Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Virtuell durch Ravensburg schlendern
Unternehmen entwirft Stadtrundgang und will damit Händler in der Krise unterstützen
RAVENSBURG - Ein Ausflug in die Ravensburger Innenstadt mit Zwischenstopps in Cafés und einem Einkaufsbummel ist momentan aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt möglich. Das möchte die Ravensburger Firma Raumzeit ändern. Das Team will mit dem Projekt „Ravensburger Leben“die Innenstadt virtuell erlebbar machen. So soll das funktionieren.
Das Team fotografiert dafür die komplette Ravensburger Innenstadt mit seiner 360-Grad-Technik. Dabei stehen vor allem die lokalen Händler im Mittelpunkt. „Wir möchten den Händlern während der Krise und darüber hinaus eine Möglichkeit bieten, sich den Kunden zu präsentieren“, erklärt Phil Zinser von Raumzeit. Interessierte können dann vom eigenen Sofa aus virtuell durch die Innenstadt schlendern, selbst navigieren sowie Sehenswürdigkeiten und Geschäfte betreten. „Wir scannen auch die Geschäfte der Händler, die mitmachen wollen. Im Scan des Ladens kann dann zum Beispiel eine Weiterleitung zum Onlineshop oder ein Begrüßungsvideo eingebunden werden“, erklärt Zinser.
Das Projekt in der Innenstadt entsteht in Zusammenarbeit mit der Stadt Ravensburg und dem Wirtschaftsforum Pro Ravensburg (Wifo). „Das Konzept ist innovativ. Wir freuen uns, ein Modell geschaffen zu haben, das eine Verbindung zwischen dem stationären Handel
TRAUERANZEIGEN und der digitalen Welt schafft“, sagt Andreas Senghas, Leiter der Wirtschaftsförderung und des Amtes für Tourismus der Stadt Ravensburg. Auch Florian Burk, Mitglied des Wifo-Vorstands und Geschäftsleiter der Ravensburger Gebäudetechnikfirma Burk, zu deren Firmengruppe Raumzeit gehört, und WifoGeschäftsführer Eugen Müller sind von „Ravensburg erleben“überzeugt. „Ravensburg ist bekannt für seine Vielfalt und die besondere Atmosphäre in der Innenstadt. Das kann man alles real erleben. Mit diesem Projekt transportieren wir dieses Gefühl, schaffen den Sprung in die Digitalisierung und unterstützen Einzelhändler und Dienstleister“, sagt Müller.
Bei dem virtuellen Stadtrundgang entstehen zudem Räume, die es in der Realität gar nicht gibt. So stellt im Scan beispielsweise der junge Ravensburger Künstler Moritz Stradt seine Bilder aus, obwohl er eigentlich gar keine eigene Galerie hat.
Virtuelle Räume zu schaffen, wo es gar keine Räume gibt, ist ein Grundgedanke von Raumzeit. Die virtuellen Scans der Firma kommen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz. „Wir möchten es mit modernster Technik schaffen, Raumund Zeitressourcen zu optimieren“, sagt Zinser. Die Scans kommen eigentlich hauptsächlich bei Baustellen zum Einsatz. „So können wir den Baufortschritt festhalten. Außerdem lassen sich Messungen anhand des digitalen Modells durchführen“, erklärt Zinser. Durch solche Scans sei es nicht mehr nötig, dass sich die Handwerker verschiedener Gewerke regelmäßig auf der Baustelle treffen. „Das funktioniert alles im virtuellen Raum“, sagt der 46-Jährige.
Auch das Spohn-Gymnasium wurde im vergangenen Jahr von der Firma gescannt. Der virtuelle Rundgang zeigt das Schulgebäude nach den Baumaßnahmen. Zwei Nachmittage lang hat ein Mitarbeiter der Firma benötigt, um die komplette Schule ohne die Klassenzimmer zu scannen. „Die Aufnahme an einem Ort dauert nur wenige Sekunden. Dabei dreht sich der Scanner einmal um die eigene Achse und nimmt die Umgebung auf“, erklärt Zinser. Danach wird die Kamera an den nächsten Punkt gestellt, um dort eine weitere Aufnahme zu machen. „So entsteht nach und nach ein kompletter Scan“, sagt Zinser.
Aufgrund der Pandemie bekomme Raumzeit deutlich mehr Anfragen als zuvor. „Wir können sehr vieles, was in letzter Zeit nicht in Präsenz stattfinden konnte, in den virtuellen Raum verlegen. Messen, Buchvorstellungen, Modenschauen oder andere Events“, sagt Zinser. Und eben auch den Einkaufsbummel in der Ravensburger Innenstadt. Schon jetzt ist mit dem Arbeitstitel „Ravensburger leben“unter www.ravensburger-leben.de eine erste Vorschau davon zu sehen. Komplett fertiggestellt ist der Stadtrundgang dann voraussichtlich im Mai.