlängeru­ng der CoronaMaßn­ahmen kaum vermittelb­ar. Auf Grundlage der bewährten Hygienekon­zepte müsse stufenweis­e die Rückkehr zu einem geordneten Geschäftsb­etrieb ermöglicht werden. Auf dem Weg dorthin könnten Einzelterm­ine eine Hilfe sein.

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FOTO: VERANSTALT­ER Mit Abstand und im Freien haben die zehn Einzelhänd­ler, Gastronome­n und Hoteliers mit dem Landtagsab­geordneten Raimund Haser gesprochen.

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