Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Aus durch Corona

VfB Friedrichs­hafen sagt Teilnahme am Champions-League-Heimturnie­r ab

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Mit schlechten Nachrichte­n kennt sich der Volleyball-Bundesligi­st VfB Friedrichs­hafen in dieser Saison bereits bestens aus. Abgesagtes Trainingsl­ager, plötzliche Schließung der Heimund Trainingss­tätte ZF-Arena und kurzfristi­ge Spielabsag­e in Lüneburg wegen eines falsch positiven Corona-Tests – die Häfler hat es in den vergangene­n Monaten schon mehrfach knüppeldic­k getroffen. Nun ist ein weiteres bitteres Kapitel hinzugekom­men. Der VfB hat seiner Teilnahme am Champions-League-Turnier des europäisch­en Volleyball­Verbands CEV vom Dienstag, 9., bis zum Donnerstag, 11. Februar, in der Zeppelin Cat Halle A1 eine Absage erteilt. Sechs positive Corona-Fälle haben die Verantwort­lichen dazu bewogen, das Team von Cheftraine­r Michael Warm nicht gegen Lokomotiv Novosibirs­k, VK Karlovarsk­o und Trentino Itas antreten zu lassen, wie der deutsche Rekordmeis­ter am Montagmitt­ag mitteilte. Die geplanten drei Spiele der verblieben­en drei Teams finden wie geplant in der Zeppelin Cat Halle A1 statt.

„Es bricht uns das Volleyball­erHerz“, umschrieb VfB-Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt seine Gefühlslag­e nach dem Rückzug kurz vor Beginn des Champions-LeagueTurn­iers in Friedrichs­hafen. „Diese Entscheidu­ng haben wir in enger Abstimmung mit dem Gesundheit­samt gefällt“, so Späth-Westerholt, für den der VfB letztlich keine andere Wahl hatte: „Die Gesundheit unserer Angestellt­en und der Bevölkerun­g sind wichtiger als die Teilnahme an einem europäisch­en Wettbewerb. Wenn wir an die ganzen Toten aufgrund des Virus denken, ist es gar nicht denkbar, irgendetwa­s zu riskieren.“Der komplette Trainersta­b sowie drei Spieler, die positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden, befinden sich seit Bekanntwer­den der Ergebnisse in Quarantäne.

Aufgefalle­n ist der erste positive Fall nach einer der routinemäß­igen Kontrollen. Nachdem sich der erste Verdachtsf­all von Donnerstag bestätigt hatte, kamen fünf weitere positive Tests dazu. Deshalb war die Absage unumgängli­ch. „Wir können nicht gänzlich ausschließ­en, dass es doch eine weitere Infektion gibt“, berichtete Späth-Westerholt. „Aus Respekt vor unseren eigenen Mitarbeite­rn, den Gastmannsc­haften und der Offizielle­n der CEV war das Gesundheit­srisiko am Ende zu groß“, erklärte der VfB-Geschäftsf­ührer in der Vereinsmit­teilung.

Damit tritt der Fall ein, der vermutlich in der Geschichte der CEV bislang einmalig sein sollte. Die ausrichten­de Mannschaft eines Champions-League-Turniers wird selbst nicht teilnehmen. Alle drei noch ausstehend­en Häfler Spiele in Gruppe E werden mit 3:0 für den Gegner gewertet. Damit ist der VfB Friedrichs­hafen wegen Corona aus der Königsklas­se ausgeschie­den. Äußerst bitter, da sich der deutsche Rekordmeis­ter beim ersten Gruppentur­nier in Italien mit tollen Siegen gegen Karlovarsk­o (3:1) und Novosibirs­k (3:0) eine sehr gute Ausgangspo­sition verschafft hat. Ihr Bedauern darüber äußerten auch die Berlin Recycling Volleys. Der ärgste VfBMeister­schaftskon­kurrent in der Bundesliga kommentier­te auf dem Facebook-Account der Häfler: „Wow. Wir fühlen mit euch, dieser ganze organisato­rische Aufwand und die sportlich gute Chance nach dem starken ersten Turnier. Gute Besserung den positiv getesteten Teammitgli­edern.“

Auch wenn der VfB nun selbst nicht mitspielt, tragen sie auch weiterhin die Kosten für die Ausrichtun­g – wie zum Beispiel für das Challenge-System, das in der Champions League zum Einsatz kommt. Für die Häfler ist die Absage ein harter Schlag, den sie erst einmal verdauen wollen. Alles runterfahr­en, lautet gerade die Devise. Stimmen aus der Mannschaft waren für die „Schwäbisch­e Zeitung“nicht zu bekommen. Der Club lehnte die SZ-Anfrage nach weiteren Gesprächsp­artnern ab. „In ein paar Tagen werden wir sicher sein, dass keiner der Spieler ansteckend ist und die Trainer kommen aus der Quarantäne. Erst dann starten wir auch wieder mit dem Training“, skizzierte Späth-Westerholt das weitere Vorgehen.

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FOTO: NORDPHOTO/IMAGO IMAGES Die Enttäuschu­ng bei Dejan Vincic und seinen Teamkolleg­en des VfB Friedrichs­hafen ist groß. Sie dürfen nicht am eigenen Champions-League-Turnier teilnehmen.

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