Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Leipzig zeigt Stuttgart die Grenzen auf
RB glänzt beim 4:0 gegen den überforderten VfB mit tollem Fußball und sehenswerten Toren – Erneut Sorgen um Kalajdzic
LEIPZIG (dpa) – Die schwarze Serie des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig geht weiter: Im siebten Bundesligaduell mit den Sachsen gab es am Freitagabend beim 0:4 (0:1) die sechste Niederlage (ein Unentschieden). Vizemeister Leipzig spielte hingegen wieder wie ein Titelanwärter. Fünf Tage nach dem ganz schwachen Saisonstart in Mainz war das Team des neuen Trainers Jesse Marsch gegen den als Tabellenführer angereisten VfB von Anfang an überlegen. Der überragende Dominik Szoboszlai (38. und 52. Minute) bei seinem Startelfdebüt, Emil Forsberg (46.) und André Silva (65./Handelfmeter) trafen für die spielstarken und -freudigen Leipziger, die den VfB zwischenzeitlich in dessen Hälfte festnagelten.
„Ein besseres Debüt vor den Fans kann man nicht haben“, sagte der zuletzt lange verletzte Szoboszlai bei DAZN. „Ich habe richtig viel erlebt, das war nicht einfach. Ich bin sehr glücklich, dass wir wieder Fans haben dürfen und ich zwei Tore schießen konnte. Heute war perfekt. Wir haben sehr, sehr gut reagiert auf das Spiel gegen Mainz.“Forsberg sprach von einer „wahnsinnigen Leistung von uns“.
Ganz anders die Stimmungslage beim VfB: Die von Pellegrino Matarazzo trainierten Schwaben verloren ihre Spitzenposition in der Bundesliga allein durch die Gegentore. „Wir haben heute unsere Grenzen aufgezeigt bekommen. Leipzig war einfach in allen Belangen die bessere Mannschaft“, sagte der VfB-Coach. Nach dem Schlusspfiff sorgten sich die Stuttgarter um den nach seiner Corona-Infektion gerade erst zurückgekehrten Stürmer Sasa Kalajdzic, der mit einer Verletzung wohl an der Schulter auf dem Rasen behandelt werden musste.
Im ersten Bundesliga-Duell zweier US-Trainer bestimmte Leipzig klar schon die ersten Halbzeit. Angefeuert von den 23 100 Fans in der Leipziger Arena spielte RB enorm offensiv. Der VfB agierte – auch gezwungen durch das dominante RB-Spiel – deutlich zurückhaltender als beim furiosen 5:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth zum Auftakt und hatte mehrfach Glück, nicht früher in Rückstand zu geraten.Torhüter Florian Müller musste sich bei einer abgefälschten Hereingabe von Christopher Nkunku ganz schön strecken, um das 0:1 zu verhindern (15.). In der 23. Minute entschärfte Müller einen sehenswerten Seitfallzieher von RB-Zugang.
Der VfB-Keeper bekam deutlich mehr zu tun, als den Stuttgartern lieb sein konnte. Nur wenige Entlastungsangriffe führten zu gefährlichen Aktionen im Leipziger Strafraum. Hamadi Al Ghaddioui hatte in der ersten Halbzeit eine große Chance zur Führung: Der Ersatz des bis zur 73. Minute noch auf der Bank sitzenden Kalajdzic bekam aber nicht ausreichend Druck hinter den Ball (33.). Stattdessen belohnte Szoboszlai den beherzten Leipziger Auftritt nach einem Stuttgarter Abspielfehler mit seinem Tor per sattem Schuss von der Strafraumgrenze. Die Führung war bei 16:4 Torschüssen in der ersten Halbzeit absolut verdient – und wurde nach 15 Sekunden des zweiten Durchgangs noch beruhigender.
Vom Anstoß weg spielten sich die Leipziger an den Gästen vorbei, Forsberg behielt nach Vorlage von Silva vor Müller die Nerven. Die Fans feierten ihre Profis und jubelten nach Szoboszlais
zweitem Kunststück noch lauter. Der Ungar wollte seinen Freistoß wohl eher als scharfe Hereingabe in den Strafraum spielen, der ganz stark getretene Ball segelte aber an allen vorbei ins Tor. Ein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter von Florian Badstübner nach einem Handspiel von Marc-Oliver Kempf in dessen 100. Bundesliga-Spiel leitete das nächste Tor ein. Silva erzielte seinen Premierentreffer im RB-Trikot. Spätestens jetzt war die Partie entschieden, im Anschluss nahm RB ein wenig das Tempo aus dem Spiel.
Gulacsi – Klostermann, Simakan, Orban (76. Mukiele), Gvardiol – Haidara (68. Sabitzer), Adams – Nkunku (82. Poulsen), Forsberg, Szoboszlai (69. Laimer) – Silva (69. Hwang). – VfB: Müller – Mawropanos (84. Stenzel), Anton, Kempf – Massimo, Klement (73. Millot), Endo, Sosa – Förster (81. Thommy), Klimowicz (73. Kalajdzic) – Al Ghaddioui (46. Didavi). – Tore: 1:0 Szoboszlai (38.), 2:0 Forsberg (46.), 3:0 Szoboszlai (52.), 4:0 Silva (65./Handelfmeter). – Zuschauer: 23 100.