Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Früher war doch alles besser
Der britische Historiker Mark Greengrass hat ein lesenswertes Buch geschrieben: „Das verlorene Paradies, Europa 1517 – 1648“. Auf Seite 526 sind wir allerdings über einen gewissen Ernst von Bayern gestolpert, Sohn des bayerischen Herzogs Albrecht V. Dieses Kerlchen konnte eine beachtliche Karriere vorweisen. Im Alter von nicht ganz zwölf Jahren wurde der 1554 geborene Ernst zum Bischof von Freising gewählt. Ob er seine Spielzeugeisenbahn mit ins bischöfliche Palais nehmen konnte, ist nicht überliefert. Überliefert ist dagegen, dass er 1573 auch noch Bischof von Hildesheim und 1581 Fürstbischof von Lüttich wurde. Weil der damalige Kölner Erzbischof Gebhard I. von Waldburg es vorgezogen hatte zu heiraten, wählte das Domkapitel unseren Wittelsbacher Ernst im Jahr 1583 zum Nachfolger.
Der nun vierfache Bischof/Erzbischof hatte alle Hände voll zu tun, um die Gegenreformation voranzubringen. Damit er sein beschwerliches Leben doch noch einigermaßen erträglich gestalten konnte, pflegte er ausgiebig zu jagen, ebenso ausgiebig zu essen und zu trinken (keinesfalls
Buttermilch) sowie nicht zuletzt diverse Damen zu beglücken. Mit seiner bevorzugten Geliebten Gertrud von Plettenberg hatte er einen Sohn.
Und die Moral von der Geschicht‘? Wir haben einen uns persönlich bekannten Oberstudienrat a. D. befragt, weil der kraft früheren Amtes fast alles weiß. Ergebnis: Dies sei doch der unumstößliche Beweis, dass früher alles besser gewesen sei. Viel besser sogar. Selbst er wäre unter diesen Umständen lieber Erzbischof als Oberstudienrat geworden. (vp)