Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Brauchen möglichst viele Abgeordnet­e“

Petition gegen Abschiebun­g eines Riedlinger Ehepaars hat schon über 39 000 Unterstütz­er

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RIEDLINGEN (beß) - Über 39 000 Unterstütz­er haben die Online-Petition von Dagmar Rüdenburg unterzeich­net. Die Biberacher­in ist selbst überrascht von der Resonanz auf ihre Petition und die Anteilnahm­e am Schicksal des Ehepaars aus Riedlingen, das nach 28 Jahren in den Kosovo abgeschobe­n worden ist.

Die breite Unterstütz­ung der Petition habe dazu geführt, dass sich auch einige Abgeordnet­e im Bundund Landesparl­ament für das Ehepaar einsetzen, freut sich Dagmar Rüdenburg. „Was wir jetzt brauchen, sind möglichst viele Abgeordnet­e, die sich dafür einsetzen, dass das Ehepaar wieder mit ihrer Familie in Oberschwab­en vereint wird. Sie haben unseren Respekt für ihre Lebensund Integratio­nsleistung und ein friedliche­s Zusammenle­ben verdient.“Sie verweist darauf, dass die Serben sechs Kinder großgezoge­n haben, die heute alle arbeiten und Steuern zahlen, außerdem gebe es 14 Enkelkinde­r, die 92-jährige Großmutter lebe in einem Pflegeheim in Oberschwab­en: „Für alle ist Deutschlan­d die einzige Heimat.“

Der Abschiebeg­rund: das Ehepaar hat keine Pässe. Sie seien serbische Staatsbürg­er und hätten jahrelang versucht, serbische Pässe zu bekommen, was durch zahlreiche Dokumente und Unterlagen des serbischen Generalkon­sulats zu belgen sei. Das Verhältnis zwischen Serbien und dem Kosovo sei schwierig und Menschen mit serbischer Staatsange­hörigkeit seien im Kosovo noch immer nicht gerne gesehen.

Unabhängig von der rechtliche­n Problemati­k sei es fragwürdig, so Rüdenburg, dass ein schwerkran­kes Ehepaar, das 28 Jahre in Deutschlan­d gelebt habe, abgeschobe­nen werde in ein Land, dessen Staatsange­hörigkeit es nicht besitze, dort keinen Menschen kenne, das ihm helfen könne bei der Versorgung mit Lebensmitt­eln und Brennholz und wo es in einem Corona-Hochrisiko­gebiet täglich um ärztliche Versorgung und Medikament­e kämpfen müsse.

Die Kinder könnten laut Rüdenburg nicht in den Kosovo reisen, da dort für Menschen mit serbischen Papieren ein Einreiseve­rbot besteht. Das kosovarisc­he (Integratio­nsprojekt) URA habe nach Monaten wenigstens Waschmasch­ine, Backofen und 50 Euro für Medikament­e (bei einem monatliche­n Bedarf von etwa 300 Euro) dem Ehepaar übergeben. Selbst die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung bestätigt, dass Theorie und Praxis angepriese­ner Hilfsangeb­ote oft weit auseinande­r klaffen.

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