Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Spahn setzt Astra-Zeneca-Impfungen aus
Stopp geht auf sieben Krankheitsfälle zurück – Bund ruft zu Verzicht auf Reisen auf
BERLIN/STUTTGART - Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit Corona-Schutzimpfungen mit dem Präparat von Astra-Zeneca hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Einsatz dieses Vakzins mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Das Paul-Ehrlich-Institut hält weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA soll entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken. Spahn hofft auf ein Ergebnis noch in dieser Woche.
Die Experten sehen eine Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenen-Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen in zeitlicher Nähe mit der Impfung mit dem AstraZeneca-Mittel.
Bisher gab es laut Robert-KochInstitut in Deutschland 1,7 Millionen Impfungen mit dem Präparat von Astra-Zeneca. Sieben Fälle von Hirnthrombosen seien gemeldet worden, erklärte Spahn. Damit sei das Risiko sehr gering, aber doch überdurchschnittlich. Wer sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühle und etwa starke und anhaltende Kopfschmerzen oder punktförmige Hautblutungen habe, solle sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Das Aussetzen der Impfungen sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Spahn. Er sei sich der Tragweite für die weiteren Impfungen im Klaren, aber Sicherheit gehe vor. Offen ist, welche Zweitimpfung diejenigen erhalten, die bereits einmal mit dem Astra-Zeneca-Vakzin geimpft wurden. Das baden-württembergische Gesundheitsministerium sagte daraufhin die Impfungen mit Astra-Zeneca für die laufende Woche bis einschließlich kommenden Montag ab. Das betrifft aktuell rund 15 000 Impfungen pro Tag. Spätere Termine bleiben zunächst bestehen.
Zuvor hatten auch die Niederlande Impfungen mit dem Mittel von Astra-Zeneca für zwei Wochen ausgesetzt. Begründet wurde dies mit sechs Fällen möglicher Nebenwirkungen in Dänemark und Norwegen am Wochenende. Nach Dänemark, und den Niederlanden vollzogen am
Montag auch Frankreich, Italien, Spanien und Slowenien diesen Schritt.
Zuvor hatte die Bundesregierung wegen steigender Infektionszahlen und dem sprunghaften Anstieg der Urlaubsbuchungen für die Ferieninsel Mallorca zum generellen Verzicht auf touristische Reisen aufgerufen. „Der Appell ist, auf jede nicht unbedingt notwendige Reise zu verzichten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.