Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Man wertschätzt das Bio-Produkt einfach mehr“
Susanne und Marc Kobler vom Bioland-Geflügelhof in Wain über ihre Arbeit, Geflügelpest und Pandemie
WAIN (bbr) - Wie wirkt sich die Corona-Pandemie aufs Eiergeschäft aus? Wie hoch ist die Nachfrage vor den Feiertagen? Und wie viel Arbeit macht ein Hühnerhof? Susanne und Marc Kobler, die den gleichnamigen Bioland-Geflügelhof in Wain umtreiben, haben der SZ Auskunft gegeben.
SZ: Herr und Frau Kobler, wie stark steigt die Nachfrage nach frischen Eiern vor Ostern?
Susanne Kobler: Bevor wir 2016 auf Bioland-Produktion umgestellt hatten, war die Zeit vor Ostern quasi absolute Hochsaison für uns. Jetzt ist das aber nicht mehr so extrem; der Absatz ist eigentlich über das ganze Jahr ungefähr gleichbleibend. Früher haben wir vor Ostern Eier zugekauft, jetzt verkaufen wir einfach das, was wir haben. Natürlich ist es auch so, dass der Kundenkreis, der BiolandEier kauft, bewusst und gezielt einkauft und nicht in der breiten Masse. Man wertschätzt das Bio-Produkt einfach mehr.
Uns trifft das dank der Bio-Betriebs zum Glück nicht.
Susanne Kobler: Meiner Beobachtung nach haben sich auch viele Familien gerade hier in Baden-Württemberg während der Pandemie Hühner angeschafft. Das finde ich gut, denn jeder, der einmal Hühner gehalten hat, kauft auch später bewusst ein – weil man dann weiß, welche Arbeit dahinter steckt, und mehr Wert aufs Tierwohl legt.
Macht sich die drohende Geflügelpest schon in Wain bemerkbar?
Susanne Kobler: Betroffen sind wir hier zum Glück noch nicht. Aber einige Kollegen haben schon Stallpflicht. Diese ist ja auch nicht negativ zu sehen, denn sie ist die beste Vorsichtsmaßnahme, um die Geflügelpest einzudämmen. Da geht es um Existenzen. Denn wenn es zu einem Ausbruch kommt, muss der gesamte Bestand gekeult werden, und die Tierseuchenkasse zahlt nur ein Minimum der tatsächlichen Kosten. Zum Glück liegen wir in Wain eher abgelegen. Trotzdem müssen wir natürlich immer wachsam sein, dass die Hühner nicht krank werden. Und das gilt nicht nur für die Geflügelpest; es gibt ja noch andere Krankheiten, die es zu vermeiden gilt. Marc Kobler: Sollte eine Stallpflicht kommen, haben unsere Tiere immer noch ein Drittel mehr Stallfläche als in der konventionellen Freilandhaltung, also genug Auslauf im Außenklimabereich. Wir nennen ihn auch den „Wintergarten für die Hühner“.
Vorige Woche stand für kurze Zeit im Raum, dass der Gründonnerstag ein Ruhetag werden soll. Welche Auswirkungen hätte das für Sie gehabt?
Susanne Kobler: Da haben wir zuerst schon geschluckt. Aber mein Mann hat auch gesagt: „Das wird die ruhigste Karwoche aller Zeiten“. Natürlich wäre das für uns mit Umsatzeinbußen verbunden gewesen, deshalb sind wir dankbar, dass dieser Vorschlag im Nachhinein doch abgelehnt wurde. Das hat den gesamten Ostereinkauf sicherlich entspannt.