Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Grüne fordern Ende der staatlichen Förderung von großen Ställen
In den größten Tierfabriken können 460 000 Hühner gehalten werden. Grüne und Linke fordern ein politisches Umdenken hin zu mehr Tierwohl. Das Landwirtschaftsministerium sieht die Länder in der Pflicht. „Lasst die Sau raus!“forderten am Montag Demonstranten vor dem Reichstag in Berlin. Dass damit nicht das Nachtleben in der Hauptstadt gemeint war, konnte man daran erkennen, dass die Teilnehmer Tiermasken trugen – und Schilder in der Hand hielten, auf denen stand, wo wie viele Hühner und Schweine in neu gebauten Megaställen gehalten werden sollen. „Wir fordern einen sofortigen Genehmigungsstopp für Tierfabriken“, sagte ein Vertreter der Deutschen Umwelthilfe.
bereits geplant. In den größten können 460 000 Hühner beziehungsweise 34 000 Schweine gehalten werden. Den Demonstranten geht es einerseits um Tierwohl, andererseits aber auch um Brandschutz. Knapp eine Viertelmillion Tiere sind in dieser Legislaturperiode bei Bränden in Großmastanlagen gestorben. Unterstützung für ihr Anliegen finden die Demonstranten hinter ihrem Rücken im Bundestag – zumindest teilweise. „Massentierhaltung darf nicht länger staatlich gefördert werden“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter. Seine Parteifreundin Renate Künast mischte sich gar unter die Demonstranten – inklusive Tiermaske. „Stattdessen“, so Hofreiter, „wollen wir bäuerliche Höfe als Alternative zur industriellen Tierhaltung stärken“. Die Grünen stellen sich eine regionale Kennzeichnung und bessere Vermarktung vor. Tiere bräuchten mehr Platz und frische Luft. Das sieht die Linke ähnlich. „Der Umbau zur flächengebundenen Tierhaltung ist überfällig“, sagt deren agrarpolitische Sprecherin Kirsten Tackmann, „muss aber sozial verträglich gestaltet werden und sich an einer regionalen Kreislaufwirtschaft orientieren“. Es brauche eine Deckelung der Tierbestände in Regionen und Standorten. Das sieht Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) anders. Tierwohl lasse sich nicht allein an der Zahl der gehaltenen Tiere festmachen, so eine Sprecherin ihres Ministeriums. Die Bundesländer seien in der Pflicht, den Tier- und Brandschutz in den Ställen zu verbessern. (dgu)