Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Großes Interesse an geschmuggelten Welpen
Junge Hunde werden in Nürnberger Tierheim versorgt
NÜRNBERG (dpa) - In der CoronaKrise haben sich viele Menschen einen Hund angeschafft. Das hat Folgen: Der illegale Handel nimmt zu. Das Nürnberger Tierheim päppelt gerade 101 Welpen auf, die die Polizei in einem Transporter entdeckt hat.
Das Schicksal der geschmuggelten jungen Hunde berührt viele Menschen: Das Tierheim bekommt jede Menge Spenden wie Bettwäsche zum Kuscheln und Futter, worüber sich Leiterin Tanja Schnabel sehr freut. Doch das große Interesse hat auch eine Kehrseite: Seit Tagen riefen ständig Menschen an, die einen der Hunde abholen oder reservieren wollten – und reagierten zum Teil sauer, wenn Schnabel das ablehne. „Die Hunde stehen nicht zur Vermittlung“, betont Schnabel. „Die müssen jetzt erstmal zur Ruhe kommen und fit werden. Viele haben Durchfall.“Darauf weist das Tierheim auch ausdrücklich auf seiner Facebook-Seite hin. Doch es gebe Menschen, die dafür kein Verständnis haben, klagt Schnabel.
Die Polizei hatte Mitte März in Nürnberg einen Transporter mit ungarischem Kennzeichen kontrolliert und dabei die 101 Welpen entdeckt. Diese sollten den Papieren zufolge in Belgien in den Handel kommen. Die völlig erschöpften Hündchen, darunter unterschiedlichste Rassen wie Bernhardiner und Dackel, kamen ins Tierheim. Zurzeit sind sie dort in Tollwut-Quarantäne. „Einige sind unter acht Wochen alt. Die hätten von der Mutter nicht getrennt werden dürfen“, sagt Schnabel.
Hunde dürften frühestens im Alter von 15 Wochen aus dem Ausland einreisen, weil sie einen ausreichenden Impfschutz gegen Tollwut haben müssten, sagt Odnungsamtleiter Robert Pollack. Die Altersangaben der Hunde seien deshalb alle gefälscht gewesen. Wie es mit den Welpen weitergeht, ist nach Pollacks Worten noch unklar. „Wir gehen davon aus, dass sie zunächst im Tierheim bleiben.“Für die Mitarbeiter dort bedeutet das jede Menge Arbeit und Kosten. Jeder Hund koste pro Tag 25 Euro, sagt Pollack. Die Stadt wird seinen Angaben nach versuchen, den Züchter aus Ungarn oder die Empfänger in Belgien für die Kosten für Tierarzt, Impfung und Unterbringung heranzuziehen. Doch Pollack macht sich keine großen Hoffnungen. „Die Erfahrungen zeigen, dass man an das Geld nicht mehr herankommt.“
Dass sich jetzt so viele Menschen für die Welpen interessieren, sieht Schnabel kritisch: Auf lange Sicht, meint sie, wird der aktuelle HundeBoom wohl dazu führen, dass mehr Tiere im Tierheim landen.