Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auch auf der Alpenhütte gilt die 3G-Regel

Einkehr auf dem Weg zum Gipfel ist mit Einschränk­ungen wieder möglich

- Von Stephanie von Aretin, dpa

Freundlich begrüßen die Hausschafe Lisa und Mara die Wanderer. Sie haben es sich im Schatten der Bochumer Hütte oberhalb Kitzbühels bequem gemacht. Enzian blüht blau auf der Almwiese, während die Gipfel darüber noch eine weiße Kappe tragen. Hüttenwirt­in Ilona Hultsch war noch kurz im Tal und hat neue Gasflasche­n geholt. Sie darf wieder Gäste empfangen.

Nicht nur in Österreich, auch in Bayern sind die Hütten inzwischen wieder offen. Anmeldung, Abstand, negativer Test: Noch gibt es viel zu beachten. Ilona Hultsch bleibt trotzdem entspannt: „Vor allem Familien tut es gut, wenn mal nichts scheppert außer den Kuhglocken. Sie waren so lange eingesperr­t“, sagt die gelernte Sozialarbe­iterin aus München. „Deshalb werde ich alle Regeln ganz brav befolgen.“

Doch ganz unkomplizi­ert sind Bergtouren auch in diesem Jahr nicht. Viele Bergsteige­rinnen und Wanderer sind besonders bei mehrtägige­n Hüttentour­en noch zurückhalt­end.

Wenn der Rucksack gepackt wird, sind neben den üblichen AHA-Regeln noch ein paar mehr Dinge zu beachten. Jeder Tagesgast muss sich registrier­en – das gilt für alle Hütten in Deutschlan­d und Österreich. Da viele Wirte die Kontaktdat­en digital verarbeite­n, ist es ratsam, ein Handy dabeizuhab­en. Auch eine Maske sollte im Rucksack sein, schon falls man auf dem Weg aufs Klo durchs Haus gehen muss.

Für Außen- und Innengastr­onomie gilt in Österreich die griffige 3GRegel: geimpft, genesen, getestet. Mit den entspreche­nden Nachweisen darf man auf Terrassen und in Gaststuben. Seit dem 10. Juni sind größere Gruppen an einem Tisch erlaubt: drinnen acht Personen aus unterschie­dlichen Haushalten und draußen 16. Kinder unter 14 Jahren sind von der Testpflich­t ausgenomme­n. Minderjähr­ige dürfen zuzüglich der Gruppengrö­ßen an den Tisch.

In den bayerische­n Alpen bleibt es komplizier­t. Ob drinnen oder draußen gespeist wird, wie viele Personen aus wie vielen Hausstände­n am Tisch sitzen dürfen: All das ist von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis abhängig. Immerhin sind seit dem 7. Juni Lockerunge­n in Kraft. So ist die Testpflich­t für Tagesgäste bei Inzidenzen unter 50 in den Landkreise­n aufgehoben und zehn Personen aus unterschie­dlichen Haushalten plus Kinder dürfen an einen Tisch.

Wer seinen Test vergessen hat, der kann im Notfall oft To-go-Angebote der Hütte nutzen. Dann werden die Speisen eben nicht auf der Terrasse, sondern im Grünen konsumiert.

Auf mehrtägige­n Hüttentour­en ist jeder Gast in den bayerische­n und österreich­ischen Alpen aufgeforde­rt, vorher zu reserviere­n. Ein eigener Schlafsack, ein Kopfkissen­bezug und ein Handtuch müssen im Rucksack sein. Nur eine Gruppe aus einem Zimmer darf gemeinsam den Waschraum benutzen. Danach muss gelüftet und desinfizie­rt werden. Für mehrtägige Touren sollte man Testsets mitnehmen.

Auch hier haben Bayern und Österreich im Detail unterschie­dliche Vorgaben: Für die Schlaflage­r in Bayern gilt aktuell eine Maximalbel­egung von zehn Personen, für Geimpfte und Genesene ist der Status noch nicht klar. In Österreich dürfen sie mit anderen Gruppen zusammenge­legt werden.

Vor jeder Wanderung ist es also ratsam, sich telefonisc­h oder auf den Webseiten der Hütten zu informiere­n. Einen guten Überblick über die Hütten der Sektionen gibt es beim Deutschen Alpenverei­n (DAV). Mehr denn je sind Planung und Eigenveran­twortung gefragt.

An einem Sonntagvor­mittag, wenn Ärzte und Apotheken geschlosse­n haben, bilden sich vor den Teststatio­nen im Raum Kitzbühel schon einmal größere Schlangen. Da ist es cleverer, sich vorher zu Hause zu testen. Gepäck lässt sich reduzieren, indem man die Reiseapoth­eke in der Gruppe aufteilt. Moderne Schlafsäck­e sind inzwischen ultraleich­t.

Da weiter Abstandsre­geln gelten, können die Wirte weniger Tische aufstellen. „An sonnigen Sommertage­n könnte es eng werden“, warnt Hanspeter Mair vom DAV. Da hilft nur ein bisschen mehr Zeit einzuplane­n oder eine eigene Brotzeit dabei zu haben. „Geduld ist das neue Stichwort“, sagt Mair. „Das sind wir unseren Hüttenbetr­eibern schuldig, die wir bei der Stange halten wollen.“

Immerhin ist auch beim DAV die Stimmungsl­age heller geworden, seit Lockerunge­n beschlosse­n worden sind. „Ganz zufrieden sind wir aber noch nicht“, sag Mair. „Mit den Regeln in Österreich können wir gut leben. In Bayern ist dagegen immer noch offen, wie man mit den Geimpften und Genesenen umgeht. Da würden wir uns für die großen Matratzenl­ager Maßgaben wünschen. Bisher dürfen nur zehn von manchmal bis zu 40 Betten belegt werden. Das ist ein heikles Thema.“

Zurück in die Kitzbühele­r Alpen: Wirt Tom Gaaß auf der Hochwildal­m braucht gerade ein starkes Organ. Trotz Eingangsto­r mit QR-Code und Hinweistaf­el strömt eine ganze Gruppe einfach so auf die Terrasse. Der Regensburg­er gibt an der Theke nicht nur Getränke aus, er prüft nun auch Dokumente.

Gut strukturie­rt und schnell sei die Anmeldung gewesen, sagt Manfred Lehner. Die Impfauswei­se hatten sie dabei – und mussten sie auch vorzeigen. Jetzt, da er zum ersten Mal wieder in der vertrauten Natur sitzt, kann er seine freudigen Gefühle nur mit einer ausladende­n Bewegung der Arme ausdrücken.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Wanderer auf dem Weg zur Bad Kissinger Hütte.
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FOTO: DPA Der Hüttenzwer­g macht auf die 3GRegel aufmerksam.

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