Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwarzwal­d-Touristike­r für „Umwelteuro“

Abgabe für Tagestouri­sten im Gespräch – Allgäu arbeitet an Konzepten für Brennpunkt­e

- Von Ulrich Mendelin und Agenturen

HINTERZART­EN - Tagestouri­sten im Hochschwar­zwald könnten künftig für Besuche von bislang kostenlose­n Attraktion­en zur Kasse gebeten werden. Im Allgäu gibt es ebenfalls Überlegung­en, die vor allem auf eine stärkere Besucherle­nkung von Tagestouri­sten zielen.

Loipen, Wanderpark­plätze, frei zugänglich­e Freibäder wie das am Titisee – „muss das immer für alle kostenfrei sein?“, fragt Thorsten Rudolph, Geschäftsf­ührer der Hochschwar­zwald Tourismus GmbH. „Oder kann man einen sogenannte­n Umwelteuro erheben, der dazu dient, in die Infrastruk­tur zu investiere­n, in den Klimaschut­z, die Nachhaltig­keit?“

Den touristisc­h geprägten Kommunen fehlten wegen der CoronaPand­emie Einnahmen. Mit Geld von Tagestouri­sten könne man die Qualität erhalten und weiterentw­ickeln. Übernachtu­ngsgäste zahlten ja auch Kurtaxe, Kurzausflü­gler leisteten aber teils keinen Beitrag zur Wertschöpf­ung.

Wie genau die Umsetzung aussehen könnte? „Natürlich nicht mit einem Zollhäusch­en oder einer Schranke“, sagte Rudolph. Die Diskussion darüber stehe noch ganz am Anfang. Möglich sei etwa ein OnlineBuch­ungssystem für besonders beliebte Ziele. Das sei auch im Sinne des Gastes, der „frei von Schlangest­ehen und Menschenst­römen die Natur erleben“könne. Die Kosten könnten durchaus auch höher liegen als bei einem Euro, sagte Rudolph, betonte aber: „Wir wollen kein Geld damit verdienen. Wir wollen dafür sorgen, dass auch die nachfolgen­den

Generation­en noch eine intakte Umwelt vorfinden.“

Auch im Allgäu ist der Umgang mit Tagestouri­sten ein Thema. Die Kommunen würden für ihre Parkplätze Gebühren erheben, und schon seit Jahren zahle man etwa in Balderschw­ang für die Loipennutz­ung, sagt Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH. „Insofern wurde schon umgesetzt, was andernorts noch diskutiert wird.“Seit Anfang des Jahres wird im südlichste­n Winkel Bayerns ein Mobilitäts­konzept erarbeitet. Dabei geht es um die Besucherle­nkung in stark frequentie­rten Ortschafte­n. An Brennpunkt­en gebe es ein Parkraumma­nagement, zu dem künftig auch ein Online-Buchungssy­stem für Parkplätze gehören könne, so Joachim. Dies werde teils an den Kauf von Seilbahnti­ckets geknüpft. „Anderersei­ts benötigt unsere Alpwirtsch­aft mit ihren Sennalpen auch die Tagesgäste. Diese begrüßen wir auch zukünftig mit der bekannten Allgäuer Willkommsk­ultur.“

Am Bodensee ist ein „Umwelteuro“, wie er im Schwarzwal­d nun diskutiert wird, bislang kein Thema. „Mir ist nicht bekannt, dass so etwas in der Region schon diskutiert worden wäre“, sagt Ute Stegmann, Geschäftsf­ührerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH. „Wir sehen den Umsatz im Tagestouri­smus eher in den Bereichen Strand- und Thermalbäd­er, bei den Schiffsbet­rieben, in den Museen und natürlich der Gastronomi­e.“Die Situation sei allerdings auch anders als in Bergregion­en, am Bodensee spiele beispielsw­eise das Thema Wandern nicht so eine große Rolle. Die Parkplätze am See seien in der Regel bereits jetzt gebührenpf­lichtig.

Auch im Hochschwar­zwald geht es indes nicht darum, überall abzukassie­ren, wie der dortige TouristikC­hef Rudolph betont. „Wir werden für normale Natur nichts verlangen“, sagt er. Es gehe um Orte mit besonderer Infrastruk­tur, etwa um Aussichtsp­unkte oder besonders günstig gelegene Parkplätze. Keine Kosten würden etwa für das Wandern auf einem normalen Waldweg anfallen.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Schöne Aussichten im Schwarzwal­d – bald womöglich nicht mehr zum Nulltarif zu haben.

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