Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lehrerversorgung am Limit
So dramatisch ist die Situation bereits zu Schuljahresbeginn im Schulamtsbezirk Biberach
Mit verschiedenen Maßnahmen versucht das Schulamt, das Defizit an Lehrkräften zumindest teilweise auszugleichen. So werden rund 200 so genannte Nichterfüller (ohne Lehramtsstudium) mit befristeten Verträgen eingestellt, hauptsächlich an den Sonderpädagogischen Bildungsund Beratungszentren (SBBZ), früher Förderschulen. Auch Pensionäre übernehmen zum Teil Unterrichtsstunden. „Wir freuen uns auch, dass vor allem Lehrerinnen bereit sind, ihre Teilzeitdeputate aufzustocken“, sagt Jesse. Des Weiteren nutzt das Schulamt auch die Möglichkeit, größere Klassen und Gruppen zu bilden, im Grundschulbereich in Einzelfällen bis zu 33 Kinder.
„Das schauen wir uns aber in jedem einzelnen Fall genau an“, sagt Ulrike Jesse.
Die Reserve an Lehrkräften, die es Anfang August für Krankheitsvertretungen im Schulamtsbezirk noch gab, sei inzwischen aufgebraucht. „Die Kolleginnen und Kollegen sind alle bereits im Einsatz“, sagt die Personalschulrätin. „Eine größere Grippewelle käme also eher ungelegen.“
Der Mangel an Lehrkräften lässt sich aus ihrer Sicht nicht an bestimmten Schularten festmachen. „Besonders schwerwiegend ist er an kleinen Schulstandorten, wo der Ausfall einer Lehrerkollegin oder eines Lehrerkollegen schwerer zu kompensieren ist als an großen Schulen mit einem großen Kollegium“, so Jesse. Gerade für die Schulleiterinnen und -leiter sei diese Situation extrem belastend, weiß Schwarz. Das Schulamt versuche, jeweils bestmöglich zu unterstützen. „Wir können das nur zusammen schaffen.“
Verschärfend zur angespannten Personalsituation kommt an den Schulen auch noch die Umsetzung der Corona-Hygieneregeln und der Tests hinzu. „Das bedeutet einen Mehraufwand und eine hohe Belastung für Rektoren und Lehrer“, sagt Schwarz. Es habe in den ersten beiden Schultagen einige positive Tests gegeben, ebenso gebe es Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer Urlaubsrückkehr in Quarantäne seien. Genaue Zahlen seien ihm aber nicht bekannt, so Schwarz. „Ziel ist aber, möglichst im Präsenzunterricht zu bleiben.“Die Schulen seien im Umgang mit den Corona-Vorschriften inzwischen geübt. „Alle sind glücklich, dass sie wieder in der Schule sein können“, schildert Schwarz. „Wichtig ist jetzt, dass die Kinder nach der Corona-Zeit aufgefangen werden und der sozial-emotionale Aspekt sehr ernst genommen wird.“
Die Diskussion über eine flächendeckende Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte
für alle Klassenzimmer, wie sie von Elternvertretern mehrerer Biberacher Schulen im Sommer gefordert wurde, sei im Schulamt bislang kein großes Thema gewesen, sagt Schwarz. „Für uns ist regelmäßiges Lüften die Basis. Ein Luftfilter ersetzt nicht die Frischluftzufuhr und ist auch kein Allheilmittel.“Hoch sei nach seiner Einschätzung die Zahl der geimpften Lehrkräfte, sagt der Amtsleiter. Eine genaue Zahl habe er allerdings nicht, „denn wir dürfen das ja nicht abfragen“.
Die Schülerzahlen sind im Schulamtsbezirk im Vergleich zum vergangenen Schuljahr insgesamt um ein Prozent gestiegen (von 37 188 auf 37 546 Schüler). An den Grundschulen stieg die Zahl um zwei Prozent, an den Realschulen um 1,5 Prozent, an den Gemeinschaftsschulen blieb sie in etwa konstant. Lediglich an den Haupt- und Werkrealschulen nahm sie um 6,8 Prozent ab.
Die beliebteste weiterführende Schulart ist für die Viertklässler im Schulamtsbezirk die Realschule. Dorthin wechselten zum neuen Schuljahr 41,2 Prozent der Viertklässler; es folgt das Gymnasium (35,7 Prozent) vor der Gemeinschaftsschule (17,9 Prozent) und der Haupt- und Werkrealschule (4,3 Prozent).
Ulrike Jesse, Personalschulrätin am Staatlichen Schulamt Biberach
„Wir verwalten den Mangel, aber wir versuchen, den Unterricht zu sichern.“