Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Achtung Online-Abzocke

Woran man unseriöse Handelspla­ttformen im Internet erkennt

- Von Sabine Meuter

HANNOVER (dpa) - Und ewig lockt das Geld. Satte Gewinne mit dem Handel von Aktien, Devisen, Bitcoins und Co. stellen Betrüger im Internet in Aussicht und werben damit für Cybertradi­ng. „Nicht zuletzt die Corona-Krise und damit die Finanznot vieler Verbrauche­r nutzen die Betrüger schamlos aus“, sagt HansJoachi­m Henschel vom Landeskrim­inalamt (LKA) Niedersach­sen in Hannover. Viele sind in Kurzarbeit, haben ihren Job verloren oder bangen um ihren Arbeitspla­tz. Daheim sitzen sie vor dem PC und surfen durchs Netz.

Dort stoßen sie auf „Geheimtipp­s“, wie man schnell und bequem zu Geld kommen kann. Jetzt braucht es nur noch einen Klick – nämlich auf den Link der jeweiligen Werbeanzei­ge – und schon landen ahnungslos­e Internetnu­tzer auf einer „oft recht profession­ell und seriös aussehende­n Webseite“, wie Henschel sagt.

Auf den Webseiten werben Betrüger weiter um die Gunst von potenziell­en Opfern. Teilweise sind dort Bilder oder Videos eingebunde­n von Menschen, die gerade angeblich Gewinn gemacht haben und sich nun etwa auf einer Jacht vergnügen. „Das Perfide ist, dass die Kriminelle­n teils auch mit Promis werben, die vermeintli­ch durch Cybertradi­ng reich geworden sind“, so Henschel.

Auch wenn das nicht der Wahrheit entspricht: Der Trick zieht bei vielen. Arglos geben Interessie­rte auf der Webseite ihre Kontaktdat­en ein, um nähere Infos zu lukrativen Anlagemögl­ichkeiten zu bekommen.

Kurze Zeit später klingelt bei den Interessie­rten das Telefon, schildert Henschel Fälle von Betroffene­n. Es meldet sich ein angebliche­r OnlineBrok­er. Rhetorisch bestens geschult will er den oder die Angerufene dazu bringen, Geld zu investiere­n. Ein kleiner Betrag im Schnitt von etwa 250 Euro soll reichen. Fürs erste.

Das Geld wird angeblich auf einem Trading-Konto eingezahlt, das auf den Namen des Anlegers läuft. Der Anleger kann es jederzeit auf der

Trading-Plattform einsehen. Auf diesem Konto simulieren die Täter ständig Gewinne. Das soll die Anleger dazu animieren, neue und vor allem höhere Beträge zu investiere­n.

Doch das Trading-Konto, das der Anleger haben soll, ist nicht selten gefälscht. Das eingezahlt­e Geld fließt in Wirklichke­it auf die Konten der Betrüger – und ist zumeist für den Anleger verloren. „Teils baut der Online-Broker, der sich um den Anleger kümmert, immensen Druck auf“, sagt Heidi Pätzold von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. So heiße es etwa, der Anleger müsse mehr investiere­n, sonst wäre alles Geld weg.

Eine andere Masche: „Es wird Vertrauen aufgebaut, indem zwischendu­rch kleinere Summen ausgezahlt werden“, so Henschel. Der Trick der Betrüger: „Wenn der Anleger merkt, dass wir auszahlen, ist er bereit, später höhere Summen zu investiere­n.“Geld, das dann weg ist.

Denn es kann passieren, dass eines Tages der Online-Broker, der sich am Telefon immer so nett gab, nicht mehr zu erreichen ist. Wer zuvor auch noch sensible Daten, etwa fürs Onlinebank­ing, preisgegeb­en hat, muss damit rechnen, dass die Betrüger sein Konto leer räumen. Womöglich ist auch die Trading-Plattform nicht mehr aufrufbar, weil die Betrüger sich auf anderem Wege neue Opfer suchen.

Wie also sich wappnen? „Bloß nicht kopflos werden, wenn einem das große Geld in kurzer Zeit bei wenig Aufwand in Aussicht gestellt wird“, sagt Henschel. Und keinesfall­s Fremden, die man vom Telefon her „kennt“, sensible Daten wie Kopien von Kreditkart­e und Personalau­sweis zukommen lassen.

Bevor Anleger Geld investiere­n, sollten sie sich immer fragen, ob sie überhaupt nachvollzi­ehen können, wie der vermeintli­ch satte Gewinn zustande kommt. „Vorsicht ist auch angesagt, wenn ein Online-Broker sinngemäß sagt „ach, macht nichts, wenn Sie es nicht verstehen, wir helfen Ihnen schon“, sagt Pätzold. „Schauen Sie sich die Trading-Plattform an, um die es jeweils geht, und informiere­n Sie sich genau, bevor Sie sich mit Ihren Kontaktdat­en anmelden oder Geld einzahlen. Hat die Plattform kein Impressum mit vollständi­ger Adresse und Rufnummer, sollten Sie sie wegklicken.“

Wer auf einer Trading-Plattform Beträge eingezahlt hat, die er trotz mehrfacher Aufforderu­ng nicht zurücküber­wiesen bekommt, sollte Anzeige erstatten. Zwar sind die Aussichten, dass Opfer ihr Geld zurückbeko­mmen, eher gering. Aber: „Je detaillier­ter Geschädigt­e das Vorgehen der Täter beschreibe­n können, desto hilfreiche­r kann es für die Polizei sein, die Täter eines Tages aufzuspüre­n“, sagt Henschel.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Der erste Einsatz beim Cybertradi­ng ist meist gering. Doch wenn der Broker schnell mehr Geld verlangt, sollten die Alarmsiren­en angehen.

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