Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Erpel Emma hat jetzt ein neues Zuhause
Alexander Dreher von der „Wildtierhilfe Baden-Württemberg“nimmt die weiße Zwergente unter seine Fittiche
fiel Alexander Dreher ein weiteres Tier auf, das Hilfe zu brauchen schien: die weiße Zwergente Emma, einer der Lieblinge der SchlossparkPassanten. „Das Tier war ziemlich mager, humpelte etwas und wird aufgrund seiner Größe sicherlich von den anderen Enten im Park oft gescheucht“, erklärt der 20-jährige Tierfreund. Zudem sei Emma die einzige Zwergente dort.
„Enten nehmen es, anders als Gänse, mit der Treue in einer Beziehung nicht so genau“, weiß Dreher. Soll heißen: Zum einen bilden sich die Stockenten-Pärchen jedes Jahr neu, zum anderen wagen sowohl Erpel als auch Enten gerne mal einen Seitensprung. Emma, das muss an dieser Stelle gesagt sein, ist eigentlich ein Erpel – und die weiblichen Stockenten scheinen trotz des für sie eher ungewohnten Erscheinungsbilds Gefallen an ihm zu finden. „Ich habe dazu recherchiert und festgestellt, dass Emma wohl schon mehrmals Entenpapa geworden ist“, sagt Alexander Dreher. „Aus Sicht des Artenschutzes ist das kritisch. Es können so bestimmte regionale und genetische Anpassungen an die Umweltbedingungen verloren gehen. Dadurch nimmt die Stockentenpopulation im Lauf der Zeit immer mehr ab.“
Ein weiterer, recht trauriger Nebeneffekt ist laut Dreher, dass die bei einer Kreuzung mit Stockenten entstehenden Küken aufgrund ihrer anderen Färbung oft Feinden zum Opfer fallen. „Durch ihren meist gelben Flaum sind sie auch auf große Entfernung schnell zu sehen.“Im Schlosspark überlebte laut Drehers Recherche in den vergangenen Jahren kein einziger von Emmas Nachkommen.
„Ich habe gründlich abgewogen, ob ich Emma mitnehmen soll oder nicht“, sagt Alexander Dreher. Am Ende entschied er sich dafür. „Aus den genannten Gründen, aber auch, weil er sehr zutraulich ist. Da grenzt es an ein Wunder, dass er noch nicht von einem größeren Tier gefressen wurde.“
Nun lebt Emma bei Alexander Dreher in Bad Wurzach. Noch ist er in Quarantäne. „Aber er quakt schon fröhlich und hat sich gut eingelebt“, versichert der Tierfreund. „Er kam schon am zweiten Tag an und fraß mir aus der Hand.“Wenn die Quarantäne vorbei ist, darf sich Emma auf viel Auslauf auf dem großen Grundstück mit Teichen und Wiesen freuen, das er sich mit den anderen Tieren seines neuen Besitzers teilt. Denn neben den vorübergehenden Wild-Pfleglingen hält der 20-Jährige auch Zwergschafe, Hausgänse und Kaninchen. „Ich habe einen richtigen kleinen Tierpark“, sagt er.
Damit die Laupheimer Emma nicht vergessen oder sich Sorgen um ihn machen, möchte Alexander Dreher immer wieder Updates auf Facebook posten. Außerdem bittet er darum, dass die tierlieben Menschen in der Stadt und drumherum besonders darauf Acht geben, dass kein Müll in der Nähe von Gewässern liegen bleibt: „Angelschnüre oder Plastiktüten können für Wasservögel schnell lebensgefährlich werden“, weiß er. „Neuerdings gehören dazu auch Masken.“Deshalb sollte man am besten die Schnüre vom Mundschutz abschneiden und diesen direkt in den Mülleimer werfen.
Zurück zu Emma: Damit dieser auch Artgenossen um sich hat, plant Dreher schon die Anschaffung von ein paar „Kumpels“für den Erpel. „Bald darf er vielleicht auch mit in die Schule“, verrät er. Dort hält Dreher oft Anschauungsunterricht ab, um den Kindern Tipps zu artgerechter Haltung von Haustieren zu geben und Verständnis für Wildtiere zu vermitteln. Und mit etwas Glück wird aus Emma sogar noch ein richtiger Star, denn sein neuer Halter hat schon des Öfteren mit seinen Tieren für Film und Fernsehen gearbeitet. Und was könnte schließlich besser passen für einen Erpel, der aus der Geburtsstadt von Carl Laemmle kommt.
Wer mehr über die
erfahren möchte, kann sich auf der Homepage des Vereins informieren: wth-bw.de. Wer einen „tierischen Notfall“melden will, kann sich mit dem Verein unter der Notrufnummer 0751/18 52 94 49 in Verbindung setzen.