Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wo der Biber zum Streitfall wird
Ein Landwirt aus Mittelbuch klagt über überflutete Felder und beschädigte Maschinen
MITTELBUCH - Biber sind in Deutschland streng geschützt. Wer sie fängt, verletzt oder tötet, muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Grundsätzlich versteht der Landwirt Franz Utz aus Mittelbuch das. „Ich habe nichts gegen den Biber. Wo er nicht stört, darf er gern bleiben“, betont er. Das Problem für Utz ist aber, dass das Tier ihn sehr wohl stört. Seit Jahren schon gräbt es an der Dürnach fleißig Gänge, baut Burgen und verstopft Drainagen – genau dort, wo Utz’ landwirtschaftliche Flächen liegen. „Mittlerweile sind rund 20 Prozent der Betriebsfläche beschädigt“, beklagt der Milchviehhalter. Maschinen versinken zum Teil dort, wo der Biber die Böden unter Wasser gesetzt oder Löcher gegraben hat.
„Die dauernd überfluteten Flächen haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen“, sagt auch Monika Merk, Sprecherin der Stadt Ochsenhausen. An den Biberdämmen entlang der Dürnach staue sich das Wasser mittlerweile so hoch, dass es sich in angrenzenden Grundstücken einlagere oder über die landwirtschaftlich genutzten Flächen von Franz Utz und seinen Kollegen abfließe.
Wegen des hohen Wasserstands in der Dürnach können dabei auch angeschlossene Drainageleitungen nicht mehr abfließen, wodurch das weitere Umfeld immer mehr vernässt. „Für die Landwirtschaft sind deshalb die angrenzenden Grundstücke in weiten Teilen nicht mehr nutzbar“, erklärt Merk. Utz berichtet von massiven finanziellen Verlusten durch den Biber. Allein in einer einzigen Erntewoche habe er seinetwegen um die 1000 Euro Schaden gehabt.
Um 2014 habe alles angefangen, erinnert sich Franz Utz. Inzwischen geht er davon aus, dass sich zwischen zehn und zwanzig Biber rund um Mittelbuch angesiedelt haben könnten.
„Die genaue Zahl der dort lebenden Biber ist nicht bekannt“, sagt Merk dazu. Bekannt seien auf der Gemarkung Mittelbuch drei Reviere der Nagetiere: In einem davon breite sich der dort lebende Biber seit drei Jahren immer weiter aus. Und ist wahrscheinlich nicht allein. „Da eine Biberfamilie in der Regel aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren besteht, kann von einer entsprechenden Anzahl ausgegangen werden“, sagt die Stadtsprecherin.
Besonders im Herbst sind die Tiere laut Franz Utz aktiv. Dann sammeln sie nämlich Vorräte für den Winter. Viele Bäume fallen ihren scharfen Zähnen zum Opfer. „Die schrecken vor nichts zurück“, sagt der Landwirt. Durch Löcher im Boden, die der Biber grabe, sei schon einmal jemand zu Schaden gekommen.
Utz kennt unzählige Beispiele, wie das Nagetier rund um die Dürnach seit Jahren immer wieder für Unruhe sorgt. Passiert ist dagegen ihm zufolge bislang zu wenig. Auch Monika Merk räumt ein, dass die in Abstimmung mit den Biberbeauftragten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Biberach und der Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums Tübingen getroffenen Maßnahmen – wie das mehrfache Absenken der Einstauhöhe durch ein mäßiges Abtragen der Dammkrone – nur für kurze Zeit Besserung bringen, da der Biber die Krone sehr schnell wieder erhöhe.
Erfolgversprechender könnte der Einbau eines Abflussrohrs in den Damm sein. „Dadurch kann das Wasser über dem festgesetzten Niveau abfließen“, erläutert Merk. An einem Biberdamm sei die Maßnahme schon genehmigt worden.
Franz Utz möchte, dass noch weitere Schritte getroffen werden. „Wenn man die Dämme um die Hälfte absenken würde, wäre uns schon geholfen“, sagt er. Denn zusätzlich zu seinen Verlusten besorgt ihn auch, dass durch die Biber Schmutz ins Grundwasser gelangen könnte.
Grundsätzlich sei es jedoch schwierig, die Belange des Naturschutzes und die Interessen der
Landwirtschaft gleichermaßen zu gewährleisten, sagt Monika Merk. Naturschützerinnen und Naturschützer betonen, dass der Biber mit seiner Landschaftsgestaltung auch die Artenvielfalt fördere. Zudem könnte er durch seine Baukünste zum Hochwasserschutz beitragen. Eventuell müsste deshalb auf politischer Ebene ein Ausgleich geschaffen werden, so die Stadtsprecherin weiter.
Konkret sollen nun in engem Austausch und in Abstimmung mit den Biberbeauftragten des Landratsamts und des Regierungspräsidiums weitere Maßnahmen erörtert werden, um eine dauerhafte Überschwemmung der Flächen an der Dürnach möglichst zu verhindern. Landwirtinnen und Landwirte wie Franz Utz können nur hoffen, dass dabei nicht zu viel Zeit vergeht.