Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schüler hatten an 180 Tagen keinen normalen Unterricht
OECD-Studie zeigt Nachholbedarf aufgrund der Corona-Pandemie auf – Deutschland abgeschlagen
BERLIN - Geschlossene Schulen, Wechselunterricht: Deutschland ist bei einem Bildungsvergleich zu Beeinträchtigungen des Schulbetriebs während der Corona-Pandemie auf dem vorletzten Platz gelandet. Nur Lettland schneidet in der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellten Studie noch schlechter ab.
Die rund elf Millionen Schülerinnen und Schüler im Land hatten seit Beginn der Pandemie bis zu diesem Frühjahr im Schnitt an mehr als 180 Tagen sogenanntes Homeschooling, Wechselunterricht oder andere Unterrichtsformen, weil Schulen zu oder nur zum Teil geöffnet waren.
An der Spitze mit den wenigsten Einschränkungen seit Beginn dieses Jahres liegen die Schweiz, Schweden und Spanien. Das Versäumte wieder aufzuholen, sei eine der größten Herausforderungen im deutschen Bildungssystem, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher am Donnerstag.
Doch das werde nicht einfach, betonte Schleicher. Denn trotz der inzwischen an vielen Orten eingeführten Ganztagsbetreuung sei die Lernzeit in der Bundesrepublik gegenüber anderen Ländern immer noch relativ gering. An den Grundschulen würden jährlich im Schnitt rund 750 Stunden mit Lernen verbracht, heißt es in der Studie „Bildung auf einen Blick 2021“. Beim Spitzenreiter Costa Rica sind es dagegen fast 1200. Letzter im 39-Länder-Vergleich ist in dieser Hinsicht Polen.
Hoffnungen, dass die Lernzeit an deutschen Schulen in absehbarer Zukunft steigt, verbindet Schleicher mit dem vor Kurzem für Grundschulkinder beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Der wird aber erst bis 2029 vollständig umgesetzt.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wies darauf hin, dass sich wohl „erst in den kommenden Monaten“zeigen werde, wie groß die durch die Pandemie entstandenen Lernlücken bei den Kindern und Jugendlichen genau sind. Mit dem zwei Milliarden Euro teuren „Aufholprogramm“, das auch Nachhilfe an Nachmittagen und in den Ferien umfasst, wolle man die Probleme verstärkt angehen.