Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hoffnung in kleinen Dosen
Nun sollen die Hausärzte gegen das Coronavirus impfen – Vakzine sind aber noch immer knapp
STUTTGART/ MÜNCHEN (rst/dpa) Große Hoffnung wird bei der Bekämpfung des Coronavirus in das Impfen gesetzt. Dass nun auch in Hausarztpraxen geimpft werden kann, wird als großer Schritt in der Impfkampagne gesehen. In Bayern gab es den Impfstart in Hausarztpraxen bereits vergangene Woche. Auch in Baden-Württemberg haben 40 Praxen in den letzten Wochen im Pilotprojekt die Vakzine verabreicht. Jetzt soll das Impfen richtig losgehen. Doch noch warten die Praxen auf den Stoff. Die wichtigsten Antworten zum Impfstart in den Hausarztpraxen.
Ab wann kann man sich beim Hausarzt impfen lassen?
Ab Donnerstag soll flächendeckend in Baden-Württemberg in den Hausarztpraxen geimpft werden. Am Dienstag und am Mittwoch werde der Impfstoff an die Hausärztinnen und -ärzte ausgeliefert. Durch die Osterfeiertage verzögere sich die Auslieferung der bestellten Dosen um ein bis zwei Tage, sagt Sprecher Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). „Das war von Anfang an so erwartet worden.“Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) hingegen rechnet schon am heutigen Mittwoch mit einem Impfstart in rund 8500 Praxen. „Wir wissen nur, dass der Impfstoff am Dienstagnachmittag oder Mittwochvormittag geliefert werden soll“, sagt ein Sprecher der KVB.
Impfen nur die Hausärzte in ihren Praxen?
Zunächst ja. Da zu Beginn nur eine begrenzte Liefermenge von etwa einer Million Dosen pro Woche an Impfstoffen für die Praxen zur Verfügung steht, sollen erst in einem nächsten Schritt – sofern genügend Impfstoff bereitgestellt werden kann – auch Fachärztinnen und -ärzte einbezogen werden. Die Praxen bestellen die Impfdosen nach Bedarf bei den Apotheken.
Wer wird jetzt vom Hausarzt geimpft?
Zunächst sollen Patienten aus den Risikogruppen einen Termin bekommen. Die Hausärzte sollen sich an der bundesweiten Impfverordnung orientieren. Demnach impft man zuerst ältere Menschen, Patienten mit Vorerkrankungen
und einzelne Berufsgruppen. Die Politik sicherte den Ärzten aber schon mehr Flexibilität zu. Sie könnten beispielsweise chronisch Kranke schneller impfen.
Wie bekommt man einen Impftermin beim Hausarzt?
Die Hausärzte melden sich bei ihren Patienten, um einen Termin zu vereinbaren. „Es ergibt keinen Sinn, wenn die Patienten jetzt die Praxen stürmen“, sagt KVBW-Sprecher Sonntag. Eine Anmeldung bei den Online-Portalen, wie man sie für einen Termin im Impfzentrum macht, sei für einen Impftermin in der Praxis nicht notwendig und auch nicht möglich. Die Ärzte hätten auch gar keinen Zugriff auf das Portal. Wer vom Hausarzt geimpft worden sei, solle seine Anmeldung bei einem Impfzentrum anschließend selbst löschen. Zunächst sollen die Praxen mit dem Impfstoff von Biontech beliefert werden, später dann auch mit Astrazeneca.
Was bedeutet der Start für die Impfkampagne?
„Der Impfstart in den Praxen hebt uns auf die nächste Stufe in der Bekämpfung der Pandemie“, prognostiziert der Bundesvorsitzende des Verbands der niedergelassenen Ärzte in Deutschland (Virchowbundes), Dirk Heinrich. 20 Millionen Impfungen innerhalb weniger Wochen seien realistisch, wenn neben den Hausärzten auch die niedergelassenen Fachärzte und Betriebsärzte einbezogen werden. „Wir Haus- und Fachärzte stehen mit unserer Erfahrung bereit“, sagt Heinrich. Man könne und wolle große Teile der Bevölkerung bis zum Sommer impfen.
Gibt es dennoch auch Kritik?
Ja, wegen der geringen Menge an Impfstoff. Die Praxen erhalten pro Woche und Arzt anfangs nur zwischen 18 und 48 Impfdosen. „Das ist zu wenig“, sagte Sonntag mit Verweis auf die Mindestmenge. „Die Arztpraxen könnten viel mehr machen.“Aktuell priorisiere die Politik bei der Lieferung von Impfstoff noch die Impfzentren vor den Praxen. „Das sollte sich umdrehen“, sagt Sonntag. Die Praxen bekämen nur, was übrig bleibe.