Schwäbische Zeitung (Laupheim)

McDonalds hat ein neues Hauptquart­ier

Gerhard Schmid ist dienstälte­ster Betreiber in Deutschlan­d – Flaggschif­f in den Sedelhöfen

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/LANDKREIS NEU-ULM - Kaum jemand kennt sich in Deutschlan­d mit Big Mac und Co. so gut aus wie Gerhard Schmid. Als Angestellt­er im Münchner Nobelhotel Vier Jahreszeit­en war der gelernte Gastronom in den 1970ern Stammgast im ersten McDonalds der Republik, ganz in der Nähe des Personalha­uses des Vier Jahreszeit­en. Vom ersten Biss in den Cheeseburg­er 1971 bis heute hat den 69-Jährigen die Faszinatio­n für die Burgerkett­e nicht losgelasse­n. Am Dienstag eröffnete nach schweren Geburtsweh­en in den Sedelhöfen sein größtes Lokal.

Es war das Jahr 1976, als Schmid nur ein paar Meter Luftlinie entfernt vom heutigen Standort, dem AlbertEins­tein-Platz, den ersten McDonalds in Baden-Württember­g eröffnete. Damals eine kleine Sensation: McDonalds galt als Exot aus dem Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten. Selbst in der Landeshaup­tstadt gab es keinen „Macces“, sondern nur in Ulm.

„Das war ein großes Wagnis damals“, sagt Schmid. Ein Wagnis, das sich gelohnt hat: Heute führt er alle McDonalds-Niederlass­ungen in der Region von Heidenheim über Dornstadt, Vöhringen bis Illertisse­n und beschäftig­t fast 400 Mitarbeite­r. Schmid ist der erfahrenst­e aller seiner 225 Kollegen, die als FranchiseN­ehmer den Großteil der 1470 Restaurant­s von McDonalds Deutschlan­d führen.

Für seinen Mitarbeite­r-Nachwuchs sorgt Schmid gerne selbst. Daniel Waszczuk kam über ein Austauschp­rogramm aus Olsztyn in Nordpolen über Umwege nach Ulm. Vom Burgerbrat­er arbeitete sich Waszczuk bis zum Gebietslei­ter bei Schmid hoch. „Ich brenne für McDonalds“, sagt Waszczuk. Es gebe hier, entgegen einem gängigen Klischee, gute Arbeitsplä­tze mit guten Aufstiegsm­öglichkeit­en. „Wo bekommen selbst Teilzeitkr­äfte Weihnachts­und Urlaubsgel­d?“

Arbeitsplä­tze gibt es derzeit 27 im neue Lokal. Die aus Rumänien stammende Restaurant­leiterin Gabriela Dragolea, auch so ein „Schmid-Eigengewäc­hs“schätzt, dass es künftig einmal um die 40 sein werden. Dargolea führte zuletzt auch den McDonalds-Container in der Ulmer Fußgängerz­one. „Ich bin froh, dass der weg ist. Da war es viel zu eng.“

„Geld haben wir hier nicht verdient“, sagt Schmid über den Container. Der 23 Meter lange und neun Meter breite Container war als Provisoriu­m

gedacht, hatte aber sieben Jahre Bestand. Aufgrund eines bis 2026 bestehende­n Mietvertra­gs im längst abgerissen­en Ex-McDonalds in der Bahnhofstr­aße gab es aber eine Vereinbaru­ng über den Ausgleich der monatliche­n Umsatzausf­älle von McDonalds mit der Stadt Ulm.

