Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trauer und Wut bei Gedenkfeier
Gedenken an Sali Krasniqi – Forum für Flüchtlingsarbeit kritisiert „unmenschliche Abschiebepolitik“
BIBERACH - Groß war die Anteilnahme am Schicksal des verstorbenen Sali Krasniqi: Etwa 100 Unterstützer und Angehörige kamen am Sonntag zu einer öffentlichen Gedenkfeier des Interkulturellen Forums für Flüchtlingsarbeit (IFF). Vor dem Biberacher Landratsamt demonstrierten sie auch gegen die Abschiebepolitik der Behörden und erhoben vor allem eine Forderung.
Trauer und Wut sprach aus den Reden und Vorträgen bei der Gedenkfeier für Sali Krasniqi. Fünf Monate nach seiner Abschiebung aus dem Landkreis Biberach ist er Anfang März im Kosovo verstorben (SZ berichtete). Seine Herzkrankheit hatte sich wegen der schlechten medizinischen Versorgung im Kosovo immer weiter verschlimmert. Obwohl der gesundheitliche Zustand Krasniqis den Behörden bekannt war, waren er und seine Frau Mire G. im Oktober vergangenen Jahres abgeschoben worden. Zuvor hatte das Paar fast 29 Jahre in Deutschland gelebt. Ihre sechs Kinder, 17 Enkel, ein Urenkel und die Mutter von Mire G. leben bis heute in der Nähe von Riedlingen.
Dagmar Rüdenburg, Vorsitzende des IFF, bezeichnete das Vorgehen des Biberacher Landratsamts als „schulbuchmäßig für unmenschliche Abschiebepolitik“. Selbst die Abschiebung sei nicht fair abgelaufen. Oberschwaben hätten Krasiniqi und seine Frau Mire G. als „ihre Heimat betrachtet“. „Sie müssen sich gefühlt haben wie Kriminelle.“
Den Behörden sei bekannt gewesen, dass die medizinische Versorgung gerade während der CoronaPandemie im Kosovo äußerst schlecht sei. Krasniqi habe im Krankenhaus
sogar im gleichen Zimmer mit zwei Corona-Infizierten gelegen. Sein Tod sei auch eine Folge des Behördenhandelns in Deutschland. Das IFF habe mehrmals versucht, auch auf Landesebene sich für das Ehepaar einzusetzen, allerdings ohne Erfolg. Nun wolle sie weiterhin dafür kämpfen, dass wenigstens die Witwe des Verstorbenen, Mire G., nach Oberschwaben zu ihrer Familie zurückkehren könne. Auch dies sei bislang abgelehnt worden. „Versetzt sich keiner im Biberacher Landratsamt in ihre Lage? Trauernd um ihren Ehemann, getrennt von ihrer Familie, ohne Perspektiven im Kosovo“, fragte Dagmar Rüdenburg.
Bela Mutschler aus dem GrünenKreisvorstand Biberach stimmte in die Kritik mit ein. Er forderte, die Politik müsse „vorhandene Spielräume auch nutzen“. Das Ehepaar sei „Opfer einer bürokratischen Abschiebepolitik geworden“. Er hoffe daher, dass Mire G. so bald wie möglich wieder nach Deutschland zurückkehren könne.
Zum Abschluss an die Gedenkfeier legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Blumen vor dem Haupteingang des Biberacher Landratsamts nieder.