Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zunft-Figuren grüßen vom Rathaus
Die Schwendier Narren wollen mit einer Plakat-Aktion zeigen: „Uns gibt es noch“
SCHWENDI - Dem Schultes so richtig die Leviten lesen und ihn aus der Amtsstube jagen, in den Kindergärten mit den Kleinen singen, tanzen und lachen und ohnehin den ganzen Tag über im Häs fröhliche Stunden genießen: Für die „Brunnaweibla“und „Käppelespudl“der Schwendier Narrenzunft ist so der Glombige Donnerstag normalerweise ausgefüllt. Und die restlichen Fasnetstage sind sowieso volle Aktion.
Heuer eben nicht. „Aber in Pandemiezeiten gar nix machen, geht nicht“, beschreibt Zunftmeisterin Michaela Böll die Gefühlslage der Schwendier Narren. Deshalb haben die Zunft-Verantwortlichen im Januar die 30 aktiven Mitglieder aufgerufen, ein Foto im Häs zu machen und dieses dem Zunftrat zu schicken. „Die Aktion ist gut angekommen, dadurch konnten die Mitglieder auch einmal in das Häs schlüpfen“, erzählt Böll. Und die geborene Idee, alle eingereichten Fotos auf einem großen Banner zusammenzufassen, wurde in die Tat umgesetzt.
Seit vergangenem Mittwoch ziert dieses Banner mit den beiden Figuren der Schwendier Narrenzunft, in unterschiedlichen Situationen dargestellt, die Treppe am Rathaus. „Uns gibt es noch“will die Zunft damit auch zum Ausdruck bringen. Das O.K. von Bürgermeister Wolfgang Späth für diese Aktion haben die Narren vorher natürlich eingeholt. Papierposter dieser Foto-Collage haben die Narren außerdem an einigen Stellen in Schwendi und in diversen Geschäften aufgehängt. Auf den ursprünglich geplanten Besuch von ein paar Narren auf dem Gelände des Kindergartens hat die Zunft verzichtet. „Wir wollten Süßigkeiten verteilen durch das Fenster. Das wäre aber ungerecht gewesen, weil nur die Kinder in der Notbetreuung dann etwas bekommen hätten“, nennt Böll den Grund für die Absage dieses Vorhabens.
Stattdessen wurden im Kindergarten Ausmalbilder verteilt, fertige Kunstwerke fördern hier die beiden Masken der Zunft hervor. Mit einer weiteren Aktion hat die Schwendier Narrenzunft gestern auf sich aufmerksam gemacht. Im „Konfettiradio“von SWR 4 hat Vize-Zunftmeisterin Silke Bollinger in einem Beitrag die beiden Narren-Figuren und deren närrisches Wirken vorgestellt.
Am morgigen Samstag schlüpfen die aktiven Mitglieder in dieser Saison zum letzten Mal in ihr Häs. Nicht, um wie in normalen Zeiten auf der Dorffasnet aufzutreten, sondern um sich bei der „Fasnet Zuhause“zu vergnügen. Das virtuelle Treffen verbindet die „Brunnaweibla“und die „Käppelspudl“aus den Wohnzimmern heraus. Ob dann alle einen Maskentanz aufführen, ist noch unklar. Auf jeden Fall soll das Zunftlied bei der Video-Konferenz aus voller Brust geschmettert und damit die denkwürdige Fasnet 2021 beschlossen werden. Eine Fasnet, die nicht auf der Gass stattfand, sondern im Herzen. So wie es auf dem Plakat am Rathaus steht. Auch darauf ein dreifaches „Pudl-bätschnaß“.