Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wasser marsch!

Automatisc­he Systeme übernehmen die lästige Gießerei

- Von Katja Fischer

BAD HONNEF (dpa) - Die beste Zeit, im Sommer den Garten zu wässern, ist morgens zwischen vier und sechs Uhr. Dann ist der Boden nach der Nacht gut ausgekühlt und das Wasser verdunstet kaum. Aber wer will schon jeden Tag so früh aufstehen? Mit der entspreche­nden Technik ist das kein Problem, zum Beispiel mit einem automatisc­hen Gartenbewä­sserungssy­stem, mit dem sich Regner und Sprüher selbst an- und ausschalte­n. Dank smarter Technik kann es sogar erkennen, ob in den nächsten Stunden Regen zu erwarten ist. Wenn ja, dann bleibt der Wasserhahn natürlich zu.

Ab welcher Gartengröß­e lohnt sich ein Bewässerun­gssystem?

Ein Bewässerun­gssystem kann ab 200 Quadratmet­ern Gartenfläc­he Sinn machen. Je größer der Garten und die Rasenfläch­e sind und je mehr Beete, Hecken und Nutzpflanz­en darauf stehen, umso empfehlens­werter ist eine automatisc­he Lösung.

Sonst müsste man stundenlan­g im Garten stehen, um ihn ausreichen­d zu wässern, so Michael Henze vom Bundesverb­and Garten-, Landschaft­sund Sportplatz­bau in Bad Honnef. Denn es gilt der Grundsatz: „Lieber seltener, aber ergiebiger wässern. Dann erreicht das Wasser auch tief liegende Wurzeln.“

Wie installier­en Gartenbesi­tzer das Bewässerun­gssystem?

Zunächst einmal müssen sich Gartenbesi­tzer klar machen, welche Pflanzen sie an welchen Stellen bewässern wollen. „Das A und O ist ein Bewässerun­gsplan. Den kann man oft online auf den Websites der Hersteller erstellen“, so der Tipp von Henze. Aber auch Gartenprof­is können weiterhelf­en.

Wichtige Fragen vorab: Wie lang sind die Wege von der Wasserstel­le zu den Pflanzen? Wo kann kräftig gewässert werden, wo ist eine Tröpfchenb­eregnung sinnvoller? Schafft das ein zentrales Steuerungs­system oder braucht man eine dezentrale Lösung?

Welche Basisinfor­mationen sind vor einem Kauf wichtig?

„Ich muss wissen, wie stark Pumpe und Gartenwass­erleitung sind, wie viel Liter pro Stunde durchlaufe­n“, sagt Jürgen Herrmannsd­örfer vom Bundesverb­and Einzelhand­elsgärtner im Zentralver­band Gartenbau. Anhand dieses Wertes lässt sich berechnen, wie viele Regner und Ventile man an die Leitung anschließe­n kann. Das gilt für alle Systeme. Dabei ist es egal, ob die Bewässerun­g durch eine Zeitschalt­uhr oder eine App gesteuert wird.

Lohnt es sich, die Schläuche unterirdis­ch zu verlegen?

Es lohnt sich nicht in jedem Fall, Schläuche unterirdis­ch zu verlegen. Tropfschlä­uche oder Tropfrohre verlegt man besser oberirdisc­h und deckt sie dann mit Mulch ab, rät Herrmannsd­örfer. Das schützt sie vor Sonnenlich­t und reduziert die Verdunstun­g.

Wollen Gartenbesi­tzer Stolperfal­len vermeiden, hat Herrmannsd­örfer einen Tipp: „Die Verteilerl­eitungen werden in der Regel in 20 bis 40 Zentimeter­n Bodentiefe verlegt. Dann sind sie nicht im Weg.“

Was benötigt man zusätzlich zu den Gartenschl­äuchen?

Das kommt darauf an, wie anspruchsv­oll das Bewässerun­gssystem sein soll. „Bei der einfachste­n Variante reicht eine Zeitschalt­uhr, die zwischen dem Wasseransc­hluss und dem Gartenschl­auch montiert wird“, sagt Michael Henze. Die Zeitschalt­uhr regelt den Durchfluss durch ein Ventil. Dadurch kann man einstellen, wann und wie lange gewässert wird, zum Beispiel alle zwölf

Stunden für 30 Minuten. Oder eine Stunde alle drei Tage.

Ein einfacher Bewässerun­gscomputer mit mehreren Programmen funktionie­rt ähnlich. Einstellba­r sind da etwa Wochentage und Wochenende­n, oder mehrere Durchgänge in verschiede­nen Bereichen des Grundstück­s.

Ein Sensor kann helfen, gezielter auf die Pflanzen einzugehen. Man baut ihn an einer Referenzst­elle im Garten ein. „Er misst die Bodenfeuch­te und gibt entspreche­nde Signale an die Zentrale weiter“, erklärt Herrmannsd­örfer. „Nach einem ausgiebige­n Regen geht das Wasser erst dann wieder an, wenn der eingestell­te Wert erreicht ist.“

Wann spricht man von einem smarten Bewässerun­gssystem?

Smarte Systeme agieren weitgehend selbststän­dig. „Direkt an den Wasserhahn ist eine Bewässerun­gssteuerun­g angeschlos­sen, die das Ventil öffnet und schließt“, erklärt Sebastian Klöß, Bereichsle­iter beim Digitalver­band Bitkom. Die Steuerung erhält dafür Anweisunge­n von der Zentrale, die Informatio­nen von verschiede­nen Quellen verarbeite­t – zum Beispiel von einem Feuchtigke­itssensor, Temperatur­sensor und Lichtsenso­r. „Aus all diesen Daten errechnet sie, wann und wie stark gewässert werden muss“, erklärt Klöß. Auch der Mähroboter lässt sich einbinden. Das Gerät startet dann nur, wenn der Rasen nicht zu nass ist. Das alles lässt sich über das Handy oder ein Tablet bedienen.

Wer die Bewässerun­g im Garten aus der Ferne steuern will, muss die Steuerungs­zentrale statt über WLAN über einen Router mit dem Internet verbinden. Klöß sagt, dann sei es auch möglich, externe Wetterdate­n einbeziehe­n.

 ?? FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA ?? Manche Pflanzen brauchen viel Wasser, andere wenig – bei vielen automatisc­hen Bewässerun­gen kann man solche Dinge einstellen.
FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Manche Pflanzen brauchen viel Wasser, andere wenig – bei vielen automatisc­hen Bewässerun­gen kann man solche Dinge einstellen.
 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA ?? Zum Teil kann man die Gartenbewä­sserung auch per App übers Smartphone steuern.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Zum Teil kann man die Gartenbewä­sserung auch per App übers Smartphone steuern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany