Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wie das Wasser wieder klar wird
Die Kläranlage in Eberhardzell ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr in Betrieb
EBERHARDZELL - Ob beim Kochen, Spülen oder Gang zum Klo – täglich entsteht in den Haushalten viel Abwasser. In der Gemeinde Eberhardzell sorgen gleich mehrere Klärwerke dafür, dass das Wasser wieder sauber wird. Eine davon, die Sammelkläranlage in Füramoos/Bellamont, muss nun nachrüsten.
„Es geht dabei um die Grenzwerte bestimmter Chemikalien, die ins Wasser eingeleitet werden“, erklärt Eberhardzells Bürgermeister Guntram Grabherr, der gleichzeitig Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Umlachtal ist. Genauer gesagt gehe es um im Wasser befindliche Phosphate, die daraus wieder entfernt werden müssen.
Phosphate sind Bestandteil vieler Lebensmittel und werden in diesen auch zur Konservierung und Säureregulierung eingesetzt. Im Abwasser stammen sie überwiegend aus menschlichen Fäkalien. Bis 1986 enthielten auch viele Waschmittel Phosphate, das ist aber heute verboten.
Gerhard Rösch weiß, warum: Phosphate beschleunigen das Wachstum von Algen und entziehen dadurch Fischen und anderen Wasserbewohnern Sauerstoff. Rösch ist Klärwärter der Anlage in Eberhardzell, die für rund 6000 Einwohnerinnen und Einwohner aus einem Einzugsgebiet von Unterschwarzach bis Eberhardzell das Wasser reinigt.
In den vergangenen Jahren sind die Grenzwerte für Phosphate im Abwasser, die das Landratsamt vorschreibt, strenger geworden, sagt er. Deshalb müssen nun nach Eberhardzell auch im Klärwerk in Füramoos Dosierstationen mit sogenannten Fällungsmitteln aufgestellt werden. Damit sollen die Phosphate gemeinsam mit dem Klärschlamm dem Wasser entzogen werden.
Die gesamte Kläranlage funktioniere nach dem Kreislaufprinzip, erklärt Rösch, der seit 2004 auf dem Gelände in Eberhardzell tätig ist. Zuerst läuft das Abwasser durch einen Rechen. Dabei hält ein Sieb grobe Inhaltsstoffe wie Klopapier zurück.
An einem trockenen Tag laufen rund 1000 Kubikmeter Wasser in die Anlage, erzählt Rösch. Ein Problem sei, dass es dabei nicht nur aus Haushalten, sondern teilweise auch aus undichten und defekten Kanälen kommt. „Dieses Fremdwasser müssen wir dann zwangsweise mitbehandeln, was unnötige Kosten verursacht“, sagt der Klärwärter.
Auch über Essensreste, Feuchttücher und Fette im Abwasser ärgert er sich, denn diese führen zu Verstopfungen und Ablagerungen, die aufwendig gereinigt werden müssen. Medikamente, Nagellackentferner und andere sogenannte Problemstoffe, die Anwohnerinnen und Anwohner im Ausguss oder Klo entsorgen, vergiften das Abwasser sogar. „Ein zunehmendes Problem ist auch Mikroplastik“, sagt Rösch. Um dieses wieder zu entfernen, braucht es spezielle Aktivkohlefilter, die es in kleineren Anlagen wie der in Eberhardzell noch nicht gibt.
Sand und Steine, die bei starkem Regen in die Kanalisation gelangen, fängt dagegen der Sandfang. Sie sinken durch ihr Gewicht zu Boden, werden dort herausgepumpt und einem Sandwäscher zugeführt. Das Siebgut fällt in einen Container und wird später abtransportiert.
All das sei Teil der mechanischen Reinigung, der ersten Stufe im Klärprozess, erklärt Rösch. Als Nächstes folgt die biologische Reinigung, die der Klärwärter zusammen mit seinen Mitarbeitern erledigt. „Wahrscheinlich hat davon niemand so viele wie ich!“, lacht er.
