Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Virus hat es in Kitas und Schulen leichter
Auch im Kreis Biberach gibt es immer wieder Fälle – Mutante ist nicht der einzige Grund
BIBERACH - Alle Grundschüler sowie Fünft- und Sechstklässler sollen ab Montag wieder den Unterricht im Klassenzimmer besuchen. Kommen vergleichsweise viele Menschen auf begrenztem Raum zusammen, beeinflusst dies das Infektionsgeschehen. Das zeigte sich in den zurückliegenden Wochen auch im Kreis Biberach. Immer wieder traten Corona-Fälle in Kindergärten auf – mit mehreren Quarantäne-Anordnungen für Familien.
Plötzlich ist der Kindergarten aufgrund einer Corona-Infektion geschlossen. Diese Erfahrung haben manche Eltern in der Region schon gemacht. Die Warthauser Kindertagesstätte „Schlossgut“war zeitweise genauso zu wie der katholische Kindergarten St. Uta in Uttenweiler oder die Kindertagesstätte „Pusteblume“in Laupheim. Manchmal trifft es auch nur eine Gruppe, die pausieren muss. Die Kinder anderer Gruppen können weiterhin die Einrichtung besuchen.
„Es war klar, dass beim derzeitigen Infektionsgeschehen mit der Entscheidung, die Kindergärten und Schulen im Land wieder zu öffnen, auch Fälle in den Einrichtungen auftreten werden“, sagt die Leiterin des Biberacher Gesundheitsamts, Dr. Monika Spannenkrebs. „Dass es sich bei den Ausbrüchen teilweise auch um die mutierten Viren handelt, spiegelt ebenfalls das Infektionsgeschehen im Landkreis wider.“Bei fast einem Drittel der Neuinfektionen im Kreis weisen die Labore mittlerweile Mutanten nach. Dieser Anteil dürfte zunehmen; im Land liegt dieser bei über 50 Prozent.
Überraschend kam die Entwicklung für das Gesundheitsamt also nicht. Trotzdem blickt Spannenkrebs sorgenvoll darauf. „Was uns generell große Sorgen bereitet, ist, dass bei den mutierten Viren in der Regel sehr viele Folgefälle stattfinden“, erläutert die Leiterin. Die britische Mutante zum Beispiel breitet sich in allen Lebenslagen schnell aus: auf der Arbeit, im Privaten oder eben in Kindergärten und Schulen.
Erschwerend kommen in Kindergärten und Schulen zwei Parameter hinzu, die es dem Virus leichter machen: Viele Kontakte und asymptomatische Verläufe. „In Kindergärten und Schulen kommen natürlich vergleichsweise viele Menschen zusammen“, so die Gesundheitsamtsleiterin. „Das heißt, eine Infektion kann vergleichsweise viele Neuinfektionen und Quarantänefälle zur Folge haben.“Darüber hinaus würden bei Kindern und Jugendlichen oftmals keine Symptome beobachtet, sodass sich eine Infektion auch leichter unbemerkt verbreiten kann: „Die Infektionen folgen keiner Regel und kommen teilweise über Kinder, teilweise über die Erzieher in die Einrichtungen.“Mit vermehrtem Testen möchten Bund und Länder gegensteuern.
Wie schnell ein Corona-Ausbruch den Alltag von Familien verändert, zeigt ein Beispiel aus Laupheim. Mitte Februar, damals herrschte noch Notbetrieb, gab es einen CoronaAusbruch in der Kindertagesstätte
„Pusteblume“. In einer ersten Mitteilung sprach die Stadtverwaltung von fünf Infizierten (vier Erwachsene und ein Kind). Am Ende hatten sich nach Angaben des Gesundheitsamts zehn Kinder, sieben Beschäftigte und acht Eltern angesteckt. Darüber hinaus gab es in den familiären Umfeldern weitere infizierte Personen, sodass insgesamt 40 Menschen positiv waren. 110 Menschen waren im Landkreis Biberach aufgrund des Falls in Quarantäne. Die Kita wurde vorübergehend geschlossen. Seit 4. März läuft der Betrieb wieder.
Darüber hinaus sind die Behörden mit der Quarantäne bei einer Mutante strenger als bei der wilden Variante. Beim Nachweis einer Virusvariante besteht laut baden-württembergischer Corona-Verordnung eine Quarantänepflicht für Kontaktpersonen von Kontaktpersonen im Sinne von allen Haushaltsmitgliedern. Tritt ein Fall einer Corona-Mutante in einer Kindergartengruppe auf, müssen sich nicht nur die Kinder isolieren, sondern auch deren Familien.
In der ersten und zweiten CoronaWelle hieß es aus der Politik häufig, Kindergärten beziehungsweise Schulen seien keine besonderen Treiber der Pandemie. Schaut man bei Kindergärten jetzt einfach nur genauer drauf und testet mehr oder wie lässt sich erklären, dass gefühlt mehr Fälle gemeldet werden? Ist die Gesellschaft bei diesem Thema vielleicht sogar sensibler geworden? „Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten“, meint die Gesundheitsamtsleiterin. „Es spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle.“Generell sei bei vermehrter Viruszirkulation, wie derzeit, die Wahrscheinlichkeit eines Eintrags in die Kindergärten und Schulen höher, sagt Spannenkrebs. In Gemeinschaftseinrichtungen sei die Ansteckung weiterer Personen immer ein Problem, das durch die Virusvarianten weiter verschärft werde. Die Corona-Lage dürfte weiter fragil bleiben.