Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Scheuer fordert bezahlbare Flugtickets für alle
Luftfahrtbranche kämpft um Neustart – Lufthansa will Staatshilfen bis Herbst zurückzahlen
BERLIN - Die Lufthansa will die während der Corona-Krise gezahlte Staatshilfe schnell wieder zurückzahlen. „Wir wollen eines der ersten Unternehmen sein, das die Hilfe zurückzahlt“, hat Vorstandschef Carsten Spohr auf der Nationalen Luftfahrtkonferenz in Schönefeld angekündigt. Dies könne noch vor der Wahl der Fall sein. Europas größte Fluglinie musste nach dem nahezu vollständigen Einbruch der Luftfahrt im vergangenen Jahr mit Hilfsmilliarden über Wasser gehalten werden. Zwei Milliarden Euro nahm die Airline in Anspruch, die Hälfte ist bereits getilgt.
Mit einer Kapitalerhöhung will Spohr nun auch den Rest zurückzahlen. Dahinter steht auch der Wunsch nach mehr Freiheiten. Denn die Bundesbeteiligung sieht auch Beschränkungen bei den Bonuszahlungen, den Dividenden oder den Zinsen für Unternehmensanleihen vor. Um wieder auf die Beine zu kommen, will die Gesellschaft Tausende weiterer Stellen abbauen. Danach werden wohl noch 100 000 Beschäftigte auf der Gehaltsliste stehen.
Die nächste schwierige Aufgabe schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem Vorstand öffentlich ins Aufgabenbuch. „Die Dekarbonisierung aller Bereiche duldet keinen Aufschub mehr“, stellte Merkel klar. So bald wie möglich müsse die Luftfahrt neue Antriebstechnologien nutzen, hybridelektrisch und später mit Wasserstoff fliegen. Auch nachhaltiges Kerosin müsse bald eingesetzt werden.
Die Probleme damit sind der Kanzlerin allerdings bewusst. „Derzeit lassen Preise und Menge noch zu wünschen übrig“, räumt sie ein. Spohr zufolge kosten klimaneutrale Treibstoffe heute zehnmal so viel wie herkömmliches Kerosin. „Das werden wir ohne den Staat nicht schaffen“, sagt der Lufthansa-Chef. Darauf wollte sich die scheidende Kanzlerin nicht einlassen. Sie hofft vielmehr auf sinkende Preise für den klimaneutralen Sprit.
Immerhin hat die Luftfahrtindustrie das Tal durchschritten. Die großen Hersteller wie Airbus oder der Münchener Triebwerkshersteller MTU sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Mit 850 000 Beschäftigten in Deutschland ist die Sparte insgesamt auch ein wichtiger
Arbeitgeber. Doch viele Jobs, etwa an den Flughäfen, sind verloren gegangen, wie die Gewerkschaft Verdi beklagt. So hätten 44 Prozent der Beschäftigten beim Bodenpersonal aufgehört, erläutert Verdi-Luftfahrtexpertin Mira Neumaier. Branchenweit seien es 16 Prozent. Dass die Industrie darunter weniger leidet, liegt vor allem am internationalen Luftverkehr. In China und den USA hat der Flugverkehr inzwischen wieder das Niveau vor der Krise erreicht. Das bedeutet auch eine Nachfrage nach neuen Maschinen.
Hierzulande fehlen jedoch weiterhin die Passagiere. Aktuell liegt das Minus im Vergleich zu 2019 noch bei 80 Prozent. Nur im touristischen Geschäft kehren die Reisenden allmählich zurück. Geschäftsreisen finden dagegen weiterhin nicht statt. Nun hoffen die Unternehmen auf baldige Reiseerleichterungen, insbesondere auf den Fernstrecken über den Atlantik.
Einschränkungen auf Kurzstrecken erteilt die Bundesregierung eine Absage. Auch müssen sich die Reisenden wohl nicht auf höhere Gebühren für die Nutzung der Flughäfen einstellen. Die ersten Billigtickets, etwa von EasyJet, sind längst wieder im Angebot. Auch macht die Lufthansa mit der neuen Tochter Eurowings Discover auf Langstrecken mit günstigen Angeboten dem Ferienflieger Condor bald Konkurrenz. Das ist Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ganz recht. „Flugtickets sollen weiterhin für alle bezahlbar bleiben“, fordert der CSU-Politiker.
Bauern nutzen weniger als die Hälfte der Landesfläche
STUTTGART (dpa/lsw) - In BadenWürttemberg sind im vergangenen Jahr knapp 40 Prozent der Fläche landwirtschaftlich genutzt worden. Es wurden von 39 085 Betrieben rund 1,41 Millionen Hektar bewirtschaftet, wie das Statistische Landesamt mitteilt. Ackerland habe mit 57,5 Prozent den größten Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Der Grünlandanteil liegt bei 38,8 Prozent. Der Anteil von Dauerkulturen, wie Obstanlagen, Rebland und Baumschulen bei 3,6 Prozent.
Arbeitgeberpräsident setzt auf Wasserstoff
BERLIN/HEIDELBERG (dpa) - In der Debatte um klimaschonende Antriebsformen für Autos hat Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger die Elektromobilität als Übergangstechnologie bezeichnet. „Ich habe Zweifel daran, dass die Technik von immer wieder aufzuladenden Fahrzeugen die Technik der Zukunft ist“, sagte Dulger der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Er setze langfristig eher auf Wasserstoff. „Wasserstoff ist die Technik der Zukunft – wir können ihn ganz einfach und relativ günstig herstellen.“Als weitere Antriebsoption kämen synthetische Kraftstoffe hinzu.