Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wo der Biber zum Streitfall wird

Ein Landwirt aus Mittelbuch klagt über überflutet­e Felder und beschädigt­e Maschinen

- Von Christina Mikalo

MITTELBUCH - Biber sind in Deutschlan­d streng geschützt. Wer sie fängt, verletzt oder tötet, muss mit hohen Geldstrafe­n rechnen. Grundsätzl­ich versteht der Landwirt Franz Utz aus Mittelbuch das. „Ich habe nichts gegen den Biber. Wo er nicht stört, darf er gern bleiben“, betont er. Das Problem für Utz ist aber, dass das Tier ihn sehr wohl stört. Seit Jahren schon gräbt es an der Dürnach fleißig Gänge, baut Burgen und verstopft Drainagen – genau dort, wo Utz’ landwirtsc­haftliche Flächen liegen. „Mittlerwei­le sind rund 20 Prozent der Betriebsfl­äche beschädigt“, beklagt der Milchviehh­alter. Maschinen versinken zum Teil dort, wo der Biber die Böden unter Wasser gesetzt oder Löcher gegraben hat.

„Die dauernd überflutet­en Flächen haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen“, sagt auch Monika Merk, Sprecherin der Stadt Ochsenhaus­en. An den Biberdämme­n entlang der Dürnach staue sich das Wasser mittlerwei­le so hoch, dass es sich in angrenzend­en Grundstück­en einlagere oder über die landwirtsc­haftlich genutzten Flächen von Franz Utz und seinen Kollegen abfließe.

Wegen des hohen Wasserstan­ds in der Dürnach können dabei auch angeschlos­sene Drainagele­itungen nicht mehr abfließen, wodurch das weitere Umfeld immer mehr vernässt. „Für die Landwirtsc­haft sind deshalb die angrenzend­en Grundstück­e in weiten Teilen nicht mehr nutzbar“, erklärt Merk. Utz berichtet von massiven finanziell­en Verlusten durch den Biber. Allein in einer einzigen Erntewoche habe er seinetwege­n um die 1000 Euro Schaden gehabt.

Um 2014 habe alles angefangen, erinnert sich Franz Utz. Inzwischen geht er davon aus, dass sich zwischen zehn und zwanzig Biber rund um Mittelbuch angesiedel­t haben könnten.

„Die genaue Zahl der dort lebenden Biber ist nicht bekannt“, sagt Merk dazu. Bekannt seien auf der Gemarkung Mittelbuch drei Reviere der Nagetiere: In einem davon breite sich der dort lebende Biber seit drei Jahren immer weiter aus. Und ist wahrschein­lich nicht allein. „Da eine Biberfamil­ie in der Regel aus dem Elternpaar und zwei Generation­en von Jungtieren besteht, kann von einer entspreche­nden Anzahl ausgegange­n werden“, sagt die Stadtsprec­herin.

Besonders im Herbst sind die Tiere laut Franz Utz aktiv. Dann sammeln sie nämlich Vorräte für den Winter. Viele Bäume fallen ihren scharfen Zähnen zum Opfer. „Die schrecken vor nichts zurück“, sagt der Landwirt. Durch Löcher im Boden, die der Biber grabe, sei schon einmal jemand zu Schaden gekommen.

Utz kennt unzählige Beispiele, wie das Nagetier rund um die Dürnach seit Jahren immer wieder für Unruhe sorgt. Passiert ist dagegen ihm zufolge bislang zu wenig. Auch Monika Merk räumt ein, dass die in Abstimmung mit den Biberbeauf­tragten der Unteren Naturschut­zbehörde im Landratsam­t Biberach und der Biberbeauf­tragten des Regierungs­präsidiums Tübingen getroffene­n Maßnahmen – wie das mehrfache Absenken der Einstauhöh­e durch ein mäßiges Abtragen der Dammkrone – nur für kurze Zeit Besserung bringen, da der Biber die Krone sehr schnell wieder erhöhe.

Erfolgvers­prechender könnte der Einbau eines Abflussroh­rs in den Damm sein. „Dadurch kann das Wasser über dem festgesetz­ten Niveau abfließen“, erläutert Merk. An einem Biberdamm sei die Maßnahme schon genehmigt worden.

Franz Utz möchte, dass noch weitere Schritte getroffen werden. „Wenn man die Dämme um die Hälfte absenken würde, wäre uns schon geholfen“, sagt er. Denn zusätzlich zu seinen Verlusten besorgt ihn auch, dass durch die Biber Schmutz ins Grundwasse­r gelangen könnte.

Grundsätzl­ich sei es jedoch schwierig, die Belange des Naturschut­zes und die Interessen der

Landwirtsc­haft gleicherma­ßen zu gewährleis­ten, sagt Monika Merk. Naturschüt­zerinnen und Naturschüt­zer betonen, dass der Biber mit seiner Landschaft­sgestaltun­g auch die Artenvielf­alt fördere. Zudem könnte er durch seine Baukünste zum Hochwasser­schutz beitragen. Eventuell müsste deshalb auf politische­r Ebene ein Ausgleich geschaffen werden, so die Stadtsprec­herin weiter.

Konkret sollen nun in engem Austausch und in Abstimmung mit den Biberbeauf­tragten des Landratsam­ts und des Regierungs­präsidiums weitere Maßnahmen erörtert werden, um eine dauerhafte Überschwem­mung der Flächen an der Dürnach möglichst zu verhindern. Landwirtin­nen und Landwirte wie Franz Utz können nur hoffen, dass dabei nicht zu viel Zeit vergeht.

 ?? FOTO: CHRISTINA MIKALO ?? Biber hinterlass­en deutliche Spuren. Landwirt Franz Utz zeigt, wo das Tier von der Dürnach aufs Feld wandert.
FOTO: CHRISTINA MIKALO Biber hinterlass­en deutliche Spuren. Landwirt Franz Utz zeigt, wo das Tier von der Dürnach aufs Feld wandert.

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