Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die prächtige Schafgarbe besitzt heilende Kräfte
Zur Staude des Jahres 2021 gewählt
Die Karriere der Schafgarbe hat als geschätzte Heilpflanze begonnen. „Heute folgt ein Laufsteg-Auftritt auf den anderen: Die Schafgarbe gehört zu den Stars der Gartenszene“, berichten Staudengärtner und haben sie zur Staude des Jahres ernannt.
Längst nicht nur Schafe, für die sie ein Leckerbissen ist, schätzen die Schafgarbe. Gerade in trockenen Sommern macht die Schafgarbe, botanisch Achilea millefolium genannt, Gartenliebhabern Freude: Sie ist mit ihren farbigen Blütentellern und ihren fein gefiederten Blättchen am kerzengeraden Stiel auch bei Hitze und Trockenheit eine Augenweide.
Millefolium – Tausendblatt – beschreibt die feinen Blättchen. Der erste Namensbestandteil, Achillea, verweist auf den antiken griechischen Helden Achilles, von dem berichtet wird, dass er mit Schafgarbe seine Wunden behandelt hat. Das erklärt jedenfalls die Akademie für Naturund Umweltschutz Baden-Württemberg. Sie hat der Pflanze die Station 3 des QR-Code-Erlebnispfads „NaturParcours“im Enztal in Bietigheim-Bissingen gewidmet. Dort ist unter anderem nachzulesen, dass die Schafgarben-Blüten wichtige Tankstellen für Schmetterlinge, Bienen, Wildbienen, Wespen und Schwebfliegen sind.
Der Bund deutscher Staudengärtner begründet seine Wahl der Schafgarbe zur Staude des Jahres 2021 damit, dass sie vielseitige Einsatzmöglichkeiten hat, hohen Wert für Insekten – und Heilkräfte. Das wusste schon Hildegard von Bingen. Die Kräuterkundige aus dem Mittelalter schrieb in ihrem Buch „Physica“der Schafgarbe besondere und feine Kräfte bei der Heilung von Wunden zu.
Gartenexperten haben vor allem die bunte Pracht für den Garten im Blick. Die Exemplare mit weißen Blüten, der natürlichen Blütenfarbe, seien besonders beliebt für Naturgärten. „Sie verleihen wiesenhaften Pflanzungen ihr typisches sommerliches Flair“, betonen die Gärtner. Doch es gibt darüber hinaus eine Vielzahl an Farben, teilweise verändern die Blüten sich sogar während der Blütezeit. Besonders beliebt ist von der Variante Goldgarbe (Achillea filipendulina) die schon 1952 gezüchtete Sorte Coronation Gold.
„Unverzichtbar ist die Achillea für Prachtstaudenrabatten, insbesondere für Ton-in-Ton-Pflanzungen, aber sie setzt auch fröhliche
Farbkleckse in Gräsergärten und passt dank ihren klaren Formen gut zu moderner Architektur“, sagt Staudenexperte Wolfgang Siebler. Zu haben sind Weiß-, Gelb-, Rot- oder Orangetöne bis zu pastelligen und zweifarbigen Varianten. Siebler lässt im Herbst die trockenen Blütenstände der Achillea stehen. „Sie bringen schöne Winteraspekte in den Garten, etwa wenn sie von Raureif überzogen sind, und dienen Insekten als Winterquartier, deshalb werden sie erst kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr entfernt.“Auch für Trockengestecke kann man die Blütenstände verwenden.
Insekten lieben die Korbblütler nicht nur als Winterquartier, sondern besonders zur Blütezeit. Fast alle Schafgarben haben ein reiches Nektar- und Pollenangebot. In der Höhe sind sie variabel. Es gibt polsterbildende Arten wie die etwa zehn Zentimeter hohe Gelbe Schafgarbe (Achillea tomentosa), aber auch Züchtungen mit bis zu 1,20 Metern Höhe. Alle sind pflegeleicht. Allerdings: „Damit sie dauerhaft erhalten bleiben und üppig blühen, sollte man sie alle drei bis vier Jahre teilen“, rät Wolfgang Siebler. Nach seiner Erfahrung passt das Schafgarbenliebhabern gut, denn sie tauschen diese Ableger gerne: „Auch Schafgarben sind Herdentiere“, schmunzelt Siebler.
Schafgarben kommen weltweit in 115 Arten vor. In Deutschland wachsen 16 Arten. Sie blühen im Juni und Juli zum ersten Mal. Im September zeigt die Schafgarbe eine zweite Blüte. Die Zuchtform der Schafgarbe hat ebenso wie die Wildform einen charakteristischen, bitter-würzigen Duft. (epd)