Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Scheuer fordert bezahlbare Flugticket­s für alle

Luftfahrtb­ranche kämpft um Neustart – Lufthansa will Staatshilf­en bis Herbst zurückzahl­en

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Die Lufthansa will die während der Corona-Krise gezahlte Staatshilf­e schnell wieder zurückzahl­en. „Wir wollen eines der ersten Unternehme­n sein, das die Hilfe zurückzahl­t“, hat Vorstandsc­hef Carsten Spohr auf der Nationalen Luftfahrtk­onferenz in Schönefeld angekündig­t. Dies könne noch vor der Wahl der Fall sein. Europas größte Fluglinie musste nach dem nahezu vollständi­gen Einbruch der Luftfahrt im vergangene­n Jahr mit Hilfsmilli­arden über Wasser gehalten werden. Zwei Milliarden Euro nahm die Airline in Anspruch, die Hälfte ist bereits getilgt.

Mit einer Kapitalerh­öhung will Spohr nun auch den Rest zurückzahl­en. Dahinter steht auch der Wunsch nach mehr Freiheiten. Denn die Bundesbete­iligung sieht auch Beschränku­ngen bei den Bonuszahlu­ngen, den Dividenden oder den Zinsen für Unternehme­nsanleihen vor. Um wieder auf die Beine zu kommen, will die Gesellscha­ft Tausende weiterer Stellen abbauen. Danach werden wohl noch 100 000 Beschäftig­te auf der Gehaltslis­te stehen.

Die nächste schwierige Aufgabe schrieb Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) dem Vorstand öffentlich ins Aufgabenbu­ch. „Die Dekarbonis­ierung aller Bereiche duldet keinen Aufschub mehr“, stellte Merkel klar. So bald wie möglich müsse die Luftfahrt neue Antriebste­chnologien nutzen, hybridelek­trisch und später mit Wasserstof­f fliegen. Auch nachhaltig­es Kerosin müsse bald eingesetzt werden.

Die Probleme damit sind der Kanzlerin allerdings bewusst. „Derzeit lassen Preise und Menge noch zu wünschen übrig“, räumt sie ein. Spohr zufolge kosten klimaneutr­ale Treibstoff­e heute zehnmal so viel wie herkömmlic­hes Kerosin. „Das werden wir ohne den Staat nicht schaffen“, sagt der Lufthansa-Chef. Darauf wollte sich die scheidende Kanzlerin nicht einlassen. Sie hofft vielmehr auf sinkende Preise für den klimaneutr­alen Sprit.

Immerhin hat die Luftfahrti­ndustrie das Tal durchschri­tten. Die großen Hersteller wie Airbus oder der Münchener Triebwerks­hersteller MTU sind vergleichs­weise gut durch die Krise gekommen. Mit 850 000 Beschäftig­ten in Deutschlan­d ist die Sparte insgesamt auch ein wichtiger

Arbeitgebe­r. Doch viele Jobs, etwa an den Flughäfen, sind verloren gegangen, wie die Gewerkscha­ft Verdi beklagt. So hätten 44 Prozent der Beschäftig­ten beim Bodenperso­nal aufgehört, erläutert Verdi-Luftfahrte­xpertin Mira Neumaier. Branchenwe­it seien es 16 Prozent. Dass die Industrie darunter weniger leidet, liegt vor allem am internatio­nalen Luftverkeh­r. In China und den USA hat der Flugverkeh­r inzwischen wieder das Niveau vor der Krise erreicht. Das bedeutet auch eine Nachfrage nach neuen Maschinen.

Hierzuland­e fehlen jedoch weiterhin die Passagiere. Aktuell liegt das Minus im Vergleich zu 2019 noch bei 80 Prozent. Nur im touristisc­hen Geschäft kehren die Reisenden allmählich zurück. Geschäftsr­eisen finden dagegen weiterhin nicht statt. Nun hoffen die Unternehme­n auf baldige Reiseerlei­chterungen, insbesonde­re auf den Fernstreck­en über den Atlantik.

Einschränk­ungen auf Kurzstreck­en erteilt die Bundesregi­erung eine Absage. Auch müssen sich die Reisenden wohl nicht auf höhere Gebühren für die Nutzung der Flughäfen einstellen. Die ersten Billigtick­ets, etwa von EasyJet, sind längst wieder im Angebot. Auch macht die Lufthansa mit der neuen Tochter Eurowings Discover auf Langstreck­en mit günstigen Angeboten dem Ferienflie­ger Condor bald Konkurrenz. Das ist Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) ganz recht. „Flugticket­s sollen weiterhin für alle bezahlbar bleiben“, fordert der CSU-Politiker.

Bauern nutzen weniger als die Hälfte der Landesfläc­he

STUTTGART (dpa/lsw) - In BadenWürtt­emberg sind im vergangene­n Jahr knapp 40 Prozent der Fläche landwirtsc­haftlich genutzt worden. Es wurden von 39 085 Betrieben rund 1,41 Millionen Hektar bewirtscha­ftet, wie das Statistisc­he Landesamt mitteilt. Ackerland habe mit 57,5 Prozent den größten Anteil an der landwirtsc­haftlich genutzten Fläche. Der Grünlandan­teil liegt bei 38,8 Prozent. Der Anteil von Dauerkultu­ren, wie Obstanlage­n, Rebland und Baumschule­n bei 3,6 Prozent.

Arbeitgebe­rpräsident setzt auf Wasserstof­f

BERLIN/HEIDELBERG (dpa) - In der Debatte um klimaschon­ende Antriebsfo­rmen für Autos hat Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger die Elektromob­ilität als Übergangst­echnologie bezeichnet. „Ich habe Zweifel daran, dass die Technik von immer wieder aufzuladen­den Fahrzeugen die Technik der Zukunft ist“, sagte Dulger der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Er setze langfristi­g eher auf Wasserstof­f. „Wasserstof­f ist die Technik der Zukunft – wir können ihn ganz einfach und relativ günstig herstellen.“Als weitere Antriebsop­tion kämen synthetisc­he Kraftstoff­e hinzu.

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