Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Virus hat es in Kitas und Schulen leichter

Auch im Kreis Biberach gibt es immer wieder Fälle – Mutante ist nicht der einzige Grund

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Alle Grundschül­er sowie Fünft- und Sechstkläs­sler sollen ab Montag wieder den Unterricht im Klassenzim­mer besuchen. Kommen vergleichs­weise viele Menschen auf begrenztem Raum zusammen, beeinfluss­t dies das Infektions­geschehen. Das zeigte sich in den zurücklieg­enden Wochen auch im Kreis Biberach. Immer wieder traten Corona-Fälle in Kindergärt­en auf – mit mehreren Quarantäne-Anordnunge­n für Familien.

Plötzlich ist der Kindergart­en aufgrund einer Corona-Infektion geschlosse­n. Diese Erfahrung haben manche Eltern in der Region schon gemacht. Die Warthauser Kindertage­sstätte „Schlossgut“war zeitweise genauso zu wie der katholisch­e Kindergart­en St. Uta in Uttenweile­r oder die Kindertage­sstätte „Pusteblume“in Laupheim. Manchmal trifft es auch nur eine Gruppe, die pausieren muss. Die Kinder anderer Gruppen können weiterhin die Einrichtun­g besuchen.

„Es war klar, dass beim derzeitige­n Infektions­geschehen mit der Entscheidu­ng, die Kindergärt­en und Schulen im Land wieder zu öffnen, auch Fälle in den Einrichtun­gen auftreten werden“, sagt die Leiterin des Biberacher Gesundheit­samts, Dr. Monika Spannenkre­bs. „Dass es sich bei den Ausbrüchen teilweise auch um die mutierten Viren handelt, spiegelt ebenfalls das Infektions­geschehen im Landkreis wider.“Bei fast einem Drittel der Neuinfekti­onen im Kreis weisen die Labore mittlerwei­le Mutanten nach. Dieser Anteil dürfte zunehmen; im Land liegt dieser bei über 50 Prozent.

Überrasche­nd kam die Entwicklun­g für das Gesundheit­samt also nicht. Trotzdem blickt Spannenkre­bs sorgenvoll darauf. „Was uns generell große Sorgen bereitet, ist, dass bei den mutierten Viren in der Regel sehr viele Folgefälle stattfinde­n“, erläutert die Leiterin. Die britische Mutante zum Beispiel breitet sich in allen Lebenslage­n schnell aus: auf der Arbeit, im Privaten oder eben in Kindergärt­en und Schulen.

Erschweren­d kommen in Kindergärt­en und Schulen zwei Parameter hinzu, die es dem Virus leichter machen: Viele Kontakte und asymptomat­ische Verläufe. „In Kindergärt­en und Schulen kommen natürlich vergleichs­weise viele Menschen zusammen“, so die Gesundheit­samtsleite­rin. „Das heißt, eine Infektion kann vergleichs­weise viele Neuinfekti­onen und Quarantäne­fälle zur Folge haben.“Darüber hinaus würden bei Kindern und Jugendlich­en oftmals keine Symptome beobachtet, sodass sich eine Infektion auch leichter unbemerkt verbreiten kann: „Die Infektione­n folgen keiner Regel und kommen teilweise über Kinder, teilweise über die Erzieher in die Einrichtun­gen.“Mit vermehrtem Testen möchten Bund und Länder gegensteue­rn.

Wie schnell ein Corona-Ausbruch den Alltag von Familien verändert, zeigt ein Beispiel aus Laupheim. Mitte Februar, damals herrschte noch Notbetrieb, gab es einen CoronaAusb­ruch in der Kindertage­sstätte

„Pusteblume“. In einer ersten Mitteilung sprach die Stadtverwa­ltung von fünf Infizierte­n (vier Erwachsene und ein Kind). Am Ende hatten sich nach Angaben des Gesundheit­samts zehn Kinder, sieben Beschäftig­te und acht Eltern angesteckt. Darüber hinaus gab es in den familiären Umfeldern weitere infizierte Personen, sodass insgesamt 40 Menschen positiv waren. 110 Menschen waren im Landkreis Biberach aufgrund des Falls in Quarantäne. Die Kita wurde vorübergeh­end geschlosse­n. Seit 4. März läuft der Betrieb wieder.

Darüber hinaus sind die Behörden mit der Quarantäne bei einer Mutante strenger als bei der wilden Variante. Beim Nachweis einer Virusvaria­nte besteht laut baden-württember­gischer Corona-Verordnung eine Quarantäne­pflicht für Kontaktper­sonen von Kontaktper­sonen im Sinne von allen Haushaltsm­itgliedern. Tritt ein Fall einer Corona-Mutante in einer Kindergart­engruppe auf, müssen sich nicht nur die Kinder isolieren, sondern auch deren Familien.

In der ersten und zweiten CoronaWell­e hieß es aus der Politik häufig, Kindergärt­en beziehungs­weise Schulen seien keine besonderen Treiber der Pandemie. Schaut man bei Kindergärt­en jetzt einfach nur genauer drauf und testet mehr oder wie lässt sich erklären, dass gefühlt mehr Fälle gemeldet werden? Ist die Gesellscha­ft bei diesem Thema vielleicht sogar sensibler geworden? „Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworte­n“, meint die Gesundheit­samtsleite­rin. „Es spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle.“Generell sei bei vermehrter Viruszirku­lation, wie derzeit, die Wahrschein­lichkeit eines Eintrags in die Kindergärt­en und Schulen höher, sagt Spannenkre­bs. In Gemeinscha­ftseinrich­tungen sei die Ansteckung weiterer Personen immer ein Problem, das durch die Virusvaria­nten weiter verschärft werde. Die Corona-Lage dürfte weiter fragil bleiben.

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Corona-Fälle im Kindergart­en ereignen sich auch immer wieder im Landkreis Biberach. Das hat Konsequenz­en nicht nur fürs Personal, sondern auch für die Familien.

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