Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Narren brechen Corona-Regeln
Polizei beendet Fasnetstreiben von mehr als 200 Menschen in Überlingen
ÜBERLINGEN - Anlässlich des traditionellen Hänsele-Umzugs haben sich am frühen Samstagabend gegen 19 Uhr in der Innenstadt von Überlingen unerlaubt etwa 55 Narren, insbesondere mit Karbatschen, versammelt. Wie die Polizei berichtet, konnten etwa 200 Besucher, von denen die meisten kostümiert waren, an der Strecke gezählt werden. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“stellte sich heraus, dass die Polizei – so ein Sprecher des zuständigen Präsidiums in Ravensburg – „vorsorglich Konzeptionseinsätze im ganzen Bereich“vorgenommen hatte.
In Überlingen waren diese offenbar alles andere als umsonst. Wie die Polizei weiter mitteilt, wurde zum Teil über große Lautsprecher auf einem Bollerwagen Musik abgespielt. Kurzfristig kam es offenbar auch zu Verkehrsbehinderungen. Wenig Verständnis zeigten zudem die Menschen, die sich entgegen der derzeit geltenden Corona-Regeln versammelten. „Explizit Corona-Verstöße im Sinne davon, dass keine Masken getragen wurden, gab es nicht, dafür aber etliche andere“, heißt es von einem Polizeisprecher. Es mussten demnach mehrere Platzverweise gegenüber uneinsichtigen Teilnehmern der Veranstaltung ausgesprochen werden.
Auch seien Anzeigen wegen Ruhestörung ob der lauten Musik oder anderer Ordnungswidrigkeiten vorstellbar, fügt er an. Wie hoch die Strafe jeweils ausfallen könnte, dazu konnte der Sprecher keine Angaben machen.
Gegen 20.15 Uhr hatte sich der Großteil der Personen wieder aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen. Durch das konsequente polizeiliche Einschreiten – das jedoch von erheblichen Diskussionen und Unverständnis auf seiten der Besucher begleitet wurde – konnte die Veranstaltung schließlich unterbunden werden, erklärt die Polizei.
Und was sagen die Narren selbst? Hänselevater Harald Kirchmaier nimmt am Sonntagmittag gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“am Telefon klar Stellung. „Es gab keinen Hänselejuck. Offizielle Veranstaltungen wurden von uns im Vorfeld ganz klar abgesagt“, erläutert er. Und fügt an: „Wenn einer trotzdem das Hänsele anzieht und in die Stadt geht, so ist das Privatsache. Ich war nicht dabei und würde mich wegen meiner offiziellen Funktion auch hüten“, betont Kirchmaier. Er sagt: „Wenn ein Karbatschenschneller mit der Peitsche knallt, hat er automatisch Abstand.“Von seinen Vorstandskollegen sei niemand am Samstag dabei gewesen – „zumindest nicht in offizieller Funktion“, meint er. Von seinen Mitgliedern habe er indes eine andere Darstellung des Abends vernommen: „Ich habe gehört, dass sich die Polizei unverhältnismäßig verhalten hat.“
Bei Facebook äußern zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer unter dem
Post der „Schwäbische Zeitung“großes Unverständnis gegenüber der Aktion der Narren. Sabrina G. schreibt: „Unverständlich! Dann sich wieder aufregen, wenn alles noch länger geht und es keine Lockerung gibt. Danke dafür!“Und Andreas S. meint: „Es ist so traurig. Durch die Unvernunft vieler Menschen werden nicht nur Menschenleben gefährdet, sondern vor allem auch Arbeitsplätze. Denn genau wegen solcher dämlicher Aktionen müssen Branchen wie die Gastronomie noch lange geschlossen bleiben. Aber ich weiß, unsere Politiker sind ja an allem Schuld – Ironieende. Nicht die Politiker sind schuld, sondern die unvernünftigen Menschen!“
Auch andere Narren äußern sich zum Geschehen. „Ganz ehrlich: kein Verständnis! Auch mich als Hästräger trifft es hart, dass die Fasnet ausfällt, aber ganz ehrlich, das ist keine Lösung! Hoffentlich kommen die nicht straffrei raus und es tut weh im Geldbeutel“, schreibt Simone S.