Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Münsterturm bleibt bis auf Weiteres geschlossen
Ulm öffnet: Auf Besteigung des höchsten Kirchturms der Welt müssen Touristen aber noch länger verzichten
ULM - Durch die Gassen der Altstadt schlendern, shoppen und ein Eis schlotzen: In Ulm ist wieder vieles möglich. Die obligatorische Besteigung des Münsterturms – der höchste Kirchturm der Welt – ist für Touristen und andere Interessierte aber noch für ein Weilchen nicht drin.
768 Stufen sind zu nehmen, bis man auf der 143 Meter hohen obersten Aussichtsplattform des Turms (162 Meter) steht und die grandiose Fernsicht genießen kann. Normalerweise. Denn während der Hochzeit der Pandemie blieb Interessierten dieses Vergnügen verwehrt.
Doch der Turm hält auch jetzt, da die Pandemie abklingt, seine Pforten geschlossen. Und Stand jetzt sei es „reine Spekulation“, einen Zeitpunkt zu nennen, wann das Wahrzeichen der Stadt wieder bestiegen werden kann.
Dies sagt Münsterdekan ErnstWilhelm Gohl der „Schwäbischen Zeitung“. Er klingt betrübt. Und doch steht er voll und ganz hinter der Sperrung. Diese sei notwendig, weil der Turm derzeit einer grundlegenden Inaugenscheinnahme unterzogen werde.
Man habe die Pandemie genutzt, in der der Turm sowieso geschlossen war, erklärt Gohl, um Kirche und Turm auf Herz und Nieren zu untersuchen; und um mögliche Schäden zu entdecken, die durch die Witterung, durch die Beanspruchung durch die Besucher, aber auch durch Vandalismus entstanden sind. Und diese Prüfung dauere noch immer an.
Gohl nennt beispielsweise die Vergitterung der Fenster des Treppenhauses hinauf zum Turm, die stellenweise erneuert werden müsste. Es seien vor allem auch Sicherheitsaspekte, die bei der derzeitigen Untersuchung im Fokus lägen.
Dafür verzichtet die Münstergemeinde auf viel Geld, denn jeder Turmbesuch spült fünf Euro in die Kasse. Bei 250 000 Besuchern pro Jahr kommt da mehr als eine Million Euro zusammen, jeder Tag ohne offenen Turm kostet umgerechnet 3400 Euro.
Wie lange die Sperrung andauert – noch ein paar Wochen, womöglich Monate? Das kann Gohl nicht sagen, das sei unklar. Aktuell fänden Abstimmungen über mögliche Sanierungsund Ausbesserungs-Maßnahmen statt. Ebenso unklar: Wie lang diese dann andauern.
Klar ist deshalb nur: Ulm-Besucher sollten die Turmbesteigung bis auf Weiteres von ihrer SightseeingListe streichen.