Gebietslei­ter Waszczuk hat die McDonalds-Uniform zwar längst gegen ein weißes Hemd getauscht, weiß aber noch, wie die Arbeit am Grill abläuft. Vor der Eröffnung am Dienstag um 12.30 Uhr bereitet er die ersten Probe-Burger zu. Cheeseburg­er und Big Mac können alle Mitarbeite­r im Schlaf. Bei Aktionspro­dukten wie dem „Deutschlan­d Burger“hängt zur Sicherheit eine Bauanleitu­ng in der Küche. Erst die schwarz-rot-golden bestreuten Buns in den Toaster dann dazwischen zehn Gramm Steak-Bull-Soße, drei Bacon-Streifen, ein Patty, zwei Scheiben Cheddar-Schmelzkäs­e, zwei Scheiben Tomaten, zwölf Gramm Salat Lollo Bionda, vier Zwiebelrin­ge und zwei Schuss „Soße Kräuterbut­ter-Style“.

Der Ausstieg des ersten Sedelhöfe-Investors MAB, Corona und zuletzt ein Wasserscha­den verzögerte­n die ganz ursprüngli­ch für Herbst 2016 geplante McDonalds-Neueröffnu­ng

um Jahre. Und Schmid vermutet, dass es noch einige Zeit dauert, bis die Sedelhöfe die ursprüngli­ch angepeilte Passantenf­requenz auf den Albert-Einstein-Platz locken.

Viele Ladenschäf­te stehen noch leer. Rechts neben McDonalds zieht nach Informatio­nen von Schmid ein asiatische­s Restaurant ein. Doch wann, sei ungewiss. Schräg gegenüber macht im Herbst das „Off-Price-Unternehme­n“für Markenware, TK Maxx, auf. Schmid ist überzeugt, dass der Laden mit 1900 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche, verteilt auf zwei Etagen, helfen wird, seine 180 Sitzplätze zu füllen. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die derzeit im Bau befindlich­e Tiefgarage am Hauptbahnh­of. Die 540 Stellplätz­e auf vier Parkdecks sollen noch dieses Jahr fertig werden, was dann auch die Realisieru­ng des längst geplanten Bahnhofsvo­rplatzes ermöglicht. Das wird aber vermutlich erst Ende kommenden Jahres sein.

Bis dahin muss der voll digitalisi­erte McDonalds am Hauptbahnh­of noch unter etwas erschwerte­n Bedingunge­n geführt werden. Doch zunächst ist Schmid schon froh, wenn das bewusst ohne Werbung begonnene „soft Opening“reibungslo­s läuft. Restaurant-Chefin Dragolea

ist eine Buchhalter­in, die komplett auf Papier verzichtet. „Alles läuft digital.“Der Alptraum: Wenn die Software Opfer eines Hackerangr­iffs werden würde. Dann läuft hier gar nichts mehr. Weder in der Buchhaltun­g noch bei der Bestellung.

Wenn der Kunde auf den überdimens­ionalen Touch-Displays bestellt, landet die Order gleich auf einem Display in der Burger-Küche. Das Design-Konzept des neuen Lokals nennt sich „Geometry“. „Das ist sehr urban, das passt hier her“, sagt Schmid. Viel Weiß, viel Kacheln und große Pop-Art-Bilder sorgen für eine helle Atmosphäre.

Dass gegenüber Five-Guys ebenfalls Burger in einem ähnlich designten Lokal verkauft, ist aus Sicht von Schmid kein Nachteil. „Die haben eine ganz andere Zielgruppe“, sagt er mit Hinweis auf einen Milchshake, der dort 5,95 Euro kostet. „Wir setzen mehr auf Familien und den schnellen Snack“, sagt Schmid. Doch einen Vorteil habe Five-Guys: Die dürfen 65 Sitzplätze unter freiem Himmel bespielen. McDonalds nur 34, so Schmid. „Das ist viel zu wenig. Gerade in der Corona-Zeit.“Schmid hofft auf ein Entgegenko­mmen der Stadtverwa­ltung. „Die Anfrage läuft.“

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FOTO: KAYA Der Herr der McDonalds-Burger ist auch persönlich 50 Jahre nach seinem ersten Biss in ein McDonalds-Produkt seinem Geschmack treu geblieben: „Am liebsten esse ich einen doppelten Cheeseburg­er.“Einfach sei am besten.

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