Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine Komödie soll den Neubeginn einläuten
In Herrlingen soll der Bühnenbetrieb mit Publikum bald starten – Welle der Solidarität: 60 000 Euro an Spenden
BLAUSTEIN - Edith Ehrhardt steht zu ihrem Optimismus, zu ihrem Plan für den Neustart. Mit viel Vorfreude erklärt die Theater-Chefin: „Wir möchten jetzt unbedingt ein Lebenszeichen von uns senden. Und wir wagen es einfach.“Am 10. April will ihre kleine Bühne, die Theaterei Herrlingen in Blaustein, endlich wieder den Vorhang lüften und mit dem Spielbetrieb nach dem Lockdown beginnen.
Eigentlich hatte Ehrhardt bereits für Ende März die nächste Premiere angepeilt, das Stück ist aufführungsreif – deshalb fühlt sich die Chefin und Regisseurin jetzt auch gut vorbereitet, auf alle Fälle in dieser ungewissen Zeit. Abstand, Maske, Tests, Reservierungen – so soll der Plan gelingen.
Der neue Lockerungs-Stufenplan von Anfang März hat die Öffnungsaussichten für Theater – zumindest auf dem Papier – verbessert. Frühester möglicher Starttermin: 22. März. Doch für die Theaterei hängt jetzt vieles ab von den 7-Tage-Inzidenzen im Alb-Donau-Kreis, die allerdings gerade über die kritische Grenze von 100 geklettert sind. Ehrhardt scheint sich trotzdem nicht entmutigen zu lassen: „Und falls es am 10. April nicht klappen sollte, dann eben an einem etwas späteren Termin.“
Eine Komödie soll den Neubeginn einläuten, mit einem Titel, der auf den ersten Blick so gar nicht zur Pandemie passen will: „Die Tanzstunde.“Rhythmischer Nahkontakt mit 1,50 Meter
Abstand? Frank Ehrhardt, der Mann der Theaterei-Leiterin, wird mit Nadine Ehrenreich ein ungleiches Bühnenpaar spielen – so wie zuletzt in „Das Beste zu zweit“. Aber von wegen Tanz: „Im Stück geht es sogar um die Vermeidung von Körperkontakt. Das passt auch in diese Zeit“, erklärt Edith Ehrhardt. Eine Tänzerin, die mit einer Knieverletzung hadert, trifft da auf einen Mann, der in seiner autistischen Veranlagung doch ein bisschen gehemmt ist, im Umgang mit anderen. Eine charmante Komödie mit Tiefgang verspricht die Theaterei-Chefin. „Das ist absolut kein depressives Stück. Deswegen gefällt mir diese Komödie. Ein Stück, das auch dem Herzen guttut.“
Das Stück von Mark St. Germain habe sie schon lange für die beiden Darsteller eingerichtet, sagt Ehrhardt. „Wir haben nach Weihnachten angefangen zu proben.“Mit Abstand – und doppeltem Boden. „Wir haben Schnelltests für alle Beteiligten. Und zum Glück waren wir bisher alle corona-frei.“Szenen-, Rollen-, Bühnenarbeit habe auch im Lockdown funktioniert und daraus habe sie Mut geschöpft, erklärt Ehrhardt. „Da kommt die Motivation ganz von alleine, die Sehnsucht in uns.“Und mit dem Publikum entwickle das Schauspiel noch einmal seinen ganz eigenen Reiz.
Die Theaterei öffnet ihre Bühne immer wieder für selbstständige Künstler, freiberufliche Schauspieler und auch Musiker – seit ihrer Gründung 1986. Und daran möchte Edith Ehrhardt auch keinen Deut rütteln. „Wichtig ist jetzt, dass wir finanziell gesichert sind.“2020 rettete noch der „Kultursommer“, ein Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg, den Bühnenbetrieb. 2021 fließen jetzt Gelder aus dem Topf von „Neustart Kultur“, einer Fördermaßnahme durch den Bund. Nicht nur der Theaterei, sondern auch den Darstellern komme das zugute: „Die Hilfen für Soloselbstständige reichen sonst oft nur über den nächsten Monat. Aber so kann ich jetzt meine Schauspieler für ihre Arbeit bezahlen“, erklärt Ehrhardt. Ab Ende November 2020 rollte sogar eine ganze Welle der Solidarität für Ehrhardts Bühne an: Der Förderverein der Theaterei rief, wie üblich, zur Spendensammlung auf. Am Ende, im Februar, stand da eine Summe von gut 60 000 Euro. „Darunter waren auch viele, viele Kleinspender, die zur Rettung des Theaters etwas beisteuern wollten.“
Die Theaterei ist eine kleine Bühne, so gemütlich wie überschaubar, im oberen Stockwerk eines alten Wirtshauses. In den gepolsterten Sitzreihen des Saals können normalerweise 120 Zuschauer Kleinkunst, Theater und Konzerte erleben. Beim Neustart müsste sich das Theater – coronagerecht – mit 20, maximal 25 Publikumsplätzen begnügen. Außerdem bittet das Theater: „Bitte kommen Sie bis auf Weiteres mit einem tagesaktuellen Schnelltest oder Selbsttest und tragen Sie eine medizinische Maske.“Um Theaterei-Fans und Ticketkäufer aktuell zu informieren, ob, wie und wann die „Tanzstunde“zu sehen sein wird, bietet Ehrhardt eine Telefonnummer an. „Wir halten die Hotline offen.“
Infos unter www.theaterei.de und 01522 / 8985800.