Es handelt sich nämlich um Bakterien. In zwei großen Becken bauen diese die Inhaltsstoffe des Abwassers ab. Dabei muss der Klärwärter ihnen ständig Luft zuführen, damit die Mikroorganismen sich vermehren können. Dazu braucht es spezielle Maschinen. „Früher standen diese im Keller. Seitdem sie 2016 durch ein Hochwasser allerdings geflutet wurden, befinden sie sich auf dem Gelände“,
sagt Rösch. Dadurch waren sie auch vergleichsweise gut vor dem Hochwasser vor zwei Wochen geschützt, bei dem die Umlach über die Ufer getreten war und ein Großteil des Geländes unter Wasser stand. Es lief dabei auch in die Becken, wodurch der Belebtschlamm der Bakterien heraustrat und fremder Schlamm und Sand hineingerieten. Dadurch lief die Reinigung eine Zeitlang nicht mehr optimal. Auch mehrere Maschinenteile wurden beschädigt. An ihnen muss der Klärwärter nun Reparaturen vornehmen. „Solche Hochwasser sind höhere Gewalt. Da kann man nicht viel gegen machen“, sagt er.
Ansonsten funktioniert die Kläranlage 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Und sie folgt immer dem gleichen Prinzip.
Nachdem die Bakterien ihre Arbeit getan haben, sinken in einem Nachklärbecken alle noch im Wasser schwebenden Stoffe zu Boden. Das Becken ist dabei wie ein Trichter aufgebaut. An der Oberfläche kann das fast klare Wasser nun abfließen. Die Qualität von Trinkwasser hat es zwar noch nicht erreicht. Es ist aber schon wieder so klar, dass es dem Fluss zugeleitet werden kann.
Zurück im Nachklärbecken bleibt Schlamm, der in ein Silo gelangt.
Mehrmals im Jahr wird dieses geleert, wobei der Schlamm im Vorfeld auf Verunreinigungen untersucht, anschließend entwässert und schlussendlich bei Neu-Ulm verbrannt wird. Aus der Asche lässt sich anschließend Dünger für landwirtschaftliche Felder gewinnen.
Auch anhand von Gewässerproben untersucht Gerhard Rösch regelmäßig, welche Inhaltsstoffe sie enthalten und ob diese die vorgeschriebenen Grenzwerte überschreiten. Befindet sich beispielsweise zu viel Ammonium im Abwasser, informiert er das Landratsamt und versucht, die Störung zu beheben. Deshalb sei es auch wichtig, dass immer jemand auf der Anlage ist, die Werte kontrolliert und monatliche Berichte an das Landratsamt liefert, betont Rösch. An Homeoffice war somit auch in Zeiten von Corona nicht zu denken.
Insgesamt hält Rösch das Reinigungsverfahren und die Qualität des Wassers, das heute aus der Kläranlage herausläuft, für sehr gut. „Die Tendenz in den letzten Jahren geht dahin, der Umwelt so wenig Schadstoffe wie möglich wieder zuzuführen“, erklärt er. Nur etwas mehr Bewusstsein für das, was in den Ausguss gehört und was nicht, wünscht er sich. „Viele wissen nämlich gar nicht, was in einer Kläranlage geschieht.“
Rund um die Südbahn
BIBERACH (sz) - Die neuen BC-Hefte, Heimatkundliche Blätter der Gesellschaft für Heimatpflege, bringen als Titelgeschichte die Entstehung der Südbahn zwischen Stuttgart und Friedrichshafen mit Blitzlicht auf die große Politik und Anekdoten über eine Weltrekordfahrt und den Hochbetrieb an der Station von Durlesbach. Die dreiteilige Serie über den Bauernkrieg von Karl Seifert endet mit dem Thema: Das bittere Ende des Aufstands. Ebenfalls um einen Krieg geht es bei dem Beitrag von Walter