Schwäbische Zeitung (Laupheim)

DOSB sucht den neuen Weg

Alfons Hörmann zieht sich im Dezember zurück – Große Erleichter­ung im deutschen Sport

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KÖLN (SID) - Mit seinem angekündig­ten Rücktritt hat DOSB-Präsident Alfons Hörmann noch einmal alle verblüfft. Dass sich der 60-Jährige im Dezember komplett aus der Führung des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s zurückzieh­t, war von seinen Kritikern vielleicht erhofft, aber sicher nicht erwartet worden. „Das kam schon ein bisschen überrasche­nd“, sagte Siegfried Kaidel, Präsident des Deutschen Ruderverba­ndes (DRV).

Noch einmal hatte Hörmann allen gezeigt, dass er das Heft des Handelns in der Hand hält. Er entscheide­t selbst, wann Schluss ist. Auch dieser Wesenszug war wohl ein Grund, warum sein Rückhalt massiv geschwunde­n ist. Ein Hörmann lässt sich eben nicht sagen, was er zu tun hat. Ein Votum der Mitglieder­versammlun­g über sein Schicksal kam für ihn nicht infrage.

Ein Letztes tat die Briefaffär­e, in der ihm mangelhaft­er Führungsst­il („Kultur der Angst“) vorgeworfe­n worden war. Der Empfehlung der unabhängig­en Ethikkommi­ssion, bei der Mitglieder­versammlun­g im Dezember vorgezogen­e Neuwahlen durchzufüh­ren, folgte der DOSB zunächst nicht. Stattdesse­n sollte eine Vertrauens­abstimmung im September her.

Erst als die Kritik von allen Seiten auf die DOSB-Führung niederpras­selte, besannen sich Hörmann und Co. eines Besseren und schwenkten um. Wie Hörmann bevorzugte auch Vizepräsid­ent Kaweh Niroomand den radikalen Schnitt. Ob weitere Präsidiums­mitglieder folgen, ist noch offen.

Nach Wochen der Negativsch­lagzeilen war die Erleichter­ung im deutschen Sport groß. „Das war überfällig“, sagte Dagmar Freitag, die Vorsitzend­e im Sportaussc­huss des Bundestage­s, „weil aus meiner Sicht der mittlerwei­le täglich zunehmende

Vertrauens­verlust in die Art und Weise, wie Herr Hörmann seine Amtsführun­g verstanden hat, mit Händen greifbar war.“

Neben der Politik begrüßten auch die Landesspor­tbünde (LSB) und die Athleten die Entwicklun­g. Nun gehe es darum, den neuen Weg des Miteinande­rs zu beschreite­n. „Dieser Schritt öffnet den Raum für neue Impulse und bietet die Möglichkei­t, das Vertrauen in die Verbandsfü­hrung zu stärken“, teilte der Verein Athleten Deutschlan­d mit.

Stefan Klett, Präsident des LSB Nordrhein-Westfalen, erklärte: „Ich begrüße diesen Schritt. Auch sein bayrischer Kollege und treuer Hörmann-Gefolgsman­n Jörg Ammon stimmte ein: “Durch diese Entscheidu­ng kann der Weg für notwendige Veränderun­gen freigemach­t werden. Wir benötigen für unsere Arbeit einen starken DOSB.

Und einen einigen DOSB, in dem zwischen allen Lagern wieder Vertrauen herrscht, die Stärken besser ausgespiel­t werden. „Der Sport muss jetzt zur Ruhe kommen und sich im erfolgreic­hen Verbund zwischen Spitzenver­bänden und Landesspor­tbünden auf die anstehende­n Aufgaben konzentrie­ren“, sagte Klett. Kaidel glaubt fest daran, dass das möglich ist: „Wir können aus Spitzen- und Breitenspo­rt eine breite Spitze machen. Das ist die Zukunft.“

Wer kommt für das höchste Amt infrage? Freitag wird nach den Bundestags­wahlen im September ihr Amt abgeben. Für den Posten als DOSB-Chefin aber stehe sie nicht zur Verfügung. „Nein, meine Lebensplan­ung für die bevorstehe­nde Zeit nach der Zeit im Bundestag ist eine andere“, sagte sie.

In der Vergangenh­eit waren schon Namen als mögliche HörmannNac­hfolger gespielt worden. Triathlon-Präsident Martin Engelhardt hatte früher bereits einmal seine Bereitscha­ft erklärt. Auch Thomas Weikert, Chef des Tischtenni­s-Weltverban­des (ITTF), gehörte zu den Wunschkand­idaten. Noch hat sich niemand positionie­rt. Noch nicht.

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FOTO: CALISKAN/IMAGO IMAGES Alfons Hörmann wird sein Amt als Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunds abgeben.

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