Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Seine grüne Handschrift lebt im Landkreis weiter
Bodo Ziesche, früherer Obst- und Gartenbaufachberater des Landkreises, ist im Alter von 79 Jahren verstorben
INGERKINGEN (gem/sz) - 35 Jahre lang war er Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landkreis Biberach und hat in dieser Zeit vermutlich Tausenden Gartenfreunden sein profundes Wissen über Gehölzschnitt, Blumenschmuck oder Obstanbau weitergegeben. Wie nun bekannt wurde, ist Bodo Ziesche bereits am 23. Januar im Alter von 79 Jahren verstorben.
Ziesche, der aus dem Ruhrgebiet stammte, in Schleswig-Holstein und Schweden sein Handwerk gelernt und in Weihenstephan studiert hatte, trat im Oktober 1969 sein Amt als Fachberater im Obst- und Gartenbau beim Landkreis Biberach unter dem damaligen Landrat Wilfried Steuer an. Seine erste Amtshandlung im Oberschwäbischen führte ihn nach Schussenried: Er musste vor 200 Leuten eine Rede halten und die Preise im Blumenschmuckwettbewerb vergeben.
Der Blumenschmuck und die Dorfverschönerung begleiteten ihn 35 Berufsjahre bis zu seinem Ruhestand 2004. Wer heute durch Kirchdorf, Achstetten, Muttensweiler oder Eberhardzell fährt, sieht in der Ortsdurchfahrt die Bäume, die auf Ziesches Initiative gepflanzt wurden. Was im Fachjargon Straßenbegleitgrün heißt, entfaltet sich in der Natur in allen Formen und Farben: Bäume, üppig bepflanzte Verkehrsinseln und Häuserfassaden. Der Obst- und Gartenbauverein Biberach ernannte Ziesche im Jahr 2005 zu seinem Ehrenvorsitzenden.
Bodo Ziesche hat sein Wissen im Obst- und Gartenbau nicht gehortet, er ist damit förmlich hausieren gegangen. Hunderte Baumschneidekurse hat er abgehalten, ebenso Tausende Vorträge über Dorfverschönerung und Blumenschmuck, über Blumenzwiebeln und Stauden, über den Gemüsegarten und die Kompostierung, über Biotope und allerhand botanische Tricks und Tipps. Die Leute sollten mit dem von ihm vermittelten Wissen nach Hause gehen und es im eigenen Garten in die Praxis umsetzen. So wie er es im eigenen Garten in Ingerkingen in seinem Ruhestand auch tat. Der Garten war ihm nach wie vor Nahrungslieferant, und zwar für den Bauch und für die Seele.
Aber nicht nur die gepflanzten, auch die aufgestellten Bäume wurden im Lauf der Jahre zu seiner Leidenschaft. So gehörte er mehr als zehn Jahre lang fachkundig zur Jury des Maibaumwettbewerbs der „Schwäbischen Zeitung Biberach“. Mit dem Kriterienkatalog, den er für diesen Wettbewerb ausarbeitete, hat er maßgeblichen Anteil daran, dass jedes Jahr im Frühling prächtige Maibäume in jeder noch so kleinen Kreisgemeinde stehen. Auch hier gab er Wissen und Ratschläge gerne an die Maibaumsteller weiter.
Auch nachdem ihm die Jurytätigkeit gesundheitsbedingt nicht mehr möglich war, kam er gerne jedes Jahr mit seiner Frau Bruni zur Prämierungsfeier des Maibaumwettbewerbs in den Schussenrieder Bierkrugstadel und unterhielt die Gäste mit seinem unnachahmlich trockenen Humor. Bodo Ziesches grüne Handschrift lebt auch nach seinem Tod an vielen Stellen im Landkreis weiter.