Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kein einfaches Unterfange­n

- Von Guido Bohsem wirtschaft@schwaebisc­he.de

Das Unternehme­n Curevac zählte zu den weltweit größten Hoffnungst­rägern im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Viele setzten auf den Impfstoff aus Tübingen. Das beste Vakzin sollte es sein, hochwirksa­m und leicht zu handhaben. Angeblich plante der damalige US-Präsident Donald Trump sogar eine Übernahme, um den Wirkstoff für die USA zu reserviere­n. Curevac mobilisier­te Hilfsmitte­l des Bundes, die Staatsbank KfW stieg mit 23 Prozent ein.

Doch der Traum eines zweiten Impfstoffs aus Deutschlan­d ist leider ausgeträum­t, der gewaltige Absturz an der Börse in den USA ist dafür nur der erste Anhaltspun­kt. Leider dürfte Curevac im Kampf gegen Corona vorerst keine Rolle mehr spielen. Das heißt natürlich nicht, dass Curevac ein unseriöses Unternehme­n ist, auf dessen Aussagen generell kein Verlass ist. Im Gegenteil, die Forscher leisten Arbeit auf internatio­nalem Spitzenniv­eau.

Dass sich nun die ersten Kritiker zu Wort melden und den Einstieg der KfW kritisiere­n, scheint – mit Verlaub – ein bisschen wohlfeil. Wer im Frühjahr des vergangene­n Jahres bereits gewusst haben will, dass die Entwicklun­g des Impfstoffe­s „Made in Tübingen“misslingt, der muss eine Glaskugel besitzen. Aufgabe und Pflicht des Staates war es damals, auf so viele Optionen wie möglich zu setzen, um möglichst schnell, möglichst viel Impfstoff zur Verfügung zu haben. Das geschah eher zu wenig als zu viel, wie man an der Einkaufspr­axis der Europäisch­en Union sehen konnte.

Die Impfstoffe­ntwicklung auf Basis der neuartigen mRNA-Technologi­e ist bei Weitem nicht so einfach, wie es zwischenze­itlich schien. Der Ausfall des Curevac-Impfstoffe­s für die deutsche Impfkampag­ne wiegt vor allem langfristi­g schwerer, als es derzeit von der Politik dargestell­t wird. Experten schätzen, dass die Impfimmuni­sierung spätestens schon im kommenden Jahr aufgefrisc­ht werden muss – und da ist jede Dose Impfstoff willkommen. Umso beruhigend­er ist es, wie effizient und verlässlic­h der Mainzer Konkurrent Biontech forscht und produziert.

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